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Kinderwunsch
Das solltest du über die männliche Fruchtbarkeit wissen
Dass Männer immer Kinder zeugen können, stimmt nur teilweise. Was die Fruchtbarkeit bei Männern einschränkt – und was sie dagegen tun können.
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Artikel Abschnitt: Wie lange sind Männer fruchtbar?
Wie lange sind Männer fruchtbar?
Viele denken jetzt womöglich: Das ist bei Männern doch kein Problem – sie können schließlich ewig Kinder zeugen. Das stimmt jedoch nur teilweise. Es ist zwar richtig, dass Männer im Durchschnitt deutlich länger fruchtbar sind als Frauen. "Grundsätzlich können Männer bis ins hohe Alter Kinder zeugen", sagt Prof. Sabine Kliesch, Direktorin des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie an der Uniklinik Münster. Doch auch beim männlichen Geschlecht sinkt die Fruchtbarkeit mit dem Alter.
Funktion der Spermien lässt im Alter nach
Die Anzahl der Spermien bleibt bei gesunden Männern zwar gleich. Etwa ab 40 bis 50 Jahren verschlechtert sich jedoch die Funktion der Spermien. Der Grund dafür ist, dass sich genetische Defekte in den Samenzellen häufen: "Die DNA im Kopf der Spermien ist nicht mehr so sauber gepackt", so Kliesch. Männer können auch dann noch weiter Kinder zeugen. "Wenn es aber insgesamt mehr Spermien gibt, die nicht mehr vollkommen in Ordnung sind", so die Medizinerin, "dann dauert es länger, bis die Frau schwanger wird."
Das zeigen auch wissenschaftliche Studien. Ein britisches Team aus Forscher:innen untersuchte 600 Paare, bei denen die Frauen jünger als 25 Jahre alt waren. War der Partner unter 40 Jahre alt, dauerte es im Durchschnitt sieben Monate bis zur Schwangerschaft. Waren die Männer hingegen älter als 40, verlängerte sich die Wartezeit um das Dreifache.
Ein höheres Alter des Mannes kann auch die Risiken für Baby und Mutter erhöhen. So kommt es häufiger zu einer Fehlgeburt, insbesondere dann, wenn die Mutter bereits älter als 30 Jahre ist. Die genetischen Defekte der Samenzellen können zudem seltene Entwicklungsstörungen beim Kind auslösen. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass ein hohes Alter des Mannes Autismus und psychische Erkrankungen beim Kind begünstigt.
Artikel Abschnitt: Was schränkt die männliche Fruchtbarkeit ein?
Was schränkt die männliche Fruchtbarkeit ein?
- angeborene Fehlbildungen wie ein Hodenhochstand
- genetische Abweichungen, etwa das Klinefelter-Syndrom
- Hodenentzündung, zum Beispiel durch Chlamydien
- Testosteronmangel, meist ausgelöst durch eine Unterfunktion der Hoden
- Hodenkrebs
- Krampfader am Hoden
- Medikamente und medizinische Behandlungen wie eine Chemotherapie
- Verletzungen am Hoden
- Operationen, zum Beispiel an der Prostata
Bei manchen Männern produzieren die Hoden zwar genug Spermien, diese finden jedoch nicht den Weg nach draußen. Der Grund dafür: ein verklebter Samenleiter. Auslöser können ebenfalls eine Entzündung, Operation oder eine angeborene Fehlbildung sein. Auch eine Harnröhrenverengung kann den Transportweg stören.
Neben diesen medizinischen Gründen gibt es auch eine Reihe von Lebensstil- und Umweltfaktoren, die die Fruchtbarkeit schmälern können:
- Rauchen: Tabak verschlechtert die Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien. Zigaretten reduzieren das Befruchtungspotenzial der Spermien um etwa die Hälfte.
- Alkohol: Ein zu hoher Alkoholkonsum schädigt als Zellgift die Fortpflanzungsorgane. Ab welcher Schwelle Alkohol die Fruchtbarkeit einschränkt, können Forschende noch nicht genau sagen. Ein geringer bis moderater Konsum wirkt sich wahrscheinlich nicht aus.
- Cannabis: Drogen wie Cannabis beeinflussen den Hormonhaushalt und können so die Samenproduktion behindern.
- Krankheiten: "Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Stoffwechselstörungen wirken sich auf das hormonelle Gleichgewicht aus", sagt Andrologin Sabine Kliesch. Das könne dazu führen, dass die Samenproduktion gestört wird. Gleiches gilt für Funktionsstörungen an der Schilddrüse, Leber und Niere. Forschende haben herausgefunden, dass auch eine Infektion mit dem Coronavirus die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann.
- Übergewicht: Fettgewebe führt dazu, dass die Hodenfunktion gestört wird. Studien konnten zeigen, dass Männer mit Adipositas einen deutlich niedrigeren Testosteronspiegel haben als Normalgewichtige. Beides schränkt die Spermienproduktion ein.
