Artikel Kopfzeile:
Fliegen
Höhere Ticketsteuer: Darum bringt sie wenig für die Umwelt
Fliegen könnte bald teurer werden: Ab Mai wird die Ticketsteuer erhöht. Das soll der Umwelt helfen. Aber bringt das wirklich was?
Sprungmarken des Artikels:
Artikel Abschnitt: Was ist die Idee hinter der Ticketsteuer?
Was ist die Idee hinter der Ticketsteuer?
Hohe Staatseinnahmen durch Ticketsteuer
Das Ziel: Die Ticketsteuer soll zum einen für Staatseinnahmen sorgen. Und das tut sie: Im Jahr 2023 hat der Bund mit der Luftverkehrsteuer rund 1,5 Milliarden Euro gemacht. Das ist etwas mehr als die Einnahmen aus der Kaffeesteuer und etwas weniger als die Einnahmen aus der Alkoholsteuer.
Geringere Emissionen?
Zum anderen soll die Ticketsteuer aber auch eine ökologische Wirkung haben. Denn beim Fliegen werden CO2, Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub in die Luft geblasen. Die Intention: Wenn Flugtickets teurer werden, sinkt die Zahl der Passagier:innen – und damit auch die Emissionen.
Das hätte allerdings auch den Nachteil, dass die Luftverkehrsbranche weniger Einnahmen machen würde. Dementsprechend kritisiert sie die Erhöhung.
Artikel Abschnitt: Werden Tickets durch die Steuer teurer?
Werden Tickets durch die Steuer teurer?
Schauen wir aber auf die absoluten Erhöhungen, sieht es nicht mehr so dramatisch aus: Sie liegen zwischen 2,80 Euro und 12,77 Euro.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
iframe embed
Artikel Abschnitt: Sinken die Emissionen durch eine Ticketsteuer?
Sinken die Emissionen durch eine Ticketsteuer?
Wer weit weg oder schnell vorankommen will, muss fliegen. Nur weil ein Flug drei beziehungsweise 13 Euro teurer ist, werden Reisende wahrscheinlich kaum aufs Fliegen verzichten. Zumal wir uns nach einer Weile an etwas höhere Preise gewöhnen.
Außerdem sorgen Algorithmen dafür, dass Passagier:innen annähernd die Preise angezeigt bekommen, die sie auch zu zahlen bereit sind. So können Preiserhöhungen vorrangig auf weniger preissensible Kunden, wie Geschäftsreisende, umgelegt werden.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Die Zahl der Flüge wird nicht sinken
Deshalb wird sich die Nachfrage nach Flügen wohl kaum verändern. Das ließ sich schon nach der Einführung der Ticketsteuer 2011 beobachten, obwohl die Steuer zu diesem Zeitpunkt auch heiß diskutiert war. Seitdem sind die Passagierzahlen sogar gestiegen.
Das könnte daran liegen, dass vor allem Menschen mit höheren Einkommen viel fliegen. Auf sie haben die steigenden Preise keinen so hohen Effekt. Ein Einbruch der Passagierzahlen kam erst durch Corona. Das zeigen Zahlen des Bundesverbands der Luftverkehrswirtschaft.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Im Schnitt sind nur drei Viertel der Sitzplätze belegt
2022 waren im Schnitt knapp drei Viertel der Sitzplätze in Flugzeugen, die auf deutschen Flughäfen starten und landen, belegt. Auf innerdeutschen Verbindungen waren die Flieger nur zu zwei Drittel gefüllt.
Die Emissionen sinken durch weniger Passagier:innen allerdings kaum, sagen Forschende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Denn die Passagierzahl bestimmt nur zu einem kleinen Teil, wie viel Treibstoff ein Flieger braucht.
Hinzu kommt: Emissionen sind ein globales Problem. Und dieses Problem wird eine Ticketsteuer in Deutschland nicht lösen – zumal in vielen Ländern derzeit der Hunger aufs Fliegen durch wachsenden Wohlstand zunimmt. Der Sektor boomt.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Ist die Ticketsteuer deshalb schlecht?
