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Klimakrise
Darum müssen wir über Klimaangst sprechen
Immer mehr Menschen sagen, sie haben "Klimaangst". Warum das keine Krankheit ist – und was an dem Begriff problematisch ist.
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Klimaangst: Sorgen um die Folgen der Klimakrise
Gefühle wie diese werden auch oft als "Klimaangst" oder im Englischen als "Climate Anxiety" bezeichnet. Spätestens seit Klimaaktivistin Greta Thunberg im Jahr 2018 öffentlich von ihren Sorgen spricht, ist der Begriff fast inflationär im Umlauf.
Keine Hoffnung, dass es in Zukunft besser wird
Die Frage ist: Ist Klimaangst nur ein Trendwort, eine speziellere Form von Zukunftsangst? Dazu gleich mehr. Klar ist: Die Klimakrise hat weitreichende und wahrscheinlich unumkehrbare Folgen, die jeden Einzelnen betreffen. Und während man in anderen Krisen oder Kriegen hoffen kann, dass sie irgendwann besser werden, wird die Klimakrise in Zukunft ziemlich sicher schlimmer.
Gleichzeitig haben viele das Gefühl, dass nicht genug gegen diese Bedrohung getan wird und dass sie selbst nur wenig ausrichten können. Das führt bei vielen zu Verzweiflung, Wut, Trauer, Scham – und eben Ängsten.
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Solche Ängste nehmen zu – insbesondere bei jungen Menschen
Die Folgen der Klimakrise für die Psyche wurden 2022 sogar erstmals im Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) erwähnt. Und zwar nicht nur das direkte Erleben von zum Beispiel extremen Wetterereignissen, sondern auch die Sorge, dass solche Ereignisse häufiger auftreten könnten. Laut IPCC-Bericht sei davon auszugehen, dass diese Angst in Zukunft zunimmt.
Die drei größten Sorgen
"Vor allem 16- bis 25-Jährige verspüren Ängste", sagt Gerhard Reese, Professor für Umweltpsychologie an der Universität Koblenz-Landau. In der Sinus-Jugendstudie 2021 gaben knapp 40 Prozent der Befragten an, große Angst vor der Klimakrise zu verspüren. Ihre drei größten Sorgen in diesem Kontext sind laut der Studie, dass extreme Wetterereignisse zunehmen, dass der Lebensraum von Tier und Mensch verloren geht und dass die Pole abschmelzen.
Auch die internationale Studie von der University of Bath im Vereinigten Königreich zeigt die Bedeutung von "Klimaangst" unter jungen Menschen. 60 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus zehn Ländern gaben an, besorgt über die Klimakrise zu sein. 45 Prozent gaben sogar an, diese Sorgen würden ihren Alltag bestimmen.
Dass Jugendliche besonders betroffen sind, liegt Forschenden zufolge einerseits daran, dass sie wegen ihres jungen Alters besonders betroffen von den Folgen der Klimakrise sein werden.
"Andererseits lernen Kinder und Jugendliche erst noch, mit Emotionen umzugehen", erklären Lea Dohm und Mareike Schulze, Psychotherapeutinnen und Gründerinnen der Organisation "Psychologists/Psychotherapists for Future". Diese unterstützt die Umweltbewegung “Fridays for Future” und hat das Ziel, den Umgang mit der Klimakrise mithilfe von psychologischem Fachwissen zu verbessern. Ihre Erfahrung ist: "Junge Menschen sind daher besonders gefährdet."
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Der Begriff Klimaangst ist problematisch
Klimaangst ist keine psychische Erkrankung. "Das Wort impliziert, dass es eine eigene Krankheit ist", sagt Umweltpsychologe Reese. "Das ist es aber nicht. Bei Klimaangst handelt es sich zunächst um eine nachvollziehbare Reaktion auf ein reales Problem – die Klimakrise", so der Forscher.
