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Sechster Weltklimabericht
So steht es wirklich um unser Klima
Der Bericht des Weltklimarats macht es deutlich: Noch können wir die ganz große Klimakatastrophe abwenden, doch es wird knapp. Was jetzt?
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Inhalt
- Warum sind die Weltklimaberichte so wichtig?
- Was sind die Hauptaussagen des ersten Teils des sechsten Weltklimaberichts?
- Worum geht es im zweiten Teil des sechsten Weltklimaberichts und was ist das Neue?
- Mit welchen Folgen muss die Menschheit rechnen, wenn sie sich nicht stark genug an den Klimawandel anpasst?
- In welchen Lebensbereichen müsste sich etwas verändern?
- Wie kann sich die Welt an den Klimawandel anpassen und reicht die Zeit dazu noch?
- Wie viel Zeit bleibt uns noch, um die globale Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken?
- Erreichen wir die Pariser Klimaziele, wenn wir CO2 aus der Atmosphäre ziehen und speichern?
- Welche Rolle spielen Städte und Elektromobilität beim Klimaschutz?
- Gibt es auch Kritik am Weltklimabericht?
- Warum sind die Weltklimaberichte so wichtig?
- Was sind die Hauptaussagen des ersten Teils des sechsten Weltklimaberichts?
- Worum geht es im zweiten Teil des sechsten Weltklimaberichts und was ist das Neue?
- Mit welchen Folgen muss die Menschheit rechnen, wenn sie sich nicht stark genug an den Klimawandel anpasst?
- In welchen Lebensbereichen müsste sich etwas verändern?
- Wie kann sich die Welt an den Klimawandel anpassen und reicht die Zeit dazu noch?
- Wie viel Zeit bleibt uns noch, um die globale Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken?
- Erreichen wir die Pariser Klimaziele, wenn wir CO2 aus der Atmosphäre ziehen und speichern?
- Welche Rolle spielen Städte und Elektromobilität beim Klimaschutz?
- Gibt es auch Kritik am Weltklimabericht?
Artikel Abschnitt: Warum sind die Weltklimaberichte so wichtig?
Warum sind die Weltklimaberichte so wichtig?
Nicht nur hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt, sondern auch Regierungsvertreter:innen aller Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen und der Weltorganisation für Meteorologie haben bei der Entstehung des Weltklimaberichts mitgewirkt und ihm zugestimmt. Das heißt, vor der Veröffentlichung gehen Fachleute aus Wissenschaft und Politik tatsächlich Zeile für Zeile nochmal durch, sie sitzen "in einem Boot", wenn man so will.
Keine Regierung kann also hinterher sagen, sie hätte nichts damit zu tun gehabt. Klimapolitisch erhält der Bericht dadurch eine enorme Schlagkraft, denn er ist die Grundlage aller Verhandlungen auf den jährlichen Weltklimakonferenzen. Außerdem dient er der Politik als ein wichtiges, wissenschaftlich fundiertes, klimapolitisches Entscheidungswerkzeug.
Der vollständige Bericht besteht aus drei Teilen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und einem übergreifenden Synthesebericht:
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- Teil 1: Naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels (veröffentlicht am 09.08.2021)
- Teil 2: Folgen des Klimawandels, Verwundbarkeit und Anpassung (veröffentlicht am 28.02.2022)
- Teil 3: Minderung des Klimawandels (veröffentlicht am 04.04.2022)
- Der Synthesebericht enthält die wichtigsten Aussagen der drei Teile und der bereits zuvor veröffentlichten Sonderberichte. (Veröffentlichung voraussichtlich im September 2022).
Weitere Angaben zum Artikel:
Der Weltklimarat (IPCC)
- Bei der Autor:innen- und Gutachter:innengruppe handelt es sich um Fachleute aus aller Welt. Sie schreiben und begutachten Klimasachstandsberichte, sogenannte Assessment Reports (AR), und Sonderberichte.
- Regierungsvertreter:innen von Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (VN) oder der WMO. Sie begutachten die Berichte und müssen ihnen zustimmen, bevor sie veröffentlicht werden. Das kann so weit führen, dass bestimmte Teile umgeschrieben werden müssen. Wissenschaftler:innen betonen aber, dass durch diesen Prozess der Bericht besser wird.
