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Bakterien
Antibiotika-Resistenzen: Was du darüber wissen solltest
Wenn wir zu oft Antibiotika nehmen, fördert das die Bildung von resistenten Bakterien. Was bedeutet das für dich und können wir dagegen etwas tun?
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Darum geht's:
Bakterien können eine Behandlung mit Antibiotika überleben
Eine Behandlung mit Antibiotika kann auch Nachteile mit sich bringen
Wenn man Antibiotika einnimmt, muss man aber auch in seltenen Fällen mit Nebenwirkungen wie Hautausschlag rechnen. Weil das Medikament nicht nur spezifisch gegen eine bestimmte Bakterienart wirkt, beeinträchtigt es auch die Bakterien die wir eigentlich brauchen und im Darm oder auf der Haut Teil unseres Mikrobioms sind. Das kann zu Durchfall führen, oder dazu, dass sich Pilze wie der Hefepilz candida albicans auf der (Schleim-) Haut übermäßig vermehren können.
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Bakterien können Antibiotika austricksen
Antibiotika sind verschreibungspflichtige Arzneimittel. Sie wirken über verschiedene Mechanismen. Sie können zum Beispiel verhindern, dass Bakterien eine funktionsfähige Zellwand aufbauen. Und sie greifen in den bakteriellen Stoffwechsel ein oder schädigen das Erbgut des Erregers. So können Antibiotika Bakterien in deinem Körper eigentlich gut bekämpfen. Aber: Bakterien können auch Resistenzen ausbilden – die Antibiotika wirken dann schlechter oder sogar gar nicht mehr.
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Resistenzentwicklung — ein Beispiel
Der Erreger MRSA (Methicillin resistenter Staphylococcus aureus) umgeht die Wirkung des Antibiotikums aber auf clevere Weise: Ein Enzym der resistenten Bakterien ist nämlich ein bisschen verändert. Und zwar genau an der Stelle, an der das Antibiotikum eigentlich bindet. So kann der Wirkstoff nicht mehr andocken.
Die Folge: Das Medikament kann das Enzym nicht mehr blockieren und das Bakterium kann seine Zellwand ganz normal aufbauen und überlebt. Die Resistenzentwicklung ist also eine Weiterentwicklung der Bakterien, um zu überleben. Das passiert, wenn sich durch eine Mutation im Erbgut der Bakterien eine Eigenschaft zufällig ändert und sich diese dann als Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Bakterien des Stamms herausstellt. Häufig existieren die Resistenzgene aber schon bevor man das Antibiotikum eingesetzt hat.
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Resistenzbildung ist gelebte Evolution
Nehmen wir Antibiotika zu oft oder falsch ein, erhöht das den Selektionsdruck, der auf den Mikroorganismen lastet. Sprich: Die stärksten, also die resistenten Bakterien, überleben und können ihre Widerstandsfähigkeit weitervererben. Weil sich Bakterien schnell vermehren, und sie zudem die Fähigkeit haben zum Beispiel ganze Bereiche ihres Erbguts auszutauschen, verläuft ihre Evolution äußerst effektiv.
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Artikel Abschnitt: Darum müssen wir darüber reden:
Darum müssen wir darüber reden:
Immer mehr Bakterien sind resistent
Was lange und kurz konkret heißt, entscheiden Ärzte und Ärztinnen aufgrund des Krankheitsbildes. Allgemein kann man aber sagen: ein Antibiotikum länger zu nehmen als verordnet, bringt keinen Mehrwert und führt dazu, dass immer mehr von den Bakterien vernichtet werden, die wir brauchen.
Antibiotika müssen möglichst zielgenau verabreicht werden
Ein laxer Umgang mit Antibiotika hat in den vergangenen Jahrzehnten zudem dazu geführt, dass sich bei einigen Erregern ausgeprägte Resistenzen entwickelt haben. In Deutschland führen Krankenhäuser deswegen regelmäßig Proben durch, um zu schauen, wie resistent Bakterien gegenüber Antibiotika sind. Im Labor testen sie dann, ob Bakterien sich trotz Antibiotika vermehren oder nicht. Diese mikrobielle Untersuchungsmethode nennt man Antibiogramm.
