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Geburt
Wie riskant ist eine Hausgeburt?
Keine fremden Menschen, geborgene Atmosphäre – einige Schwangere möchten ihr Kind nicht in der Klinik, sondern zu Hause oder im Geburtshaus zur Welt bringen. Gynäkologen sehen das kritisch.
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Inhalt
- Wie häufig sind Hausgeburten?
- Für wen kommt eine Hausgeburt in Frage?
- Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
- Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
- Wann muss man eine Geburt zu Hause abbrechen?
- Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
- Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
- Welche Empfehlung geben ärztliche Fachverbände?
- Wie häufig sind Hausgeburten?
- Für wen kommt eine Hausgeburt in Frage?
- Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
- Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
- Wann muss man eine Geburt zu Hause abbrechen?
- Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
- Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
- Welche Empfehlung geben ärztliche Fachverbände?
Artikel Abschnitt: Wie häufig sind Hausgeburten?
Wie häufig sind Hausgeburten?
Dazu gibt es keine gesicherten Zahlen. Es finden sich nur Zahlen zu dem Oberbegriff der „außerklinischen Geburt“. Das ist ein Sammelbegriff für Hausgeburten, Entbindungen in Geburtshäusern und in Hebammenpraxen zusammengenommen. 2017 wurden laut dem „Qualitätsbericht Außerklinische Geburtshilfe“ genau 10.628 Kinder geplant außerklinisch geboren und 146 Kinder ungeplant außerklinisch.
Insgesamt kamen 2017 in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 787.884 Kinder zur Welt. Somit machen die außerklinischen Geburten nur knapp 1,3 Prozent aus. Die Zahlen basieren auf Umfragen der Hebammenverbände bei ihren Mitgliedern, amtlich erfasste Zahlen zu Geburten außerhalb der Krankenhäuser gibt es nicht.
Artikel Abschnitt: Für wen kommt eine Hausgeburt in Frage?
Für wen kommt eine Hausgeburt in Frage?
Eine außerklinische Geburt ist normalerweise nur eine Option für Schwangere ohne besondere Risiken oder Vorerkrankungen. „Darüber werden die Frauen gut aufgeklärt“, sagt Ingrid Kronast vom Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD). „Und es wird im Verlauf der Schwangerschaft stets wieder neu geprüft, ob eine Geburt zu Hause oder im Geburtshaus tatsächlich möglich ist.“ Von den 12.738 dokumentierten Einlingsgeburten, die 2017 geplant außerklinisch begonnen haben, waren 5.494 als Hausgeburten geplant und 7.244 als Geburt in hebammengeleiteten Einrichtungen.
Artikel Abschnitt: Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
Wann ist eine Geburt im Krankenhaus besser?
Vor allem bei Mehrlingsschwangerschaften, wenn die Mutter schon einen Kaiserschnitt hatte oder bei der ersten Geburt über 35 ist wird eine Geburt im Krankenhaus empfohlen. Auch bestehende Krankheiten der Mutter wie hoher Blutdruck oder starkes Übergewicht spielen eine Rolle.
Besonders kleine und besonders große Kinder sind nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und des Berufsverband der Frauenärzte ein Risikofaktor, ebenso eine Beckenend- oder Querlage.
Herzfehler sprechen gegen eine Hausgeburt, ebenso wie eine Plazenta, die vor dem Muttermund liegt und eine Nabelschnur, die sich laut Ultraschall um den Hals des Babys geschlungen hat.
Artikel Abschnitt: Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
Wie können Schwangere eine Hausgeburt vorbereiten?
Wie genau eine Frau ihr Kind bekommen möchte, ist Teil des Vorgesprächs mit der Hebamme. Wie und wo fühlt sie sich wohl? Den gewählten Ort kann man mit Malerflies und Laken auslegen. Im Winter sollte in dem Raum eine Heizung vorhanden und warmes Wasser verfügbar sein. Auf jeden Fall sollte man klären, ab wann und wie lange die Hebamme die Geburt betreuen kann und wie sie auf einen möglichen Notfall reagieren kann. Die Entfernung zur nächsten Klinik ist dabei ein wichtiger Faktor.