- Beobachter:innen, dazu zählen circa 150 Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Sie beobachten den Prozess.
Die zentrale Aufgabe des IPCC ist es, die neusten und wichtigsten klimawissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich der Ursachen, Folgen und Risiken des Klimawandels zusammenzustellen. Gleichzeitig zeigt er auf, wie die Weltgemeinschaft die negativen Folgen der Erderwärmung abmildern und/oder sich an sie anpassen kann. Alle sechs bis sieben Jahre wird ein neuer Klimasachstandsbericht veröffentlicht – drei bis vier Jahre davon dauert die Erstellung eines neuen Berichts. Pro Kapitel wirken, je nach Umfang, 100 bis 250 Fachleute als sogenannte Leadautor:innen mit.
Artikel Abschnitt:
Artikel Abschnitt: Was sind die Hauptaussagen des ersten Teils des sechsten Weltklimaberichts?
Was sind die Hauptaussagen des ersten Teils des sechsten Weltklimaberichts?
Erstens: Der Mensch ist Treiber des globalen Gletscherrückgangs
Der Sachstandbericht belegt, dass der Mensch seit 1990 für den globalen Rückzug der Gletscher verantwortlich ist. Es gilt zudem als sehr wahrscheinlich, dass menschliche Aktivitäten in den letzten zwei Jahrzehnten zum Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes beigetragen haben.
Zweitens: Schneller globaler Klimawandel
Der Klimawandel ist überall auf der Welt mit einer beispiellosen Geschwindigkeit zu beobachten. So kommt es immer häufiger zu neuen Negativrekorden, welche die Klimawissenschaftler:innen auf den Zeitskalen der letzten Jahrtausende nicht beobachten konnten. Ein Beispiel: In den letzten 50 Jahren ist die globale Oberflächentemperatur so stark angestiegen wie in keinem vergleichbaren Zeitraum der letzten 2000 Jahre.
Welche Wirkung nur wenig CO2 hat, erklären wir hier.
Drittens: Der Mensch beeinflusst Wetterextreme
Der vom Menschen verursachte Klimawandel beeinflusst Wetterextreme wie Hitzewellen, Starkniederschläge und tropische Wirbelstürme – diese Erkenntnis gilt mittlerweile als gesichert. Extremwetterereignisse werden dadurch in Zukunft häufiger und intensiver auftreten.
Viertens: Es ist teils schwierig, einzelne Extremwetterereignisse dem Klimawandel zuzuordnen
Ob einzelne Extremwetterereignisse heute schon eindeutig dem Klimawandel zugeordnet werden können, ist eine ganz andere Frage, die nicht mit einem klaren "Ja" oder "Nein" zu beantworten ist. Teilweise ist das auch von der Art des Extremwetterereignisses abhängig. So können Hitzewellen laut IPCC ziemlich eindeutig dem Klimawandel zugeordnet werden. Bei anderen Ereignissen, wie zum Beispiel Starkniederschlägen, ist lediglich eine Tendenz der Zunahme beobachtbar.
Aber: Bei Hitzewellen steigt die Lufttemperatur, sodass die Luft selbst mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Pro einem Grad Celsius steigender Lufttemperatur sind das sieben Prozent. Die Folge ist, dass die Niederschlagsintensität zunimmt. Wenn es daraufhin zu Starkregen kommt, kann dieser dann schon mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Verändern sich hingegen Zirkulationsmuster, die für Extremereignisse eine Rolle spielen, wird es deutlich schwieriger, diese dem Klimawandel zuzuordnen.
So können beispielsweise die Starkniederschläge von Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinlandpfalz nicht eindeutig dem Klimawandel zugeordnet werden. Das liegt unter anderem daran, dass man in solchen Fällen noch nicht zwischen natürlichen Ereignissen und durch den Klimawandel verursachte Extremereignisse unterscheiden kann.
Deshalb gilt bislang folgende Faustregel: Alle Extremwetterereignisse, die mit einer Temperaturzunahme in Zusammenhang stehen, können auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückgeführt werden.