Forschender des Öko-Instituts (Politikberatung) begrüßen die Idee der Ticketsteuer. Sie schlagen vor, die Steuer zu erhöhen. Vor allem Inlandsflüge sollten belastet werden, um Anreize zu schaffen, auf andere Verkehrsmittel wie die Bahn umzusteigen. Eine andere Idee wäre, die Steuereinnahmen explizit für die Umwelt einzusetzen. Außerdem könnte die Steuer auf Frachtgüter erweitert werden – denn bisher gilt die Luftverkehrsteuer nur für die Beförderung von Passagier:innen.
Hier erfährst du, wie viel CO2 überhaupt im Güterverkehr entsteht.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Forschende schlagen ebenfalls vor, die Steuern für Tickets in der Business-Class oder für Privatflüge zu erhöhen. Noch nie sind so viele Privatjets abgeflogen wie im Jahr 2022.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Die offenbar sehr geringen Wirkungen auf die Passagierzahlen zeigen, dass die beabsichtigten Lenkungswirkungen nicht im gewünschten Umfang erreicht wurden, meint der Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Thießen von der TU Chemnitz.
Die Steuer müsse deshalb angehoben werden, wenn sie eine ernsthaft Lenkungswirkung erzielen soll. Eine Anhebung rechtfertigt sich auch, um die Subventionierung des Luftverkehrs durch Energie- und Mehrwertsteuerbefreiung netto abzubauen.
Artikel Abschnitt: Schadet die Ticketsteuer der Wirtschaft?
Schadet die Ticketsteuer der Wirtschaft?
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Vor allem Familien, so heißt es, müssten nur mehr für ihren Sommerurlaub zahlen. Allerdings trifft die Ticketsteuer eher Vielflieger:innen. Eine weitere konkrete Befürchtung ist, dass Verbraucher:innen in benachbarte Länder ausweichen, um die Ticketsteuer zu umgehen. Eine andere, dass die Ticketsteuer regionalen Flughäfen schaden könnte.
Befürchtung: Passagier:innen weichen auf andere Airports aus
Laut Forschenden werden "Ausweicheffekte eher gering ausfallen". Denn eine längere Anreise zum Gate lohnt sich nur für lange Flüge. Deutsche Reisende sind aber vor allem auf der Kurzstrecke unterwegs: 80 Prozent flogen 2023 innerhalb Europas, etwa zwölf Prozent innerhalb Deutschlands. Auch nach Einführung der Ticketsteuer 2011 hätte man keine Ausweichbewegungen beobachten können, resümieren die Politikberater:innen des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS).
Das passiert übrigens, wenn wir alle innerdeutschen Flüge abschaffen.
Zumal auch in anderen EU-Staaten, darunter auch die Nachbarländer Frankreich, die Niederlande und Österreich, Ticketsteuern erhoben werden. Dennoch raten auch Forschende, dass innerhalb der EU eine abgestimmte Regelung für Ticketsteuern gefunden werden sollte. So kann sichergestellt werden, dass in der EU die gleichen Wettbewerbsbedingungen herrschen.
Befürchtung: Die Ticketsteuer schadet regionalen Airports
Gegner:innen der Ticketsteuer befürchten, dass insbesondere Billigflieger von einer Erhöhung betroffen sind, da ihre Kund:innen sensibler auf Preiserhöhungen reagieren. Und Billigflieger starten häufig von regionalen Flughäfen – dementsprechend müsste die Steuererhöhung auch ihnen schaden.
Tatsächlich haben sich viele regionale Flughäfen nach Einführung der Ticketsteuer 2011 schlechter entwickelt. Allerdings zeigt ein Gutachten von Forschenden der TU Chemnitz, dass ihr schleppendes Wachstum schon vor der Ticketsteuer einsetzte.
Das Problem ist ein anderes: In der Branche wurden Überkapazitäten aufgebaut. Der Preiskampf ist hart, weil das Angebot an Flügen groß ist. Das FÖS kritisiert, dass die meisten regionalen Airports in einem freien Wettbewerb nicht existieren könnten. Sie werden durch "ökonomisch und klimapolitisch unverantwortliche" Subventionen über Wasser gehalten. Würden diese Überkapazitäten abgebaut, könnte auch die Profitabilität in der Branche wieder steigen.
