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Nahrungsergänzungsmittel
Brauchen wir
Vitamin-D-Tabletten?
Vitamin-D-Tabletten?
Vitamin D brauchen wir vor allem für gesunde Knochen. Angeblich soll es aber auch gegen diverse andere Krankheiten helfen. Das sagt die Wissenschaft.
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Inhalt
- Was ist Vitamin D?
- Warum ist Vitamin D wichtig für den Körper?
- Wann spricht man von einem Vitamin-D-Mangel?
- Warum schwankt der Vitamin-D-Haushalt?
- Wie gut schützt Vitamin D vor schweren Krankheiten – und Corona?
- Wer sollte Vitamin-D-Präparate einnehmen?
- Wie viel Geld verdienen die Hersteller mit Vitamin-D-Tabletten?
- Was ist Vitamin D?
- Warum ist Vitamin D wichtig für den Körper?
- Wann spricht man von einem Vitamin-D-Mangel?
- Warum schwankt der Vitamin-D-Haushalt?
- Wie gut schützt Vitamin D vor schweren Krankheiten – und Corona?
- Wer sollte Vitamin-D-Präparate einnehmen?
- Wie viel Geld verdienen die Hersteller mit Vitamin-D-Tabletten?
Artikel Abschnitt: Was ist Vitamin D?
Was ist Vitamin D?
Vitamin D kann der menschliche Körper erst unter Lichteinfluss, der UV-B-Strahlung, bilden. Deswegen wird Vitamin D in der Werbung gerne auch “das Sonnenhormon” genannt.
Artikel Abschnitt: Warum ist Vitamin D wichtig für den Körper?
Warum ist Vitamin D wichtig für den Körper?
Laut Stiftung Warentest steigt durch einen Mangel außerdem die Gefahr, an Osteoporose zu erkranken – einer Schwächung der Knochen. Bei Säuglingen und Kindern besteht bei einem Mangel das Risiko einer Rachitis, das ist eine schwerwiegende Störung des Knochenwachstums, was zu einer bleibenden Verformung des Skeletts führen kann.
Artikel Abschnitt: Wann spricht man von einem Vitamin-D-Mangel?
Wann spricht man von einem Vitamin-D-Mangel?
In einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts (RKI) bleiben fast 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland unter diesem Optimalwert – meistens aber nur leicht. Das RKI schreibt, dass rund 15 Prozent hierzulande einen Wert von unter 30 Nanomol pro Liter aufweisen. Allerdings: Es gibt unterschiedliche Messmethoden, die zu unterschiedlichen Werten führen, wodurch es schwierig ist, Daten unterschiedlicher Studien oder Erhebungen miteinander zu vergleichen.
Keinen weitverbreiteter Mangel
Ob ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland an einem Vitamin-D-Mangel leidet, ist sehr umstritten. So stellt etwa das RKI fest: Ein Vitamin-D-Mangel liegt vor, wenn Vitamin D über einen längeren Zeitraum im Körper fehlt und wenn dies zu Beschwerden führt.
Wenn also einmalig gemessen wird, dass der Vitamin-D-Gehalt im Blut niedrig ist oder sogar unter den empfohlenen Werten liegt, bedeutet das noch nicht, dass man tatsächlich unter einem Mangel leidet und deswegen Vitamin-D-Tabletten nehmen sollte (siehe "Warum schwankt der Vitamin-D-Haushalt?"). Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht keinen weitverbreiteten Mangel an Vitamin D in Deutschland, ebenso wie der Berufsverband der Internisten.
Artikel Abschnitt: Warum schwankt der Vitamin-D-Haushalt?
Warum schwankt der Vitamin-D-Haushalt?
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schreibt, dass bei uns in Deutschland die Vitamin-D-Versorgung schätzungsweise zu 80 bis 90 Prozent über die endogene Synthese in der Haut erfolgt – wenn wir regelmäßig mit genügend unbedeckter Haut an der frischen Luft sind. In den Wintermonaten sieht das allerdings etwas anders aus: Da kann unser Körper nur sehr begrenzt Vitamin D bilden.