Er macht den Unterschied deutlich, indem er die Spinnenphobie gegenüberstellt: "Menschen mit einer Spinnenphobie haben Angst vor Spinnen, obwohl sie ihnen – zumindest in unseren Breitengraden – nichts antun können. Diese Angst ist also eher irrational und lässt sich therapieren, zum Beispiel durch Konfrontation", so Reese. "Bei Klimaangst ist es anders. Hier ist die Angst berechtigt." Sie muss und kann auch gar nicht therapiert werden.
Begriff lenkt vom eigentlichen Problem ab
Würden wir Klimaangst in die Kategorie Krankheiten einordnen, käme es zu einer gefährlichen Pathologisierung: "Das würde den Anschein machen, dass wir lediglich die Angstsymptome behandeln müssen und das Problem dann beseitigt ist", sagt Psychotherapeutin Schulze. "Das ist es aber nicht, denn die Klimakrise existiert weiterhin."
Der Begriff Klimaangst steht auch wegen seiner falschen Individualisierung in der Kritik. Denn er suggeriert, dass es sich um ein Problem einer einzelnen Person handelt. Stattdessen ist der Auslöser – die Klimakrise – ein globales Problem, das Auswirkungen auf alle Menschen hat und haben wird. Und das sich nur gemeinschaftlich und international lösen lässt.
Normale und gesunde Reaktion
Noch dazu klammert der Begriff viele weitere Gefühle wie Scham, Schuld, Wut, Ärger oder Trauer aus, die die Klimakrise ebenfalls hervorrufen kann. "Die emotionalen Reaktionen sind bei Weitem nicht auf die Angst beschränkt. Dennoch scheint die Klimaangst inzwischen zum Star unter den Klimagefühlen geworden zu sein", schreiben Dohm und Schulze in ihrem gemeinsamen Buch "Klimagefühle: Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln".
All diese Gefühle aber sind laut den Psychotherapeutinnen normale, gesunde – und im Sinne des Klimaschutzes auch notwendige Reaktionen. Denn nur wer Angst oder Wut am eigenen Leibe erfährt, schätzt die Klimakrise als dringend und handlungsbedürftig ein. Und kann im nächsten Schritt etwas dagegen tun.
Weitere Angaben zum Artikel:
Wenn Ängste und Sorgen überhandnehmen und den Alltag bestimmen, sollten Betroffene nicht zögern, sich professionelle Hilfe zu suchen. Sie können sich zum Beispiel an ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin oder an die Organisation "Psychologists/Psychotherapists for Future" wenden. Diese bietet eine kostenlose Beratung an.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Wie du einen guten Umgang mit deinen Sorgen findest
Verbündete suchen und aktiv werden
Zunächst solltest du dir deine Gefühle eingestehen, sie ernst nehmen und sie anderen mitteilen. "Mit anderen ins Gespräch zu kommen, ist ein ganz wichtiger Punkt", sagt Umweltpsychologe Reese. "Wenn wir unsere Gefühle über die Klimakrise mit anderen teilen, werden wir schnell merken: Wir sind nicht allein, viele haben Sorgen", so der Experte. "Das kann unglaublich entlastend sein."
Austausch lässt sich zum Beispiel direkt im Freundes- und Bekanntenkreis oder in entsprechenden Gruppen in den sozialen Medien finden. Es gibt auch sogenannte Klima-Cafés, in denen man sich mit anderen austauschen kann.
Der zweite Punkt: Sorgen um die Klimakrise können als Motivation dienen, um sich für Klimaschutz zu engagieren. "Je stärker die Klimaangst, desto stärker die Handlungsmotivation", sagt Umweltpsychologe Reese. Diese Korrelation haben verschiedene Untersuchungen gezeigt.
"Situationen, in denen wir Angst haben, können uns einen ganz besonderen Motivationsschub geben", erklärt Psychotherapeutin Schulze. Das ist evolutionär bedingt: Erblickten unsere Vorfahren einen Säbelzahntiger, schoss das Stresshormon Adrenalin in die Höhe und sie waren bereit zu Kampf oder Flucht. So lässt sich die Angst kanalisieren in Aktion, in diesem Fall in den Klimaschutz.