- Untergewicht: Auch zu wenig Gewicht wirkt sich häufig auf die Fruchtbarkeit aus. Der Grund dafür ist, dass der Körper in den Notfallmodus schaltet und dabei die Hypothalamus-Hypophysen-Achse im Gehirn herunterregelt. Das ist ein Transportweg, über den der Körper viele verschiedene Hormone verschickt. In der Folge produzieren die Hoden weniger Spermien.
- Leistungssport: Auch bei zu häufigen und intensiven Sporteinheiten und Wettkämpfen kann der Körper in den Notfallmodus wechseln und die Hypothalamus-Hypophysen-Achse herunterfahren.
- Anabolika: Einige Sportler und Bodybuilder nehmen die Substanz ein, um verstärkt Muskeln aufzubauen. Anabolika beinhalten jedoch Steroidhormone, die das eigene Hormonsystem durcheinanderbringen und die Samenproduktion herunterregeln können. Die Hoden von Männern, die Anabolika einnehmen, sind zudem oft verkleinert.
- Schichtarbeit: "Nachtschichten bringen den Tag-Nacht-Rhythmus und damit die Hormonproduktion durcheinander", so Kliesch. Das stört wiederum die Spermienproduktion.
- Wärme: Spermien sind temperaturempfindlich. "Der Hoden liegt nicht ohne Grund außerhalb des Körpers", erklärt Kliesch. Tägliches heißes Baden und häufige und heiße Saunabesuche können daher die Fruchtbarkeit mindern. Das Handy in der Hosentasche oder der Laptop auf dem Schoß haben aber wahrscheinlich keinen negativen Effekt. Die Temperatur bleibt hier in einem Bereich, der nicht schädlich ist. Dagegen gibt es erste Hinweise darauf, dass die Fruchtbarkeit bei Männern eingeschränkt ist, die häufig die Sitzheizung im Auto benutzen. Ob das wirklich einen negativen Effekt hat, können Forschende jedoch noch nicht abschließend sagen.
Immer wieder wird auch über Umweltgifte wie Weichmacher und Pestizide diskutiert. Es gibt jedoch keine eindeutigen Belege, dass sie die Fruchtbarkeit bei Männern herabsetzen. Anders ist es bei den Substanzen Blei, Cadmium und Quecksilber. Insbesondere eine hohe Bleibelastung kann die Hodenfunktion stören. Wer im Beruf mit diesen Stoffen arbeiten muss, sollte sich gegebenenfalls schützen. Im Alltag kommen wir nicht oder nur geringfügig mit diesen Substanzen in Kontakt.
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Wichtig: Ob und wie sehr diese Faktoren die Fruchtbarkeit eines einzelnen Mannes einschränken, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Einige Männer können trotz vieler Risikofaktoren problemlos Kinder zeugen; andere leben sehr gesund und müssen länger warten. Oftmals sind jedoch Männer betroffen, bei denen sich mehrere Risikofaktoren summieren – also zum Beispiel Männer, die rauchen und übergewichtig sind.
Sind Männer heute weniger fruchtbar als früher? Wie sich die Qualität des Ejakulats im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, haben wir hier aufgeschrieben.
Weitere Angaben zum Artikel:
Beeinflussen Mobilfunkstrahlen die Fruchtbarkeit bei Männern?
Artikel Abschnitt: Wann sollten Männer zum Arzt oder zur Ärztin gehen?
Wann sollten Männer zum Arzt oder zur Ärztin gehen?
Wichtig: Sich den Kinderwunsch zu erfüllen, ist immer ein gemeinsamer Weg. Wenn ein Paar Probleme damit hat, schwanger zu werden, sollten beide Partner zusammen zum Arzt oder zur Ärztin gehen und sich untersuchen und beraten lassen.
"Es ist so, dass ein Partner häufig die Fruchtbarkeitsprobleme des anderen ausgleichen kann", erklärt Kliesch. "Problematisch wird es, wenn einer der beiden eine große Einschränkung hat oder beide Partner Einschränkungen haben." In etwa 10 bis 20 Prozent der Fälle liegt die ungewollte Kinderlosigkeit sowohl am Mann als auch an der Frau.
Die ersten Ansprechpartner:innen können Hausärzt:innen, Gynäkolog:innen, Urolog:innen oder Androlog:innen sein. Je nach Diagnose überweisen die Mediziner:innen das Paar anschließend an ein Kinderwunschzentrum. Nicht selten ist ein unerfüllter Kinderwunsch sehr belastend für das Paar. Wenn die seelische Belastung zu stark wird, sollten Männer und Frauen nicht zögern, sich auch eine psychologische Unterstützung zu suchen.
Artikel Abschnitt: Wie untersuchen Mediziner:innen die Fruchtbarkeit beim Mann?
Wie untersuchen Mediziner:innen die Fruchtbarkeit beim Mann?