Die für die Eigensynthese nötigen UV-B-Strahlen erreichen ganzjährig nur Regionen unterhalb des 35. Breitengrads. In höher gelegenen Breiten nehmen Intensität und Dauer an ausreichender Strahlung ab und die Vitamin-D-Bildung wird abhängig von der Jahreszeit. Das gilt auch für Deutschland, da es zwischen dem 47. und 55. Breitengrad liegt.
Warum Sonnenschutz nicht zu Vitamin-D-Mangel führt, liest du hier.
Körper speichert Vitamin D
Das im Sommer gebildete Vitamin D speichert der Körper im Fettgewebe und der Skelettmuskulatur, was zur Aufrechterhaltung der Vitamin-D-Serumkonzentration im Winter beiträgt. Dass bei uns ein niedriger Vitamin-D-Spiegel in den Wintermonaten häufiger vorkommen kann, zeigte eine Studie aus Schweden. Dafür wurde das Blut von 540 Probandinnen und Probanden untersucht. Zusätzlich mussten sie regelmäßige Angaben über ihr Raucherverhalten, körperliche Aktivitäten und mögliche Vitamin-D-Supplemente machen.
Das Ergebnis: Der Vitamin-D-Spiegel war im Schnitt in den Wintermonaten niedriger als in den Sommermonaten. Circa 50 Prozent der Proband:innen hatte dabei in der Hälfte des Jahres eine Konzentration von unter 50 Nanomol pro Liter. In den Sommermonaten lag die Konzentration dafür bei über 80 Prozent der Proband:innen bei über 50 Nanomol pro Liter, bei 41 Prozent dieser Menschen sogar bei über 75 Nanomol pro Liter.
Artikel Abschnitt: Wie gut schützt Vitamin D vor schweren Krankheiten – und Corona?
Wie gut schützt Vitamin D vor schweren Krankheiten – und Corona?
Kann Vitamin D vor Atemwegsinfektionen schützen?
Tatsächlich kam die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in einer Übersichtsarbeit zu dem Ergebnis, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung durchaus vor Atemwegsinfektionen wie einer Erkältung schützen kann. Außerdem wirkte sich eine Vitamin-D-Behandlung positiv auf Asthma- oder COPD-Erkrankte aus – wenn sie schon unter einem Mangel litten. Zwischen dem Vitamin-D-Status und dem Risiko für akute Atemwegsinfektionen stellte die DGE einen inversen Zusammenhang fest. Das bedeutet: Je niedriger der Vitamin-D-Status war, desto höher war das Risiko für Atemwegsinfektionen.
Laut DGE könnte bei einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung eine Supplementation (also die Einnahme) mit Vitamin D einen positiven Einfluss auf die Prävention von akuten Atemwegsinfektionen haben.
Aber: In Bezug auf präventive Aspekte des Vitamin-D-Status für Asthma, MS und Diabetes mellitus Typ 1 seien die vorliegenden Daten aus Beobachtungsstudien nicht eindeutig gewesen. Die DGE schlussfolgert, dass keine Daten aus kontrollierten Studien einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und der Prävention von Asthma, COPD, MS und Diabetes mellitus Typ 1 zeigen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Depressionen?
Das wissen wir bisher nicht. Laut DGE gibt es zwar Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und Depressionen. Kontrollierte Studien konnten das bisher aber nicht bestätigt. Eine Metastudie der Cambridge University kommt zu dem Ergebnis, dass Depressionen häufig mit einem niedrigeren Vitamin-D-Level einhergehen.
Allerdings ist unklar, ob das niedrige Vitamin D die Ursache oder eine Begleiterscheinung ist. Denn Depressionen gehen oft einher mit Antriebslosigkeit. Betroffene gehen seltener raus und machen auch weniger Sport – sie kommen also nicht so häufig in die Sonne und können ihren Vitamin-D-Haushalt nicht aufladen.