„Aus allen Daten geht hervor, dass im Notfall eine rasche Verlegung in eine ärztlich geleitete Geburtshilfe wesentlich ist“, sagt Prof. Michael Abou-Dakn, Sprecher der Geburtshilfe in der DGGG und Chefarzt der größten Geburtsklinik in Deutschland: „Daher sollte außerklinische Geburtshilfe am besten unmittelbar in der Nähe einer Klinik stattfinden“ und eine mögliche Verlegung vorab geklärt sein.
90 Prozent der Geburtshäuser in Deutschland sind maximal zehn Kilometer von einer Klinik entfernt – aber nur 66 Prozent der Hausgeburten. Wichtig sei das Geburtsmanagement, sagt Hebamme Ingrid Kronast. „Man muss vorausschauend handeln.“
Artikel Abschnitt: Wann muss man eine Geburt zu Hause abbrechen?
Wann muss man eine Geburt zu Hause abbrechen?
Wenn Gefahr für die Gesundheit und das Leben von Mutter oder Kind besteht oder absehbar ist, sagt Christian Albring vom Berufsverband der Frauenärzte (BVF). Konkret heißt das, wenn die Geburt nicht mehr vorangeht, die Frau erschöpft ist und keine Kraft mehr hat oder wenn durch Fehlstellungen des Babys beziehungsweise des Kindskopfs die Verletzungsgefahr bei Kind und Mutter steigt.
Ebenso wenn sich die Herzfrequenz des Kindes verändert und damit einen akuten Sauerstoffmangel anzeigt – mit dem Risiko einer lebenslangen Gehirnschädigung. Aber auch Blutungen, Fieber oder steigender Blutdruck bei der Mutter sind laut BVF ein Grund.
Die Geburt, sagt Christian Albring, „ist die gefährlichste Stunde eines Menschen in seinem Leben. Wenn nur über wenige Minuten ein Sauerstoffmangel vorherrscht, kann das Kind schon bleibende Schäden behalten.“
Artikel Abschnitt: Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
Wie oft gehen Hausgeburten gut, wie häufig sind Komplikationen?
Bei 44,2 Prozent der Frauen war der Damm nach der vaginalen Geburt intakt, und bei 41 Prozent der Frauen war keinerlei Intervention nötig.“ Eine Verlegung in Eile sei nur bei 1,1 Prozent aller außerklinisch begonnen Geburten erfolgt beziehungsweise bei 6,4 Prozent aller Verlegungen. Und die Rate der Dammschnitte und der größeren Rissverletzungen sei „sehr viel niedriger als in der Klinik“.
Zudem liege die Kaiserschnittrate mit etwa zehn Prozent aller außerklinisch begonnenen Geburten „deutlich unter der klinischen Kaiserschnittrate“ von 30 Prozent.
Haus- und klinische Geburten sind schwer zu vergleichen
Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) findet dagegen, hier würden, wie auch den meisten Studien zur Risikofrage, Äpfel mit Birnen verglichen. „In Krankenhäusern entbinden viel mehr Frauen mit erhöhtem Risiko“, sagt der BVF-Vorsitzende Christian Albring.
„Auch die Erhebungen der außerklinisch tätigen Hebammen selbst belegen die Komplikationen und Risiken für Mutter und Kind: 25 Prozent aller Erst-Gebärenden müssen trotz der Positivauswahl verlegt werden, viele davon notfallmäßig. Viele Kinder kommen in einem schlechten Herz-Kreislauf-Zustand zur Welt und brauchen sofort eine ärztliche Versorgung.“
Das Risiko bei einer operativen Entbindung – also Kaiserschnitt oder Vakuum- oder Zangen-Entbindung – sei erheblich höher, wenn die Schwangere unter der Geburt wegen Komplikationen in eine Klinik verlegt werden musste.
Zudem, so der BVF, seien schwere Dammrisse, die den Schließmuskel des Darmausgangs mit einbeziehen und teilweise den Darmausgang zerreißen (Dammrisse III und IV) bei außerklinischen Geburten nicht seltener als bei Klinikgeburten, sogar etwas häufiger als in der Klinik – das unterschiedliche Verhältnis von Erst- und Mehrgebärenden bei den Klinikgeburten und den außerklinischen Geburten berücksichtigt.
