Artikel Kopfzeile:
Trockenheit in Deutschland
Wird das Wasser knapp?
Bisher gibt es genug Wasser in Deutschland. Damit das so bleibt, ist die Politik gefragt – aber auch jeder von uns.
Sprungmarken des Artikels:
Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Deutschland wird trockener
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Regional gibt es Engpässe
So dramatisch ist die Situation in Deutschland nicht. Trotzdem kommt es regional zu Wasserknappheit. Im August 2020 gab es in Lauenau zeitweise kein Trinkwasser mehr. Der Grund hierfür war, dass zu viele Menschen gleichzeitig die Wasservorräte anzapften. Denn die stammen in der niedersächsischen Gemeinde nicht aus Grund-, sondern aus Quellwasser. Weil es lange nicht geregnet hatte, führten die Quellen weniger Wasser.
Der Klimawandel führt zu immer mehr extremen Wetterereignissen. Wahrscheinlich nehmen auch die extremen Hitzeperioden und trockenen Sommer zu, wie wir sie in den vergangenen Jahren nicht nur in Deutschland beobachtet haben.
Wie viel Wasser gibt es auf der Erde?
Wie viel Wasser nutzen wir wofür?
In Deutschland liegt der tägliche Wasserverbrauch bei 127 Litern pro Kopf. Das sind etwa 3,8 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr. Nur vier Prozent des Wassers nutzen wir für Essen und Trinken. Jeweils ungefähr ein Drittel geht für Toilettenspülung und Körperpflege drauf, also Duschen oder Baden. Das restliche Drittel bleibt für Haushalt, Garten und Kleingewerbe. Insgesamt nutzt Deutschland 24 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr. Mehr als die Hälfte fließt in die Energieversorgung, knapp ein Viertel in Bergbau und Industrie.
Wem gehört das Wasser in Deutschland?
In Deutschland ist Wasser Gemeingut. Das bedeutet, es gehört allen Menschen gleichermaßen. Geregelt ist dies in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und dem Wasserhaushaltsgesetz. Trotzdem muss jemand entscheiden, wer wie viel Wasser nutzen darf. Das machen staatliche Behörden auf Bundes- und Landesebene. Die Kommunen wiederum sorgen dafür, dass ihre Bürgerinnen und Bürger jederzeit ausreichend Trinkwasser zur Verfügung haben. Rund 70 Prozent des Trinkwassers in Deutschland stammt aus Grundwasserressourcen. Andere Möglichkeiten sind beispielsweise Quellen oder Talsperren, die in regenreichen Zeiten Wasser sammeln. Die Wasserversorgung steht und fällt aber mit der Verfügbarkeit von Grund- und Oberflächenwasser.
Wasser ist regional unterschiedlich verfügbar
Wie viel Wasser sich in welcher Tiefe im Boden befindet, hängt von den sogenannten hydrogeologischen Gegebenheiten ab. Die besagen zum Beispiel, aus welchem Material der Untergrund besteht oder wie schnell und wie viel Regenwasser versickert.
Im langjährigen Mittel regnet es in Deutschland zurzeit nicht weniger als in den vergangenen 100 Jahren, allerdings nicht überall gleich viel. Im Jahr 2019 fielen im Saarland 980 Liter pro Quadratmeter, in Sachsen-Anhalt waren es ein Viertel weniger.
Außerdem sind die Sommer trockener und heißer. Neun der zehn wärmsten Jahre lagen in den letzten 20 Jahren. Das führt dazu, dass in den Sommermonaten mehr Wasser verdunstet als normalerweise. Die Niederschläge im Winter reichen nicht, um alle verbrauchten Grundwasservorräte gleichermaßen aufzufüllen, die Grundwasserneubildung ist seit Jahren rückläufig.
In Niedersachsen zum Beispiel lag Ende 2019 der Grundwasserspiegel stellenweise mehr als 1,5 Meter niedriger als im langjährigen Mittel. Bezogen auf die gesamte Landesfläche sank der Grundwasserspiegel immerhin noch um knapp 40 Zentimeter. Dabei gehört Niedersachsen wie der gesamte Nordosten Deutschlands zu den grundwasserreichen Gebieten.
So sicher ist Trinkwasser in Deutschland.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Sommer sind nicht nur trockener. Wegen der Hitze verbrauchen Menschen auch mehr Wasser, etwa für die Gartenbewässerung oder ein kühlendes Bad im eigenen Pool. All diese Faktoren können dazu führen, dass regional die Wasserversorgung zusammenbricht.
Nutzungskonflikte – der Streit ums Wasser
Wenn das Wasser knapp wird, entstehen Konflikte, wer es am dringendsten benötigt: Sind es die Landwirte, die ihre Felder bewässern müssen? Schließlich produzieren sie Lebensmittel für die Bevölkerung. Allerdings flossen im Jahr 2016 nur 1,3 Prozent der 24 Milliarden Kubikmeter Wasser auf Äcker und Weiden. "In den Jahren 2018, 2019 und 2020 ist der Bewässerungsbedarf vieler Landwirte aber wegen der trockenen, heißen Sommer enorm gestiegen", sagt Dr. Tim aus der Beek. Der Hydrologe ist Bereichsleiter für Wasserressourcen-Management am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasser in Mülheim an der Ruhr (IWW). Offizielle Zahlen liegen noch nicht vor. "Leidet eine Region sowieso schon an Wassermangel und die landwirtschaftliche Bewässerung kommt noch hinzu, sorgt das natürlich für enorme Probleme."