Mehr dazu hier: Ist das noch Wetter oder schon Klimawandel?
Fünftens: Der Einfluss der Arktis und des Jetstreams auf unser Klima ist noch nicht vollständig erforscht
Der Einfluss der Arktis auf das Klima der mittleren Breiten ist noch ungeklärt. Das ist die Klimazone zwischen dem 40. und 60. Breitengrad, in der auch wir in Mitteleuropa leben. Das überrascht, denn das stellt auch die in der Öffentlichkeit oft zitierte "Jetstream-Theorie" in Frage.
Die Theorie in Kurz: Der Jetstream, ein Höhenwind, schwächt sich wegen der geringeren Temperaturunterschiede zwischen den hohen polaren Breiten und den Tropen ab. Im weiteren Verlauf entstehen auf diese Weise blockierende Hoch- oder Tiefdruckgebiete.
Deren wesentliche Folgen sind lang anhaltende Hitze- oder Niederschlagsperioden. Sehr bekannt sind die sogenannten Omega-Wetterlagen – das sind Hochdruckgebiete, die sich quasi nicht oder nur sehr langsam von der Stelle bewegen und lange und heiße Dürrephasen verursachen. Mehr dazu erklären wir hier.
Sechstens: Der Mensch hat einen neuen Klimatrend gesetzt
Neu ist auch, dass belegt werden kann, dass der Mensch einen Trend zu einer global kühleren Phase, die vor rund 6500 Jahren eingesetzt hat, nachhaltig unterbrochen und umgekehrt hat. Die Fachleute gehen davon aus, dass die Temperaturen in unserer derzeitigen Warmphase in diesem sogenannten Holozänen-Klimaoptimum ihren natürlichen Höhepunkt erreicht haben.
Siebtens: Die Aussagen der Klimaforscher sind heute wesentlich sicherer
Die Klimamodelle konnten deutlich verbessert werden und den Wissenschaftler:innen ein tieferes Verständnis vom Zusammenspiel zwischen Treibhausgasemissionen und dem Klimawandel geben. Der Grund: In den letzten Jahren wurden viele neue Erkenntnisse über die Klimasensitivität gewonnen. Das hat dazu geführt, dass die Fachleute fundamentale Prozesse heute viel besser verstehen. Die Klimasensitivität gibt an, wie sensibel die globale Lufttemperatur reagiert, wenn sich die CO2-Konzentration der Erde verändert.
Deshalb können die Fachleute jetzt eben auch mit Gewissheit sagen: "Die Menschheit wird die Pariser Klimaziele verfehlen, wenn die Treibhausgasemissionen nicht schnell und drastisch reduziert werden."
Wie der natürliche Klimawandel funktioniert, erklären wir hier.
Artikel Abschnitt: Worum geht es im zweiten Teil des sechsten Weltklimaberichts und was ist das Neue?
Worum geht es im zweiten Teil des sechsten Weltklimaberichts und was ist das Neue?
Erstens: Die wissenschaftliche Beweislage ist stärker denn je
Sofern sich das Verhalten der Menschheit nicht ändert, prophezeien die Autor:innen des Berichts eine düstere Zukunft. Noch nie war die wissenschaftliche Beweislage stärker und die Autor:innen in ihren Aussagen deutlicher. Denn der neue Bericht stellt sehr klar heraus, was uns erwarten wird, wenn wir die Folgen des Klimawandels nicht ernst genug nehmen.
Zweitens: Mangelhafte Anpassung
Die Risikoabschätzung, deren Kommunikation und die Anpassung an den Klimawandel sind unzureichend. Die Autor:innen stellen fest, dass die ergriffenen Anpassungsmaßnahmen zu kurzfristig gedacht sind. Langfristige Maßnahmen, die einen transformativen Wandel unseres Verhaltens und der Infrastruktur erfordern, werden vernachlässigt.
Drittens: Ungenügende Vorbereitung
Die Autor:innen kommen deshalb zum Schluss: Die Menschheit ist nicht ausreichend auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet. Vor allem träfe dies oberhalb von 1,5 Grad Celsius globaler Erderwärmung zu.