Und betrachtet man bei Kaiserschnitten im Krankenhaus nur Schwangere mit niedrigem Risiko, komme man auch auf eine Rate von elf Prozent, so das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG).
Komplikationen sind gar nicht so selten
Tatsächlich verdeutlicht der Qualitätsbericht zur außerklinischen Geburtshilfe, dass Komplikationen gar nicht so selten sind: 2.110 von 12.000 Schwangeren, die die Geburt außerklinisch begonnen hatten, mussten 2017 wegen Erschöpfung oder Komplikationen doch noch in ein Krankenhaus verlegt werden, das ist fast jede Sechste. Zwei Prozent der Mütter verloren mehr als einen Liter Blut. Und 21 Kinder starben 2017 bei außerklinischen Geburten – elf bei den 10.628 außerklinisch beendeten Geburten (0,1 Prozent) und zehn bei den 2.110 während der Wehen verlegten Geburten (0,47 Prozent).
Die Gesamtsterblichkeit liegt damit bei 0,17 Prozent, bei den Klinikgeburten waren es 0,5 Prozent. Dort landen aber laut Albring deutlich mehr schwierige Fälle. Außerdem kritisieren die Frauenärzte, dass 62 Prozent der außerklinisch tätigen Hebammen nur maximal zehn Geburten pro Jahr betreuen und damit wenig Routine haben. Notsituationen, sagt Christian Albring, „können bei einer außerklinischen Geburt nicht angemessen beherrscht werden.“
Artikel Abschnitt: Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
Welche rechtlichen Vorgaben gibt es?
Frauen haben das Recht auf eine freie Wahl des Geburtsortes. Hebammen dürfen laut Hebammengesetz Schwangerschaften begleiten und Geburten ohne ärztliche Hilfe betreuen und entbinden. Die Ärztin und der Arzt sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass bei einer Entbindung eine Hebamme zugezogen wird. Die Hebamme muss haftpflichtversichert sein.
Artikel Abschnitt: Welche Empfehlung geben ärztliche Fachverbände?
Welche Empfehlung geben ärztliche Fachverbände?
Eine Notlage verlangt Schnelligkeit
Wissenschaftliche Studien und auch die Erhebungen der außerklinisch tätigen Hebammen selbst zeigten, dass der Verlauf bei einem Notfall und einer Verlegung für Mutter und Kind bei geplanter außerklinischer Geburt schlechter sei als bei der geplant klinischen Geburt.
Weiterer Unterschied: In Krankenhäusern gelten im Rahmen der Qualitätssicherung bei Geburten Qualitätsindikatoren. Aufgrund wissenschaftlicher Daten wurden Kriterien bestimmt, die einzuhalten sind. Dazu zählt bei einem Notkaiserschnitt die zulässige Zeitspanne, die in einer Notlage zwischen der Indikation und der Geburt des Kindes vergehen darf – nämlich maximal 20 Minuten (sogenannte E-E-Zeit). Das ist laut Abou-Dakn in der außerklinischen Geburtshilfe nicht zu gewährleisten.
Unter diesen Umständen sei „die außerklinische Geburtshilfe nicht sicher“. Allerdings betrachtet die Fachgesellschaft die Zunahme von Interventionen während der Geburt in den Kliniken mit Sorge, in erster Linie die im europäischen Vergleich hohe Kaiserschnittrate, die „das medizinisch notwendige Maß erheblich“ übersteige. Man sehe daher „auch in der klinischen Geburtshilfe deutliches Verbesserungspotenzial.“
Ein Tipp: Frauen können auch im Krankenhaus vorab mit dem Personal besprechen, dass sie so wenig Intervention wie möglich erhalten möchten.
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Mich hätte sehr interessiert, wie die Gesamtdaten Deutschlands aussehen verglichen mit den Gesamtdaten der Niederlande bzw. eines anderen Europäischen Lands wie der Niederlande, die eine andere, stärker Hebammen-orientierte Politik haben und wo Hebamme ein medizinisches Studium ist, nicht ein Ausbildungsberuf wie bei uns. Habt ihr vielleicht Recherche dazu betrieben? Es… Weiterlesen »