Schützt Vitamin D vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Ob uns Vitamin D vor diesen Krankheiten schützen kann, ist weiterhin nicht belegt. In der Vergangenheit haben sich aber zahlreiche Studien mit dieser Frage beschäftigt. Für eine Studie aus dem Jahr 2017 wurden über 5000 gesunde Teilnehmende teils mit Vitamin D und teils mit Placebos versorgt. Ergebnis: Auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatte dies keinen Einfluss.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte ebenfalls über 5000 gesunde Menschen. Sie bekamen über vier Jahre hohe monatliche Dosen Vitamin D verabreicht. Auch hier konnten die Wissenschaftler:innen keinen Effekt zur Prävention von Krebs feststellen. Die DGE schreibt, dass es weiterhin Forschungsbedarf gibt.
Helfen Vitamin D (und andere Vitamine) gegen Corona?
Gerade im Internet empfehlen viele Menschen hoch dosiertes Vitamin C gegen eine Coronainfektion. In China wurden Patientinnen und Patienten experimentell damit behandelt, auch in anderen Ländern kommt Vitamin C als zusätzliche Option zum Einsatz. In China laufen dazu derzeit Studien. Ob die Mehrheit der Covid-19-Patienten letztlich davon profitiert, etwa weil sie schneller genesen oder seltener sterben, lässt sich derzeit nicht abschätzen.
Bisherige Ergebnisse deuten darauf hin, dass es schwer kranken Patienten mit Lungenentzündungen helfen könnte. Oftmals liegt bei der Hochrisikogruppe ein Mangel vor. Insofern ist nicht klar, ob hoch dosiertes Vitamin C auch vor einer Infektion schützt oder nur einen vorhandenen Mangel behebt. Ähnliche Zusammenhänge bestehen auch bei Vitamin D, das auch bei anderen Lungenerkrankungen eine Rolle spielt. Inwiefern eine Gabe vor einer Infektion schützen kann, ob es schwere Verläufe verhindert oder aber nur die Schwere der Erkrankung lindert, müssen Studien erst beweisen.
Die Gabe von Vitaminen oder auch Zink und anderen Mineralstoffen, wie sie mancherorts üblich ist, sollte nur eine ergänzende Maßnahme und kein Ersatz für eine medizinische Therapie sein. Eine vorbeugende Wirkung der Vitamine für nicht infizierte Personen ist wissenschaftlich nicht belegt. Trotzdem führen eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung durch gesunde Ernährung und ein verantwortungsvoller Aufenthalt in der Sonne zusammen mit Bewegung zu einer besseren, körperlichen Ausgangssituation angesichts einer Infektion.
Welche Therapien und Medikamente gegen das Coronavirus helfen, liest du hier.
Hör dir hier den Podcast der Quarks-Science-Cops zu Vitamin D und Corona an.
Artikel Abschnitt: Wer sollte Vitamin-D-Präparate einnehmen?
Wer sollte Vitamin-D-Präparate einnehmen?
Eine Empfehlung gibt ebenfalls für Säuglinge, da sie in ihrem ersten Lebensjahr vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden sollten. Auch Menschen, die aus religiösen oder kulturellen Gründen ihre Haut verschleiern, sollten über die Supplementation von Vitamin-D-Tabletten nachdenken.
Die Verbraucherzentrale stellte in einem Papier fest, dass Werbung suggeriert, Vitamin D würde den Menschen einen gesundheitlichen Vorteil bringen. Davon beeinflusst greifen viele Menschen zu Vitamin-D-Tabletten, ohne überhaupt ihren Blutserumspiegel überprüfen zu lassen. Da Vitamin-D-Tabletten frei erhältlich sind, werden sie von viele Menschen regelmäßig eingenommen, obwohl nur die wenigsten von ihnen unter einem Mangel leiden.