Viertens: Massensterben vorprogrammiert
Die zunehmenden Wetterextreme würden schon heute zu einem lokalen Massensterben vieler Spezies führen, weil die Folgen des Klimawandels deren Toleranzgrenze überschreiten. Der Bericht weist darauf hin, dass bis Ende des Jahrhunderts bei globaler Erderwärmung von zwei Grad Celsius 18 Prozent aller Landorganismen vom Aussterben bedroht sind. Bei vier Grad Celsius wird jede zweite Art vom Aussterben bedroht sein, ein irreversibles Massensterben auslösen und damit ganze Ökosysteme zerstören.
Fünftens: Ökosysteme als Kohlenstoffspeicher stark belastet
Der Bericht hebt deutlich hervor, dass unsere Ökosysteme derzeit der Atmosphäre noch mehr Kohlenstoff entziehen, als sie ausstoßen. Schon jetzt setzen einige Ökosysteme in Folge von Abholzung, Trockenlegung von Mooren und zunehmenden Negativfolgen des Klimawandels mehr Kohlenstoff frei, als sie auf natürliche Weise binden.
Sechstens: Noch können wir eingreifen
Und trotzdem gibt es eine gute Nachricht: Noch können wir diese Negativtrends aufheben, indem wir die Ökosysteme wiederherstellen, stärken und nachhaltig managen – doch dazu müssten Treibhausgasemissionen radikal gesenkt werden.
Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht: Die Autor:innen des Berichts beobachten einen Mangel an politischer Entschlossenheit, energisch genug gegen die Folgen des Klimawandels vorzugehen. Oft würde es auch an finanziellen und personellen Ressourcen fehlen, so ein Fazit.
Artikel Abschnitt: Mit welchen Folgen muss die Menschheit rechnen, wenn sie sich nicht stark genug an den Klimawandel anpasst?
Mit welchen Folgen muss die Menschheit rechnen, wenn sie sich nicht stark genug an den Klimawandel anpasst?
Der Bericht geht davon aus, dass sich die Folgen des Klimawandels ohne drastische Maßnahmen in den kommenden Jahrzehnten verstärken werden. Unsere Nahrungsmittel- sowie Wasserversorgung, Wirtschaft, Infrastruktur und Gesundheit werden weltweit davon betroffen sein.
Sofern die Erderwärmung weiter unvermindert zunimmt, wird der Meeresspiegel noch stärker ansteigen und manche besonders hart treffen. In diesem Szenario werden beispielsweise die heutigen Kinder in Süd- und Südostasien Zeugen des Untergangs von küstennahen Siedlungen und Städten. Laut des Berichts ist dann davon auszugehen, dass viele dieser Menschen dazu gezwungen sein werden, in höher gelegene Regionen umzusiedeln. Das ist problematisch, da dies wahrscheinlich zu massiven Konflikten mit der dort jetzt lebenden Bevölkerung führen wird.
Sollte die globale Erderwärmung weiter ansteigen, wird es vor allem für ärmere Bevölkerungsgruppen zunehmend schwieriger, Nahrungsmittel anzubauen, zu transportieren, zu kaufen oder zu lagern.
Und: Die globale Erderwärmung führt uns an die Grenzen unserer Anpassungsfähigkeit. Man spricht in diesem Zusammenhang über "harte" und "weiche" Grenzen. Unter harten Grenzen versteht man physische Gegebenheiten aufgrund derer die Anpassungsmaßnahmen nicht mehr greifen. Ein Beispiel sind die kleinen Inselstaaten, die nichts durchführen können, um ihre Inseln vor dem ansteigenden Meeresspiegel zu schützen. Harte Grenzen können nicht überwunden werden – bei weichen Grenzen hingegen ist es durch finanzielle, institutionelle oder technologische Unterstützung möglich.
Die Autor:innen gehen davon aus, dass bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad rund 800 Millionen bis drei Milliarden Menschen auf der Erde an chronischem Wassermangel leiden werden. Vier Milliarden Menschen werden betroffen sein, sollte sich die Erde auf vier Grad aufheizen.