Oder hat die Energieindustrie Priorität, die die Menschen mit Strom und Gas versorgt? Kraftwerke nutzen oberflächennahes Wasser hauptsächlich als Kühlmittel.
Bleibt noch der Gewässerschutz. Führen Flüsse dürrebedingt weniger Wasser, werden Schadstoffe und Abwässer weniger verdünnt. Darunter leidet die Qualität der Gewässer. Allein in Deutschland wurden in Bächen und Seen 269 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe oder deren Abbauprodukte nachgewiesen, wie etwa der Schmerzmittelwirkstoff Diclofenac.
Außerdem: Wachsen Ackerfrüchte schlechter, weil es zu trocken ist, nehmen sie auch weniger Nährstoffe aus Gülle und Mineraldünger auf. Überschüssiger Dünger wird ausgewaschen und sammelt sich in Gewässern. Bereits etwa ein Fünftel aller Grundwasser-Messstellen weisen einen Nitratgehalt über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Milligramm je Liter auf. Bisher ist das Trinkwasser aber nicht mit Nitrat belastet oder die Grenzwerte werden eingehalten.
Artikel Abschnitt: Aber:
Aber:
Es gibt ausreichend Wasser in Deutschland
Dennoch: "Unser Land ist zum Glück noch weit von einem Wassernotstand entfernt", sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze Anfang Oktober 2020 auf der Abschlussveranstaltung des Nationalen Wasserdialogs.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
So schützen wir unser Wasser
Höchste Priorität hat immer die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Gleichzeitig sollen Nutzungskonflikte vermieden werden. "Wir müssen schauen, welche Nutzung zu welchem Zeitpunkt sinnvoll und vorrangig ist", sagt Hydrologe Tim aus der Beek, der selbst am Nationalen Wasserdialog beteiligt war. Dafür sei es nötig, dass sich Vertreterinnen und Vertreter aller Interessengruppen zusammensetzten und Strategien für Dürreperioden entwickelten. Denkbar sei zum Beispiel, dass Landwirte für die Bewässerung ihrer Äcker nicht Grundwasser in Trinkwasserqualität einsetzen, sondern Wasser, das bereits für andere Zwecke genutzt und dann gesammelt wurde.
Eine weitere Forderung ist, dass die Qualität der Gewässer besser werden muss. Finanzielle Anreize sollen etwa Landwirtinnen und Landwirte zu einer "gewässersensiblen Landnutzung" motivieren. Das heißt: Sie sollen zum Beispiel weniger beziehungsweise angepasster düngen und weniger Pestizide einsetzen. Kläranlagen zu modernisieren würde die Gewässer ebenfalls schonen.
Regionen, die anfällig für Wassermangel sind, können sich an Fernwasserversorgungen oder Verbünde anschließen. Allerdings kosten leistungsstarke Leitungssysteme oder große Wasserspeicher viel Geld.
Wasser mehr wertschätzen
"Für viele Menschen ist es selbstverständlich, dass Wasser jederzeit in höchster Qualität aus der Leitung kommt", sagt aus der Beek. Weil es zudem extrem günstig sei, gebe es kaum Anreiz, Wasser zu sparen. Er fordert von Politik und Gesellschaft mehr Wertschätzung. "Die Wasserwirtschaft ist an sich gut aufgestellt, hat aber keine große Lobby", sagt der Hydrologe.
Aber auch jeder einzelne Verbraucher kann etwas tun: "Muss ich wirklich Trinkwasser nutzen, um den Garten zu bewässern oder den Pool zu befüllen?", fragt aus der Beek. Eine Zisterne im Garten ist eine nachhaltige Alternative. Dort lässt sich in den regenreichen Monaten Wasser sammeln und bei Bedarf nutzen.
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Der tatsächliche Verbrauch liegt laut WWF bei 5.288 Litern pro Kopf pro Tag. Für jeden Alltagsgegenstand muss die Industrie Wasser für die Produktion aufwenden, das wir durch den Konsum der Güter mitverbrauchen.
Werte Quarks-Redaktion,
könntet Ihr vielleicht Eure Twitter-Threads von irgendeinem „Thread-Zusammenfasser“ erfassen lassen und das prominent plazieren?
Leider in gößeren Timelines oft schwer, alle Einzelteile zu finden…
Leider nein, dazu fehlt uns Zeit und Personal. Wir haben mit unserem Team schon alle Hände voll zu tun, eure vielen Tausend Kommentare und persönlichen Nachrichten pro Tag noch einigermaßen regelmäßig zu beantworten 😉
Danke für die Infos, das Thema u die Tipps. Ja es ist wichtig, da mehr zu tun.