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Ewigkeitschemikalien: gekommen, um zu bleiben
Wie gefährlich sind PFAS für dich?
PFAS-Verbindungen stecken in Outdoorklamotten, Kaffeebechern, Kosmetik und auch in Böden, Wasser und Lebewesen. Wie schädlich ist das und wo ist die Belastung besonders hoch?
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Artikel Abschnitt: Was sind PFAS?
Was sind PFAS?
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Artikel Abschnitt: Wo stecken die PFAS-Verbindungen drin?
Wo stecken die PFAS-Verbindungen drin?
- GoreTex®-Membranen auf Outdoorbekleidung
- der Beschichtung von Backpapier oder To-go-Kaffeebechern
- auf Kunstrasen
- in Kosmetik
- auf Gitarrensaiten
- Kletterseilen
Es ist kaum möglich, den Kontakt zu ihnen zu vermeiden. Da es in Deutschland auch keine Kennzeichnungspflicht gibt, ist uns deswegen auch oft gar nicht klar, wie häufig sie vorkommen. Auch über eine spezielle Entsorgung machen wir uns in der Regel keine Gedanken.
Wer denkt schon daran, seine Teflon-Bratpfanne als Sondermüll zu beseitigen? Entsprechende Hinweise dazu gibt es nämlich kaum. Dabei ist mittlerweile bekannt, dass die Verwendung und die unsachgemäße Entsorgung dazu geführt haben, dass sich die langlebigen Industriechemikalien fast überall auf der Erde nachweisen lassen.
PFAS sind weltweit verbreitet
Eine aktuelle amerikanische Studie stellte kürzlich die Ergebnisse einer Regenwasseranalyse an sieben Messstellen in den USA vor. In allen untersuchten Proben wurden PFAS in hohen Konzentrationen von 10 bis 16.000 Nanogramm pro Liter gefunden. Und auch in wild lebenden Eisbären wurden schon PFAS nachgewiesen.
Auch für Europa gibt es alarmierende Zahlen. Journalist:innen sammelten für das Forever Pollution Project Daten zu Orten, an denen besonders hohe PFAS-Konzentrationen vorkommen. Allein in Deutschland gibt es rund 300 Hotspots mit sehr hohen Grundwasserbelastungen.
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Wo kommen PFAS besonders häufig vor?
Hinweis zur Karte: Wir zeigen hier Werte ab 1000 Nanogramm pro Liter. Alle weiteren Werte und Hotspotregionen findest du beim Forever Pollution Project.
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Die Verschmutzung verursacht horrende Kosten
Artikel Abschnitt: Wie gefährlich sind PFAS für Menschen?
Wie gefährlich sind PFAS für Menschen?
Für die meisten Vertreter der Substanzklasse gibt es keine Untersuchungen bezüglich möglicher gesundheitlicher Folgen. Von vielen erwarten Forschende auch keine schädigende Wirkung. Von einigen weiß man aber, dass sie definitiv gesundheitsschädlich sind.
Das Problem dabei: Einzuschätzen, wie gefährlich PFAS in ihrer Gesamtheit wirklich sind, ist schwierig, weil die Substanzklasse sehr viele Verbindungen beinhaltet und sich einige Vertreter auch durch Verwitterungsprozesse in neue PFAS umwandeln können.
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EFSA-Werte sind nur eine Empfehlung
Wichtig zu wissen: Dieser Wert ist eine Empfehlung, die aus einem wissenschaftlichen Gutachten hervorgeht, keine gesetzliche Vorgabe.
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PFAS reichern sich im Körper an
Kommen PFAS über die Nahrung in deinen Körper, können sie sich an Proteine in Blut, Leber oder Niere binden und sich so im Körper anreichern. Langkettige Verbindungen, also größere Moleküle, wie zum Beispiel PFOA, PFOS oder PFNA bleiben länger im Körper als kurzkettige Vertreter wie PFHxS. Welche Folgen das hat, zeigte eine Langzeitstudie mit einer Laufzeit von sieben Jahren.
Darin untersuchten Wissenschaftler:innen Kinder und Jugendliche in ganz Europa auf ihre Belastung mit verschiedenen Chemikalien, darunter auch PFAS. Die gefundenen Konzentrationen überschritten die von der EFSA vorgeschlagene kritische Wochendosis um das Tausendfache. In hohem Maße hatten sich die Verbindungen PFOS und PFOA im Blut der Studienteilnehmer:innen angereichert.
Heute kennt die Wissenschaft schon einige sehr bedenkliche Folgen, die durch die Langzeitbelastung mit PFAS entstehen können. So weiß man zum Beispiel, dass die Anwesenheit von PFAS im Körper dazu führen kann, dass bei Kleinkindern die Immunantwort auf Impfungen nicht richtig funktioniert und sie so keine ausreichende Immunität gegen Krankheiten ausbilden können.
Neben der Wirkung auf das Immunsystem sind auch Einflüsse auf den
- Cholesterinspiegel,
- eine leberschädigende Wirkung
- sowie eine Verringerung des Geburtsgewichts von Neugeborenen
beobachtet worden. Auch ein Zusammenhang mit Hoden- und Nierenkrebs wird in der Forschung diskutiert. PFAS stehen außerdem in Verdacht, dass sie die Hormone der Schilddrüse beeinflussen und Parkinson und Alzheimer begünstigen könnten.
Es gibt zahlreiche weitere Verdachtsfolgen, für die es bisher noch keine Beweise gibt. Außerdem kommt erschwerend dazu, dass die PFAS-Belastung der Bevölkerung allgemein hoch ist und Vergleichsstudien so kaum möglich sind.