Die ermittelten Resistenzraten liegen in Deutschland aktuell im Bereich von zwei bis 20 Prozent. Der Maximalwert von 20 Prozent bezieht sich auf Enterococcus faecium, ein Bakterium, das natürlicherweise im Darm vorkommt. Die Resistenz betrifft das Antibiotikum Vancomycin.
Das bedeutet für eine Enterokokken-Infektion, dass 80 von 100 Bakterienstämmen auf das Antibiotikum ansprechen, 20 jedoch nicht. Das Bakterium ist dann ein VRE und gehört zu den Vancomycin-resistenten Enterokokken. Laut dem Robert Koch Institut sind die Resistenzraten der sechs häufigsten Bakterienarten mit Resistenzbildung in Deutschland aber auf relativ stabilem Niveau.
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Um gezielt zu behandeln, muss man den Infektionserreger kennen
Allein aufgrund von Resistenzraten von "Problemkeimen" zu sprechen, wäre jedoch falsch. Dr. Dr. Katja de With, Leiterin des Zentralbereichs Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden sagt: "Infektionserreger sind hinsichtlich ihrer Häufigkeit und ihrer Pathogenität unterschiedlich einzuschätzen."
Eine Enterokokkeninfektion kann eine Blutvergiftung sein, die Bakterien können aber auch das Herz befallen. Die Krankheiten sind sehr verschieden. Je nachdem wo sich die Bakterien im Körper befinden, ist es unterschiedlich schwer, sie zu identifizieren. So ist ein Erreger, der oberflächlich auf der Haut etwa in einer eitrigen Wunde sitzt, leichter zu finden als ein Erreger, der beispielsweise die Lunge befallen hat.
Erschwerend kommt hinzu, dass aus Urinproben oft mehrere Bakterien nachgewiesen werden können. "Wenn Patienten mit resistenten Bakterien besiedelt sind, dann heißt das nicht zwangsläufig, dass sie auch daran erkrankt sind", so de With. Den Verursacher der Krankheit zu finden ist also gar nicht so einfach.
Eine Behandlung, vor allem im Krankenhaus, kann aber oft nicht warten. Deshalb wird dann meist mit einem Medikament behandelt, das gegen mehrere Bakterien wirkt, einem Breitband-Antibiotikum. Problem: Das fördert die Resistenzbildung.
De With kennt dieses Dilemma der Klinikärzt:innen und rät: "Als Infektiologin muss ich deutlich sagen, dass in Fällen, in denen man den Erreger nicht kennt, an Tag drei der Antibiotikagabe klar sein muss, ob die Behandlung etwas bringt oder nicht." Denn hier gilt wieder: Eine Behandlung mit einem Antibiotikum, das nicht zielgenau wirkt, fördert die Resistenzbildung.
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Ein Bakterium, das immer wieder in Meldungen und Berichten auftaucht, weil es schwer zu behandeln ist, ist MRSA (Methicillin-resistenter Staphyloccocus aureus). Das sind besondere Stämme von Staphyloccocus aureus, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Man nennt sie auch multiresistent. Die Erreger machen aber nicht automatisch krank. Auch gesunde Menschen sind Übertrager dieser Keime, meist ohne es zu wissen. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, wo Menschen mit geschwächter Abwehr leben, ist es deshalb wichtig, auf Hygiene zu achten, damit man Kranke nicht damit ansteckt. Auch innerhalb der Einrichtungen wird darauf geachtet, dass sich resistente Keime nicht so schnell verbreiten können.
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Es gibt auch sogenannte multiresistente Bakterien, die gegen mehrere Arten von Antibiotika resistent sind. Gegen diese Erreger muss dann mit speziellen Reserve-Antibiotika therapiert werden. Auch neue Antibiotika, mit vielleicht ganz neuen Wirkmechanismen könnten hier helfen. Seit Jahren kommen aber kaum neue Antibiotika auf den Markt.
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Eine gute Strategie zur Vermeidung von Resistenzen ist komplex
Das Problem dabei: Eigentlich bräuchte man dafür viel mehr Infektiolog:innen. Aber erst seit 2021 gibt es überhaupt die Möglichkeit sich als Fachärztin oder Facharzt in diesem Gebiet ausbilden zu lassen. Infektionen werden also meistens von allen Ärztinnen und Ärzten behandelt. Und die geben häufig zu schnell ein Antibiotikum oder sie geben das falsche, und dann noch eins, wenn das erste nicht gewirkt hat.