Es kommt jedoch nicht nur auf Anzahl der Spermien an. Deswegen zeigt das Spermiogramm auch, ob die Spermien gut beweglich und normal geformt sind.
"Man sollte sich bei der Untersuchung nicht ausschließlich auf die Spermien fokussieren", sagt Andrologin Sabine Kliesch. Mediziner:innen kontrollieren daher in der Regel auch die Hoden. Sie prüfen etwa, ob eine Erkrankung wie ein Hodenhochstand, eine Krampfader oder Hodenkrebs vorliegt. Dafür tasten sie den Hoden ab und machen ein Ultraschallbild.
Für gewöhnlich prüfen die Fachärzt:innen auch den Hormonstatus des Mannes. Dafür nehmen sie ihrem Patienten Blut ab. Und natürlich ist auch das persönliche Gespräch sehr wichtig: Raucht der betroffene Mann? Hat er starke seelische Belastungen? Gibt es weitere Risikofaktoren, die die Fruchtbarkeitsprobleme auslösen könnten? "So können wir uns ein vollständiges Bild machen und die Diagnostik bei Bedarf erweitern", sagt Kliesch.
Artikel Abschnitt: Was können Männer tun, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern?
Was können Männer tun, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern?
Insbesondere wenn Ärzt:innen keine körperliche Ursache finden, ist es wichtig, dass Männer ihren Lebensstil verbessern und möglichst viele Risikofaktoren ausschalten. Dazu gehört es zum Beispiel, auf Zigaretten und weitgehend auch auf Alkohol zu verzichten, sich regelmäßig zu bewegen und gesund zu ernähren und Normalgewicht anzustreben.
Auch ein guter Umgang mit seelischen Belastungen ist wichtig. Männer sollten darauf achten, Stress in ihrem Alltag zu reduzieren und durch Sport und Entspannungsverfahren, wie zum Beispiel progressive Muskelentspannung, auszugleichen.
Nicht nur auf die fruchtbaren Tage fokussieren
Und natürlich ist regelmäßiger Sex ausschlaggebend. Ein verbreiteter Mythos ist es, dass es hilft, sich zu enthalten und so die Spermien "anzusammeln", um anschließend nur an den fruchtbaren Tagen Geschlechtsverkehr zu haben. Das ist falsch. Verweilen die Samenzellen für längere Zeit im Hodensack, kann sich das sogar negativ auf die Beweglichkeit der Spermien auswirken.
"Das Paar sollte lieber häufigen und regelmäßigen Verkehr haben und nicht nur nach der Uhr an den fruchtbaren Tagen", rät Sabine Kliesch vom Uniklinikum Münster. Auch die psychische Komponente spiele dabei eine Rolle, so die Andrologin. Das Paar könne sich zu viel Druck machen, wenn es sich nur auf die fruchtbare Phase fokussiere.
Wenn diese Schritte nicht helfen und die Frau immer noch nicht schwanger wird, können Paare eine künstliche Befruchtung in Betracht ziehen. Welche Methoden es gibt und wie erfolgreich sie sind, haben wir hier aufgeschrieben.
"Die meisten Kinderwunsch-Paare schaffen es, ohne künstliche Befruchtung schwanger zu werden", sagt Kliesch. Etwa 15 Prozent der Paare haben Probleme damit, ihren Kinderwunsch zu erfüllen, und nur drei Prozent nehmen am Ende eine künstliche Befruchtung in Anspruch, so die Fachärztin.
Weitere Angaben zum Artikel:
Können Nahrungsergänzungsmittel die Fruchtbarkeit verbessern?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt auf ihrer Website, dass die Einnahme von Antioxidantien nur sinnvoll ist, wenn ein Arzt oder eine Ärztin einen Mangel festgestellt hat. Fachleute würden davon abraten, "Antioxidantien nach dem Gießkannenprinzip auf bloßen Verdacht hin einzunehmen".
"Eine ausgewogene Ernährung ist das Wichtigste", hebt Kliesch hervor. "Dann sind Nahrungsergänzungsmittel eigentlich überflüssig."
Welche Nahrungsergänzungsmittel es gibt und warum eine zu große Menge schaden kann, erfahrt ihr hier.
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
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Für Mann /Frau ohne K Wunsch M=Vasektomie Experten de F= selbstbestimmt-steril e.v. (Susanne Rau).
Als Mann ohne Kinderwunsch= Vasektomie 100% Verhütung.
Ein Fehler der Natur.Mann sollte ab 40 Spermfrei sein.
Dummes Kommentar, gratuliere.
Weshalb?? Top Antwort.Wir haben in gewissen Teilen der Erde massive Ueberbevölkerung.
Martin ,Deutschland ab 18 Vasektomie erlaubt.Oesterreich ab 26 Jahren erlaubt.Nach 30 EJ Spermfrei.
Mein Mann hat Azoospermie.Als Paar ohne Kinderwunsch perfekt.Ich brauche keine Verhütung.