Artikel Abschnitt: Wie kann Fliegen kurzfristig umweltfreundlicher werden?
Wie kann Fliegen kurzfristig umweltfreundlicher werden?
Subventionen streichen
Viele Forschende fordern, die Subventionen für den Luftverkehr zu streichen. Denn sie verzerren den Wettbewerb, vor allem gegenüber umweltfreundlicheren Alternativen. Die Fluglinien können den Preisvorteil, den sie durch Subventionen haben, an ihre Kund:innen weitergeben und so Tickets billiger machen.
So zahlt die Luftfahrtbranche keine Energiesteuer auf Kerosin. Damit haben Airlines einen Vorteil gegenüber anderen Transportunternehmen wie der Bahn oder Speditionen, die Energiesteuer entrichten. Passagier:innen müssen außerdem keine Mehrwertsteuer auf internationale Flugtickets zahlen.
Gleichzeitig sind die Schäden, die durch den Flugverkehr entstehen, kaum in den Tickets eingepreist. Weder die Klimafolgen noch der Lärm noch die Schadstoffe. Auch das ist eine Subvention. Denn die negativen Auswirkungen könnten in eine Summe übersetzt und als Steuer auf die Tickets draufgeschlagen werden. So würden die wahren Kosten des Fliegens widergespiegelt.
Aber: Wettbewerbsnachteile drohen
Solche Vorhaben scheitern daran, dass der Staat deutsche Airlines vor einem Wettbewerbsnachteil gegenüber ausländischen Fluglinien schützen will, da der Preiskampf hart ist.
Klimaschutz-Professor Anthony Patt gibt zudem zu bedenken: "Der Hauptgrund, warum Fliegen billig ist, sind nicht die Steuervorteile, sondern die grundsätzlich niedrigen Kosten." Es würde wenig Infrastruktur benötigt – ganz im Gegensatz zum Schienen- oder Straßenverkehr.
Leichte und effiziente Flugzeuge sind eine Möglichkeit, werden aber nicht reichen. Was wäre aber, wenn wir umweltschädliche fossile Kraftstoffe ersetzen? Dafür gibt es einige Ideen. Die erfolgversprechendste ist die synthetischer Flugzeugtreibstoffe.
Quarks | ✈️ Hier stellen wir dir die Ideen für klimafreundliches Fliegen vor.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Doch auch neue Kraftstoffe werden wahrscheinlich nicht reichen, um den Klimawandel zu begrenzen: Forschende aus den USA und Deutschland unterstreichen in einer Studie, dass es auch nötig sein wird, CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen. Wie wir das CO2 absaugen könnten, erfährst du hier.
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Ich bin ziemlich entsetzt über den verharmlosenden Tenor Ihres Artikels. Allein die Überschrift ist unhaltbar! Vor welchem Hintergrund schreiben Sie den Artikel: Klimakriese mit Milliardenschäden durch Hochwasser, dringend notwendige vom Verfassungsgericht gebotene Maßnahmen, die alle Bevölkerungsgruppen massiv belasten werden: CO2 Abgabe aufs Heizen, Netzentgelte für den Umbau der Stromnetze etc.… Weiterlesen »
Danke für deinen Kommentar. Unsere Quellen (siehe Ende des Artikels) belegen unsere Aussagen. Dabei beziehen wir uns auf die Ticketsteuer und ihre Erhöhung, wie sie aktuell umgesetzt wird. Könntest du uns wissenschaftliche Quellen nennen, die deinen Widerspruch belegen?
Ich finde den Quarks Artikel teilweise, eigentlich grundsätzlich verharmlosend, denn gemessen an dem Ausmaß der drohenden Verschärfung der Klimakatastrophe werden auch für den Bereich des Fliegens hier die falschen Schwerpunkte gesetzt❗ Nur mit einem Satz auf den Hauptaspekt hinzuweisen, das reicht nicht. Zitat „Damit Emissionen schnell sinken, sehen Forschende allerdings… Weiterlesen »
Ich fliege Morgen nach Bali für zwei Wochen mit meinem Freund.Meine Freiheiten;KEIN Kind/Ferien;Australien,Bali,Kenia etc.Leben geniesen lasse ich mir nicht von dieser Regierung kapput machen.