Die Forschung zeigt, ganz unabhängig vom Klimakontext: Wer mit anderen aktiv wird, kann Angst, Trauer und Wut durch das Gefühl von Selbstwirksamkeit ersetzen. Sogar Emotionen wie Hoffnung und Freude können dabei aufkommen.
Pausen einlegen und die richtige Balance finden
Gleichzeitig ist es wichtig, beim Engagement die richtige Balance zu finden. Die Aktivitäten sollten nicht in Zwang oder extremen Stress ausarten. "Jeder kann versuchen, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten aktiv zu werden", sagt Umweltpsychologe Reese. Wo die eigene Grenze liegt, sei sehr individuell.
Bis die richtige Balance gefunden ist, bedarf es etwas Zeit und Geduld. Denn Gefühle wie Angst, Wut und Trauer kommen und gehen in Wellen, oftmals unverhofft und überwältigend. Doch wer es schafft, seine Emotionen wahrzunehmen, anzunehmen und in Handlungen zu übersetzen, erlangt laut Forschenden auf lange Sicht Resilienz. Das bewirkt, dass Menschen nicht nur mit gegenwärtigen, sondern auch mit zukünftigen Sorgen um die Klimakrise besser umgehen können.
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Quellenangaben zum Artikel:
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Danke für die Recherche und den Artikel.
Kann gar nicht verstehen, warum hier nur negative Klimawandel-verleugnende Kommentare zu finden sind.
Mein Beitrag wurde nicht veröffentlicht. War kritisch. Das mit der Kritikfähigkeit ist erwartungsgemäß nicht so ausgeprägt bei einer so starken Botschaft. Es zeigt aber für mich auch deutlich das Problem auf, das durch diese Gesellschaft auszeichnet: Wer nicht zustimmt, darf nichts sagen. Lassen Sie es doch zu, vielleicht halten mich… Weiterlesen »
Dein Kommentar wurde jetzt veröffentlicht. Mit dem Freischalten kann es eben manchmal etwas dauern, sorry wenn dadurch ein falscher Eindruck entstanden ist.
Okay, dann habe ich das falsch eingeordnet. Das tut mir leid.
Ich finde Artikel wie diese unverantwortlich. Sie sind im pseudoreligiösen Milieu angesiedelt und operieren mit dem Begriff der „Angst“, als ob sie eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Klimawandels sein müsse. Im Prinzip muss man nur den Begriff „Klimawandel“ durch „Gott“ ersetzen und dann kann man merken, dass der Klimawandel wie eine… Weiterlesen »
Kann die Autorin des Blogtextes mal die folgenden 5 Fragen zur vermeintlichen «Klima-Angst» beantworten: 1. Wo liegt der absolute globale Temperaturbasiswert für „1,5-Grad-“ bzw. „2-Grad-Ziel“? oder anders gefragt: Bei welcher Global-Temperatur hat die Erde KEIN FIEBER? 2. Wo lag die absolute Globaltemperatur zu Beginn der „Industriellen Zeit“, also um 1850?… Weiterlesen »
Bei aller Liebe, wir sind hier kein Quizformat oder etwas ähnliches. Bei Zweifeln an der menschengemachten Klimakrise empfehlen wir generell einen Blick auf https://www.klimafakten.de/fakten-statt-behauptungen/fakt-ist.
Nee, das ist es ja. Es wird dort nicht die Frage beantwortet, wie die menschengemachte Erderwärmung (= Klimakrise) genau definiert ist. Ich stelle ja seit über 20 Jahren fest, dass wichtige Fragen nicht beantwortet worden. Die von mir gestellten 5 Fragen sind solche wichtigen Fragen. Und Quarks & Co glänzt… Weiterlesen »
Solange sich die Weltbevölkerung so masslos vermehrt,nützt das Klimaerwärmungs Gerede Null.Bericht;Deutsche Weltbevölkerungs Stiftung.