Gleichzeitig geht der Bericht davon aus, dass durch den Klimawandel Armut und Ungleichheit verstärkt wird. Falls es die Menschheit verpasst, effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, werden in Zukunft viele Klimakatastrophen gleichzeitig auftreten. Durch deren Komplexität wird es schwerer, mit ihnen klarzukommen. Wir müssen darüber hinaus damit rechnen, dass es zur Ausbreitung von klimabedingten Krankheiten kommen wird, so der Ausblick des Berichts.
Wahrscheinlich ist es auch, dass ohne Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen ganze Ökosysteme zusammenbrechen werden. Das hat dramatische Folgen, denn die Ökosysteme stellen uns wichtige Dienste zur Verfügung, auf die wir dann verzichten müssen. Fakt ist, dass der Klimawandel positive globale Gesellschaftsentwicklungen zerstören und viele Millionen Menschen in weitere Armut treiben kann.
Artikel Abschnitt: In welchen Lebensbereichen müsste sich etwas verändern?
In welchen Lebensbereichen müsste sich etwas verändern?
- Globale Energiesysteme: Transformation zu erneuerbaren Energien
- Nachhaltiges Management von Land, Grundwasser, Ozeanen und Ökosystemen
- Stadtplanung und Infrastruktur: Transformation zu nachhaltigen und klimawiderstandsfähigen Städten
- Wirtschaft und Industrie: zum Beispiel Transformation zur Kreislaufwirtschaft
- Gesellschaftssysteme auf lokalen, nationalen und internationaler Ebene: Beispielsweise Zusammenarbeit fördern
Je früher diese Transformationsprozesse stattfinden, desto schneller und effektiver kann die Gesellschaft widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel werden. Gleichzeitig warnen die Autor:innen davor, dass jenseits von zwei Grad Celsius globaler Erwärmung Gesundheit und Klimawiderstandsfähigkeit in vielen Regionen der Erde nicht mehr gewährleistet werden kann.
Artikel Abschnitt: Wie kann sich die Welt an den Klimawandel anpassen und reicht die Zeit dazu noch?
Wie kann sich die Welt an den Klimawandel anpassen und reicht die Zeit dazu noch?
Wir können nur erfolgreich sein, so die Autor:innen, wenn wir verstünden, dass Klima, Biodiversität und die menschliche Gesellschaft interagierten und sich gegenseitig beeinflussten. Mit dieser Erkenntnis sei es umso wichtiger, dass die Länder weltweit auf allen Ebenen zusammenarbeiteten.
Noch können unsere politischen Entscheidungsträger die Gesellschaft auf einen nachhaltigen und klimafreundlichen Pfad lenken. Um dahin zu gelangen, ist ihr politischer Wille wichtiger denn je. Denn sollten wir zwei Grad globale Erderwärmung überschreiten, werden einige Regionen der Erde unbewohnbar.
Aus dem Bericht geht hervor, dass sich die menschlichen Klimarisiken durch das Stärken und Renaturieren von Ökosystemen verringern. Starke Ökosysteme haben deshalb Vorteile sowohl für Mensch als auch für die Biodiversität. Für den Menschen bedeuten sie Schutz vor dem Klimawandel. Ökosystem basierte Lösungen sind daher der Schlüssel zur Klimaanpassung. Darunter versteht man Maßnahmen, die natürliche Ökosysteme wieder herstellen. Hier drei Beispiele:
- Wassermanagement:
Das Wiederherstellen von Fluss- und Auengebieten führt zu mehr Artenvielfalt, verbesserter Wasserqualität und reduziert sowohl Bodenerosionen als auch Überschwemmungen. Gleichzeitig entschärfen sie die Folgen einer Dürre. - Forstwirtschaft:
Der Schutz von Wäldern sowie eine nachhaltige Waldwirtschaft bringen eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich. So binden sie CO2, stabilisieren Hänge und stärken die biologische Vielfalt. Auf diese Weise entsteht ein effektiver Schutz vor Dürren, Überschwemmungen und Feuern. - Landwirtschaft:
Durch Rotation in der Fruchtfolge und Felderwirtschaft wird mehr Kohlenstoff in fruchtbareren Böden gespeichert und steigert die Artenvielfalt. Nachhaltige Landwirtschaft schützt außerdem vor Dürren, Überschwemmungen und Hitzestress.