Der Berufsverband deutscher Internisten rät von einer Vitamin-D-Einnahme ab, solange es keine Antwort auf die Frage gibt, ob der Vitamin-D-Spiegel eine Folge oder Ursache von Krankheiten ist. Wenn man trotzdem Vitamin-D-Tabletten einnehmen will, sollte man dies immer in Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin machen. Diese können den Vitamin-D-Gehalt durch einen Bluttest bestimmen. Gesetzlich Versicherte bekommen diesen Test bei einem begründeten Verdacht auf einen Mangel erstattet.
Vitamin D kann man auch überdosieren
Vitamin D kann sich im Fett- und Muskelgewebe anreichern, heißt: Es kann überdosiert werden. Dies kann Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfe verursachen, in schweren Fällen auch die Niere schädigen, den Herzrhythmus stören und zu Bewusstlosigkeit oder Tod führen. Eine Überdosierung allein durch die natürliche Ernährung und viel Sonnenstrahlen ist nicht möglich – durch bestimmte Medikamente, zu viele Vitamin-D-Tabletten und Nahrungsmittel, die mit Vitamin D angereichert sind, aber schon.
Das BfR empfiehlt eine Tageshöchstmenge von 20 Mikrogramm (µg) Vitamin D (= 800 internationale Einheiten i. E.) in Nahrungsergänzungsmitteln. Auf keinen Fall sollte man aber mehr als 4000 internationale Einheiten am Tag zu sich nehmen.
Artikel Abschnitt: Wie viel Geld verdienen die Hersteller mit Vitamin-D-Tabletten?
Wie viel Geld verdienen die Hersteller mit Vitamin-D-Tabletten?
In dieser Gruppe wurden mit Magnesiumpräparaten 210 Millionen Euro umgesetzt. Platz zwei ging an Vitamin A und D mit einem Umsatz von beinahe 109 Millionen Euro – alleine in Apotheken.
Drogeriemärkte und Unternehmen, die sich auf Nahrungsergänzungsmittel spezialisiert haben, sind in dieser Statistik noch nicht mit eingerechnet.
Hier erfährst du mehr über den Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln.
Hinweis: Dieser Artikel wurde am 10. August 2021 umfassend aktualisiert, um die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Entwicklungen zu berücksichtigen. User-Kommentare bis zu diesem Datum können sich daher auf ältere Informationen aus der vorherigen Version beziehen.
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Ich finde diesen Artikel sehr verharmlosend, was einen evtl Mangel angeht, und es ist sehr traurig, dass unser Gesundheitswesen darauf viel zu wenig Wert legt. Mein Sohn, 32, hat auf mein Betreiben letztens den wert bestimmen lassen- 2,8 😳. Was sagte der Arzt darauf? Nehmen sie die Höchstdosis.. das wars.… Weiterlesen »
Ich finde es sehr schwach von einer wissenschaftlichen Seite, dass sie Studienergebnisse aus Amerika oder Skandinavien kaum berücksichtigt. Dort ist die Empfehlung der Dosierungsmenge von Vitamin D je kg Körpergewicht schon lange angepasst. Außerdem soll der Vitamin D wert Zwischen 75 und 100 liegen… Hier immer noch nicht. Wir Nehmen… Weiterlesen »
Mir fehlt in dem Bericht, das man auch durch normale Nahrungsmittel wie fettem Fisch an Vitamin D kommen kann, resp. gerade in der dunkleren Jahreszeit sich so helfen kann.
Das ist also die Quintessenz des Artikels. Wenn ich meinen Vitamin-D Spiegel untersuchen lasse und er unter 30 nmol/l, sage ich mir einfach: Alles in Ordnung, laut RKI habe ich keinen Mangel. Warum? Na, weil das RKI sagt, ein einmaliger geringer Wert sei in Ordnung und weil ohnehin die Meisten… Weiterlesen »
Laut RKI liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, wenn Vitamin D über einen längeren Zeitraum im Körper fehlt und wenn dies zu Beschwerden führt. Wenn du Beschwerden hast, wende dich an eine allgemeinmedizinische Praxis.