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Quarks Daily Spezial
Tierversuche – ein notwendiges Übel?
Jedes Jahr sterben Millionen Tiere in Laboren. Der Großteil der Wissenschaft sagt: Das lässt sich nicht vermeiden. Doch das könnte sich ändern.
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Wozu werden Tierversuche gemacht?
Sichere Impfstoffe und wirksame Medikamente sind für uns selbstverständlich. Schließlich werden alle Arzneimittel ausgiebig getestet, bevor sie in den Handel kommen. Aber diese Tests kosten jedes Jahr viele Tierleben. Für diese sogenannten Zulassungsstudien sind Tierversuche vorgeschrieben. Ohne diese dürften neue Medikamente gar nicht an Menschen getestet werden. Auch in der Grundlagenforschung werden viele Tierversuche durchgeführt – sie sollen helfen, ganz grundsätzliche biologische Zusammenhänge zu verstehen.
Für Kosmetikprodukte sind Tierversuche in der EU schon lange verboten – allerdings dürfen Inhaltsstoffe verwendet werden, die im Rahmen von anderen Experimenten ohnehin schon an Tieren getestet wurden.
Wie viele Tiere sterben bei den Versuchen?
In Deutschland waren das im Jahr 2021 rund 2,5 Millionen. Dazu kommen noch weitere 2,5 Millionen Tiere, die gezüchtet und getötet werden, aber nie im Labor zum Einsatz kamen. Das passiert zum Beispiel, wenn die Tiere nicht das richtige Geschlecht haben oder bestimmte genetische Merkmale nicht aufweisen, die für ein Experiment wichtig sind. Insgesamt sind es also rund 5 Millionen Tiere, die in Deutschland jedes Jahr sterben. Dabei sind allerdings nur Wirbeltiere und Kopffüßer berücksichtigt. Würde man beispielsweise Insekten wie Fruchtfliegen mitzählen, wäre die Zahl noch deutlich höher. Diese Tiere werden aber nicht zentral erfasst.
Es gibt ein paar Tiere, die ihre Versuche überleben und dann beispielsweise ein zweites Mal verwendet werden können. Das ist aber die Minderheit – die meisten Tiere sterben bei oder kurz nach den Versuchen.
Wie viele Versuchstiere weltweit sterben, ist übrigens nicht genau erfasst. Die Zahl geht aber in die zwei-, eher sogar in die dreistellige Millionen.
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Welche Tiere werden bei Tierversuchen eingesetzt?
Mit Abstand am häufigsten sind das Mäuse. Sie machen mehr als 70 Prozent der verwendeten Tiere aus. Das liegt daran, dass Mäuse ziemlich gut erforscht sind, das Genom ist bekannt, es ist – vergleichsweise – leicht, Mäuse mit bestimmten genetischen Eigenschaften zu züchten. Außerdem ist es nicht besonders aufwendig, Mäuse zu halten. Wer an Primaten forscht, hat einen um ein Vielfaches höheren Tierpflegeaufwand. Unter anderem deshalb wurden im letzten Jahr "nur“ rund 1500 Affen und Halbaffen eingesetzt. Häufiger eingesetzte Tiere sind auch Fische, Ratten und Kaninchen.
Sind Tierversuche auf den Menschen übertragbar?
Es gibt große Unterschiede der Wirksamkeit von Medikamenten und anderen Mitteln zwischen Versuchstieren und Menschen. Trotzdem gelten Tierversuche weiterhin als der "Goldstandard“, um komplexe Wirkungen in lebenden Organismen zu erforschen. Es ist wahr, dass viele Mittel, die erfolgreich durch die Tierversuchsphase kommen, hinterher beim Menschen nicht die erhoffte Wirkung haben. Trotzdem werden Tierversuche als unerlässlich angesehen, um beispielsweise einige schädliche Nebenwirkungen zu erkennen oder in der Grundlagenforschung neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Gibt es Alternativen?
Ja, die gibt es: Computersimulationen, künstliche Organe, bessere Versuchsmethoden in Zellkulturen. All diese Methoden sollen in Zukunft helfen, Tierversuche zu reduzieren. Aber: Die große Mehrheit der Forschenden in Deutschland ist der Meinung, dass diese Methoden noch weit davon entfernt sind, Tierversuche wirklich zu ersetzen. Für Computersimulationen muss man dem Computer beispielsweise erst einmal viele Daten zur Verfügung stellen, die man wiederum vielfach aus Tierversuchen gewinnt. Und bei Experimenten an nachgezüchteten Miniorganen, sogenannten Organoiden, kann man ganz gut einzelne Bausteine des Körpers untersuchen, aber noch kaum das ganze System mit allen Wechselwirkungen. Und Verhaltensstudien sind damit auch nicht möglich – also Studien, in denen man zum Beispiel schaut, ob ein Medikament eine Maus aktiver oder schläfriger macht, sie sich öfter paart oder dergleichen.
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