Diese Maßnahmen müssen nicht einmal teuer sein, da keine komplexen Maschinen benötigt werden.
Der Bericht des Weltklimarats macht deutlich: Wir werden nur eine lebenswerte Zukunft erleben, wenn wir verstehen, wie Ökosysteme und menschliche Systeme miteinander interagieren. Menschliche Systeme umfassen unsere Wasserversorgung, die Produktion von Nahrungsmitteln, das Gesundheitssystem, die Infrastruktur sowie Städte und Siedlungen. Die Autor:innen betonen, dass es dringend notwendig ist, aus dieser Erkenntnis die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Das menschliche Handlungsfenster, das eine lebenswerte Zukunft sichert, schließt sich bald.
Artikel Abschnitt: Wie viel Zeit bleibt uns noch, um die globale Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken?
Wie viel Zeit bleibt uns noch, um die globale Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken?
Die gute Nachricht: Die Emissionsrate, also das Tempo, in dem wir die Treibhausgase in die Atmosphäre blasen, hat sich seit 2010 verlangsamt. Um den globalen Temperaturanstieg zu stoppen, dürften aber ab jetzt keine weiteren Emissionen in die Atmosphäre entlassen werden.
Interessant wird es, wenn wir uns anschauen, wie viel Zeit noch bleibt, die globale Erderwärmung noch auf unter 1,5 beziehungsweise 2 Grad Celsius zu beschränken. Der dritte Teil des Weltklimaberichts geht davon aus, dass sich die Erde bei der gegenwärtigen Emissionsrate noch vor 2030 auf über 1,5 Grad Celsius aufheizen wird. Das Mercator-Forschungsinstitut hat das anhand der Angaben des Weltklimaberichts ganz genau berechnet und eine rückwärts laufende "Kohlenstoffuhr" veröffentlicht.
Bei gegenwärtiger Emissionsrate werden wir schon in etwas mehr als sieben Jahren 1,5 und in 25 Jahren 2 Grad Celsius überschreiten. Viel Zeit bleibt also nicht mehr. Vor allem dann nicht, wenn man sich vorstellt, dass wir Menschen 1337 Tonnen dieser Gase pro Sekunde in die Atmosphäre blasen.
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Artikel Abschnitt: Erreichen wir die Pariser Klimaziele, wenn wir CO2 aus der Atmosphäre ziehen und speichern?
Erreichen wir die Pariser Klimaziele, wenn wir CO2 aus der Atmosphäre ziehen und speichern?
Das Problem: Auch wenn diese Techniken bekannt sind, haben sie sich bisher noch nicht weit und schnell genug verbreitet. Einige Kritiker warnen, dass manche dieser Technologien noch nicht ausreichend erforscht seien und somit Risiken mit sich brächten.
Je stärker in diesem Bereich Institute und Branchen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebenen zusammenarbeiten, desto schneller können sich diese Technologien verbreiten und weiterentwickeln. Allerdings stellt der Weltklimabericht deutlich heraus, dass wir uns nicht alleine auf sie verlassen sollten. Gleichzeitig muss ein Umdenken quer durch die Gesellschaft stattfinden, das sich auf alle Sektoren auswirkt.
Artikel Abschnitt: Welche Rolle spielen Städte und Elektromobilität beim Klimaschutz?
Welche Rolle spielen Städte und Elektromobilität beim Klimaschutz?
- Durch kompakte Infrastruktur und fußgängerfreundliche Städte könnten Energieverbräuche, die zum Beispiel durch Autofahren entstehen, eingespart werden. Diese Energieeinsparungen müssten sich aber durch alle Sektoren innerhalb der Städte ziehen.
- Elektrifizierung des urbanen Energiesystems durch kohlenstoffarme Energiequellen, wie etwa durch Wind- und Solarenergie.
Stärkere Kohlenstoffspeicherung durch Zunahme von blauer und grüner Infrastruktur. - Blaue Infrastruktur: Das Erschaffen von städtischen Naturräumen, bei denen Wasserflächen im Fokus stehen. Das sind zum Beispiel kleine Seen, Teiche oder wiederhergestellte Bachläufe durch Städte.