So oder so: Die Kosten, die durch die Behandlung von gesundheitlichen Folgen der Belastung entstehen, liegen laut dem Nordic Council of Ministers für die europäische Bevölkerung jetzt schon bei 52–84 Milliarden Euro pro Jahr.
Artikel Abschnitt: Lassen sich PFAS in der Umwelt vermeiden?
Lassen sich PFAS in der Umwelt vermeiden?
Wenn du sichergehen willst, achte beim Kauf von Kleidung, Schuhen, Rucksäcken oder Imprägniersprays darauf, dass der Hersteller sie als "fluorfrei", "frei von PFC", "ohne PFAS", "PFOA-frei" und "PFOS-frei" bezeichnet.
Zur Beschichtung von Verpackungsmaterialien eigenen sich auch Wachse, Paraffine oder Silikone, auch wenn die Nachteile haben. Gewachste Oberflächen sind weniger robust gegen Kratzer und Knicke. Kaffeebecher beispielsweise durchweichen schneller.
Generell hilft ein erhöhtes Bewusstsein der Verbraucher:innen über das Vorkommen von PFAS dabei, eine Entsorgung so fachgerecht wie möglich zu gestalten. Sprich: Teflonpfannen gehören nicht in den Restmüll und Einwegbecher nicht ins Gebüsch. Für eine weitreichende Problemlösung ist allerdings der Gesetzgeber verantwortlich.
Artikel Abschnitt: Wie ist der Gebrauch von PFAS gesetzlich geregelt?
Wie ist der Gebrauch von PFAS gesetzlich geregelt?
Herstellung, Verwendung und Import von Produkten, die die beiden Verbindungen enthalten, sind bis auf wenige Ausnahmen verboten. Für einige andere PFAS gibt es zudem Beschränkungsverfahren, die sich aber immer auf Einzelstoffe beziehen.
Aus zahlreichen Untersuchungen von Gewässern, Böden und Lebensmitteln ist inzwischen bekannt, dass der Schadstoffgehalt zwar bereits rückläufig, aber immer noch enorm hoch ist. Bis die von der EFSA empfohlenen wöchentlichen Höchstmengen erreicht sind, dürften noch sehr viele Jahre vergehen.
Der Ruf nach einem weitgreifenden Verbot ist deshalb laut. Das sieht auch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) so: "Im Mai 2020 begannen Aktivitäten für eine weit gefasste Beschränkung der gesamten Gruppe der PFAS. Alle Verwendungen dieser Stoffe, die nicht als gesamtgesellschaftlich unabdingbar gelten, sollen künftig verboten werden." Das Gesetz wird für 2025 erwartet.
Auch auf die Grenzwerte für Trinkwasser müssen wir noch warten. Zwar liegt hier ein Gesetzesentwurf vor, die Grenzwerte sind aber erst ab 2026 bzw. 2028 verpflichtend. Kritik gibt es etwa von Betroffenenvertretern aus Hotspotregionen an der langen Frist bis zur Umsetzung und auch an der Höhe der Grenzwerte.
Die liegen mit
- 500 Nanogramm pro Liter (ng/l) für die Gesamtheit aller PFAS
- 100 ng/l für die Summe von 20 Verbindungen
- 20 ng/l für die vier bedenklichsten Vertreter
sehr hoch. Sie sind viel höher als die tolerierbaren Aufnahmemengen der EFSA und schneiden auch im internationalen Vergleich schlecht ab.
Auch für Lebensmittel gibt es Grenzwerte. Die Verordnung legt Höchstwerte für Eier, Fisch- und Fleischprodukte fest. Die Werte befinden sich allesamt im Mikrogrammbereich und sind damit – je nach Verzehrmenge – um das Hundert- bis Tausendfache höher als die Mengen, die nach Ansicht der EFSA gefahrlos gegessen werden können.
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PFAS leider wieder kein Stoffe gegen Sperma.Vorallem gegen ältere Vaterschaft.Schade Schade.
Ganz algemein, wir wollen arbeiten mit eine negativ Liste, welche Stoffen sind falsch. Ich moechte das umgekehrte, eine positiv Liste. Nur Stoffen auf der positiv Liste sind zulaeßig Wenn eine neue Stoff zulaessig sein moechte muss sie beweisen umschaelich zu sein Diese Stoff ist nur solange zulaeslich als wir glauben… Weiterlesen »
Ich bin absoluter Gegner von PFAS in kurzlebigen Konsumgütern wie Bechern, Pfannen und Kleidung. Als Medizintechnik Profi möchte ich aber darauf Hinweisen, dass viele Medizinprodukte ohne PFAS wie Teflon Schläuchen oder Isolatoren nicht zu machen sind. Für die Medizintechnik gibt es schon wegen der Kontamination strenge und funktionierende Entsorgungsrichtlinien. Ich… Weiterlesen »
Ich hab aufgehört zu lesen nach diesem Satz: „Eine Greenpeace-Studie von 2018 berichtet sogar vom Nachweis der Chemikalien in der Leber von wild lebenden Eisbären in der Antarktis.“ Man möchte Wissenschaft vermitteln und dann so ein Eklatanter Fehler? Es gibt gar keine Eisbären in der Antarktis! Und wenn man schon… Weiterlesen »
Anscheinend hat man die Stelle korrigiert. Fehler passieren halt, man kann auch nett drauf aufmerksam machen
Wir schauen uns das an.
wir haben nach einem Hinweis den Fehler korrigiert. Ihr könnt uns gerne schreiben, falls euch noch einmal etwas auffällt.
Das Aufmacherbild ist etwas verwirrend. Es zeigt eine Gusseisenpfanne, die garantiert 100% PFAS-frei ist. Sie wäre meine Empfehlung, wenn man beim Kochen auf PFAS verzichten möchte.