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Aber auch wir können noch mehr tun. Denn es geht nicht nur darum, die Arzneimittel seltener einzusetzen. "Oft wird auch innerhalb der Ärzteschaft nicht gut genug kommuniziert. Kommt ein Patient zu uns ins Krankenhaus, steht im Arztbrief dann oft nur: Erreger wurde mit adäquater Antibiose behandelt." Eine Information über die Infektion, die Art des Erregers, verwendetes Arzneimittel und Dauer der Gabe sollte viel genauer dokumentiert werden, damit weiterbehandelnde Ärztinnen und Ärzte möglichst zielgenau therapieren können.
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Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Auch du kannst etwas gegen Resistenzen tun
Diese Programme müsste man dringend auch in anderen Teilen der Welt etablieren, denn in manchen Ländern sind Antibiotika tatsächlich noch frei erhältlich. Darüber ist auch die Infektiologin de With besorgt: "In Ländern wie beispielsweise Indien liegen die Resistenzen zum Teil bei 80 Prozent. Dort sollte man unbedingt Stewardship-Programme etablieren. Und den Menschen Leitlinien für einen guten Umgang mit Antibiotika an die Hand geben."
Handlungsempfehlungen für Patient:innen
Auch Patient:innen kann man raten, sich an die ärztliche Verordnung eines Antibiotikums zu halten. Das bedeutet:
- das Medikament nicht selbstständig runter zu dosieren oder gar abzusetzen
- die Therapie auch nicht abbrechen, wenn man den Eindruck hat, dass sich die Symptome etwas verbessern
- wachsam sein, wenn Hausärzt:innen bei jedem Schnupfen antibiotisch behandeln
Mithelfen kann aber auch jede:r, indem man einfach versucht, Infektionen zu vermeiden. Dazu gehören das einfache Händewaschen oder die Impfung. Im Umgang mit vulnerablen Gruppen zum Beispiel bei Besuchen im Pflegeheim oder im Krankenhaus sollte man sich die Hände desinfizieren.
Neues aus der Forschung
Gute Nachrichten gibt es auch: In der geplanten EU-Pharma-Reform sind Extra-Anreize für neue Antibiotika vorgesehen. Es gibt auch neue Ansätze, die darauf abzielen, Antibiotika zu vermeiden. In einem Modellversuch haben Forschende an drei unterschiedlichen deutschen Krankenhäusern verglichen, ob es sinnvoll sein kann, mit probiotischen Reinigern zu putzen. Also „böse“ Bakterien mit guten zu bekämpfen. Sie haben tatsächlich festgestellt, dass das helfen kann, krankmachende Keime zu verdrängen. Und die Phagentherapie ist bei Forschenden beliebt geworden. Bakteriophagen sind spezielle Viren und die natürlichen Feinde der Bakterien. Sie können Bakterien gezielt abtöten. Also quasi Biokeule anstatt Chemiekeule. Ein Lösungsansatz, der punktuell wirkt, denn man muss den Erreger sehr genau kennen und man kennt die Nebenwirkungen noch nicht genau genug Eine schnelle Lösung nach dem Gießkannenprinzip gibt es leider nicht.
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
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Bitte nicht nehr GENDERN
Bakteriophagen? Gibt es und sie sind bereits vor den Antibiotika bekannt…
hier findest du einen Beitrag über Phagen: https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/phagen-bakteriophagen-bakterien-therapie-infektionen/
Kleine Detailkorrektur am Rande. Alexander Fleming war Schotte, nicht Engländer.
Danke für den Hinweis!
Aktuell wird in Deutschland noch immer mehr als die Hälfte der Antibiotika in der Tiermedizin verwendet. Nutzvieh wird damit behandelt. Nicht das kranke Individuum, sondern der gesamte Stall. Es gibt Tiere, die fressen Gras, Kräuter (und zufällig zwischen die Zähne geratene Insekten), ernähren sich aber nicht primär davon. Bakterien in… Weiterlesen »
Ich trage eine mechanisch Aortenklappe. Generell ist bei Infektionen das Risiko größer, dass sich durch eine Infektion Ablagerungen an der Klappe bilden. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Klappe erneuert werden muss. Um das Risiko zu minimieren verabreicht mir mein Zahnarzt regelmäßig, z.B. 1 Sunde vor der… Weiterlesen »