Grüne Infrastruktur: Das Erschaffen von städtischen Naturräumen, bei denen Grünflächen, wie zum Beispiel Stadtparks, Stadtwälder oder Dachbegrünung, im Fokus stehen.
Transport: Solange wir Energiequellen wie Wind oder Sonne nutzen, können wir laut Weltklimabericht durch Elektroautos die meisten Treibhausgase im Automobilsektor einsparen. Allerdings brauchen wir dann mehr Batterien und bekommen dadurch irgendwann ein Ressourcenproblem. Die Lösung: Wir müssten große Teile der Batterien recyceln und wiederverwenden. Daran muss aber noch weiter geforscht werden.
Was uns sonst noch laut Weltklimabericht helfen würde, um das Klima zu schonen: Wir müssten verstärkt auf Biotreibstoffe wie etwa aus Rapsöl setzen. Und: Wir könnten in Zukunft CO2 aus der Atmosphäre einfangen, um daraus synthetische Treibstoffe herzustellen.
Artikel Abschnitt: Gibt es auch Kritik am Weltklimabericht?
Gibt es auch Kritik am Weltklimabericht?
Es gibt allerdings Menschen, die genau dieses System infrage stellen. Werden die Berichte dadurch nicht zu stark von der Politik beeinflusst? Sicher ist es ein zweischneidiges Schwert. Denn natürlich haben die Regierungen Einfluss auf den Inhalt des Berichts. Klimapolitisch aber gewinnt der Bericht durch die Einbindung der Regierungen an Bedeutung.
Die beteiligten Wissenschaftler:innen betonen, dass dadurch die meisten Inhalte des Berichts wesentlich besser werden. Aufgrund einer Verschwiegenheitserklärung dürfen die Forschenden aber keine weiteren Auskünfte über die Austauschprozesse mit den Regierungen geben. Ob sich durch die Einbindung der Politik Teile des Berichts verschlechtert haben (und welche das genau sind), bleibt für die Öffentlichkeit also ungewiss.
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Artikel Überschrift:
Die Klimaziele wären aus meiner Sicht schneller erreicht wenn es diesen Politischen zwang zu mehr Windkraftanlagen nicht geben würde. Es gibt genug Anlagen die man effektiver nutzen könnte. Ein Beispiel: Ich bin im Juni dieses Jahres zum Urlaub zur Nordsee durch Schleswig Holstein gefahren. Dort sind diverse Windkraftanlagen, bzw. Parks.… Weiterlesen »
Was ich mir mehr für Deutschland wüschen würde: (Ausschnitt aus dem Bericht)
In welchen Lebensbereichen müsste sich etwas verändern?
„Noch können wir die ganz große Klimakatastrophe abwenden“ Sie suggerieren, dass das IPCC eine große Klimakatastrophe prognostiziert, wenn wir nicht sofort und radikal handeln. Von der „große Klimakatstrophe“ ist aber tatsächlich nicht die Rede, gleichwohl von einzelnen Katastrophen aufgrund des Klimawandels – was aber zwei gänzlich unterschiedliche Aussagen sind. Vielmehr… Weiterlesen »
Der derzeitige Klimaplan spart die naturwissenschaftlichen Fakten völlig aus. Wenn man sich das Absorptionsspektrum der Atmosphäre bezüglich der Sonneneinstrahlung anschaut, so sieht man sofort, dass das Wasser als wichtigstes Treibhausgas des natürlichen Treibhauseffektes in der Sättigung ist. Es kann also unabhängig von einem noch höheren Gehalt in der Atmosphäre nichts… Weiterlesen »
An dem ganzen deutschen Klimaschutz ist schon mal faul, dass beim sparen nur der Privatbürger adressiert wird. Wie man die ständig wachsenden Transportleistungen wieder zurückdrängen könnte usw. ist gar nicht in der Diskussion. Es geht ja auch nicht um Klimaschutz, es geht um Konjunkturförderung! Der Bürger soll ein E-Auto, eine… Weiterlesen »