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Schwindel statt Medizin?
Warum Homöopathie wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist
Kleine Tröpfchen und Kügelchen aus Zucker — viele Menschen setzen große Hoffnungen in homöopathische Mittel. Dabei enthalten einige gar keinen Wirkstoff. Überzeugende Beweise fehlen bis heute.
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Homöopathische Mittel sind ein Millionengeschäft — für das auch Krankenkassen zahlen
Zwar hat die Homöopathie bislang nur einen kleinen Teil am Gesamtumsatz, der mit Arzneimitteln generiert wird. Wenig Geld ist es aber nicht: Mehr als 600 Millionen Euro geben Menschen in Deutschland jedes Jahr für homöopathische Mittel wie Arnika-Salbe und Globuli aus.
Aufgrund der Gesetzgebung bezüglich Krankenkassen können diese die Therapien mit alternativen Heilmethoden und Arzneien fördern und finanzieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Wirksamkeit, wie es bei herkömmlichen Medikamenten der Fall ist, nachgewiesen ist oder nicht.
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Darum müssen wir drüber sprechen:
Chemisch können die Mittel gar nicht wirken
Obwohl die Krankenkassen für diese Art der Therapie zahlen, fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Das bestätigen kurioserweise auch Kassen selbst. Auch der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) schreibt in einem umfangreichen Statement zur Studienlage: „Ein pharmakologischer oder physikalischer Wirkmechanismus für homöopathischen Arzneien ist bis heute nicht bekannt.“ Gleiches gilt sogar für große Hersteller.
Bestes Beispiel Globuli
Das Problem zeigt sich besonders gut am Beispiel der Globuli. Chemisch betrachtet können die kleinen Zuckerkügelchen gar keine Wirkung haben. Denn: Auch wenn etwa mit Belladonna, dem Wirkstoff aus der Tollkirsche, geworben wird, muss dieser später nicht mehr enthalten sein. Das liegt an der Herstellungsweise, für die Samuel Hahnemann Anfang des 19. Jahrhunderts mit seinem „Organon der Heilkunst“ den Grundstein legte.
Der wichtigste Herstellungsschritt ist das so genannte „Potenzieren“. Dabei wird beispielsweise der Wirkstoff der Tollkirsche, der als Ausgangsstoff oder auch „Urtinktur“ dient, bei jedem Schritt um ein Zehntel verdünnt, etwa per Hand in Wasser verschüttelt, für Kügelchen mit Zucker vermischt oder verrieben. Das sieht dann ungefähr so aus:

Je nach Potenzierungsgrad wird also umso mehr verdünnt, teilweise mehrere Dutzend Male – bei D24 (24 Mal zehnfach verdünnt) oder C12 (12 Mal hundertfach verdünnt) also um weit mehr als das Billiardenfache.
Jeder Chemiker schlussfolgert: Die Menge an vorhandenem Wirkstoff nimmt jedes Mal ab, bis nichts mehr vorhanden ist. Ab Potenzierungen vom Faktor 24 wäre ein mehrfacher Lotto-Gewinn in Millionenhöhe wahrscheinlicher, als auch nur ein Molekül des Wirkstoffs in seiner homöopathischen Arznei zu finden. Die Homöopathen sagen jedoch: Mit jeder Verdünnung steigt die Wirksamkeit.
„Wassergedächtnis“ sehr umstritten
Die umstrittene These: Das Wasser verfügt laut Homöopathen über ein „Wassergedächtnis“. Es erinnere sich sozusagen an die Eigenschaften und Wirkung des eigentlichen Mittels. Doch daraus ergeben sich physikalische Probleme: Was für eine Art Energie soll es sein? Und wieso erinnert sich das Wasser ausgerechnet an die „Energie“ oder die „Schwingungen“ des gewünschten Wirkstoffs – aber nicht an solche aller anderen, vielleicht auch sehr unerwünschten, Partikel, mit denen es jemals in Kontakt gekommen ist? Postuliert wurde die These des Wassergedächtnisses 1988 zwar sogar im renommierten Wissenschaftsjournal Nature – nachgewiesen wurde es seitdem jedoch noch nie zweifelsfrei.
Zahlreiche Studien zu tatsächlichem Therapieerfolg
Nun könnte es natürlich theoretisch sein, dass es einen Wirkmechanismus gibt, der jedoch einfach noch nicht entdeckt wurde. Doch dafür müsste die Homöopathie erst einmal wirken. Wissenschaftler haben sich in zahlreichen Studien mit dem tatsächlichen Therapieerfolg beschäftigt. Dabei gibt es durchaus einige Studien, die der Homöopathie positive Effekte bescheinigen. Die Wirksamkeit gehe sogar über den Placebo-Effekt hinaus. Der lang ersehnte Beweis? Eher nicht.
Eine umfangreiche Meta-Analyse beispielsweise hat die Methodik vieler Einzelstudien berücksichtigt und die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der therapeutische Erfolg der Homöopathie immer dann besonders schlecht ist, wenn die Studien sorgfältig durchgeführt wurden. Eine Übersichtsstudie untersuchte 30 bisherige Arbeiten mit insgesamt 1159 Patienten unter der Prämisse „Homöopathie wirkt“ und fand dann heraus, dass die Mittel sogar schadeten.
Warum Krankenkassen trotz fehlender Beweise homöopathische Therapien fördern, wird oft ökonomisch begründet. Sie hoffen auf geringere Behandlungskosten, wenn Ärzte längere Erstgespräche führen und weniger verschreibungspflichtige Arzneimittel verordnen. Dabei hat eine Studie der Charité in Berlin an 44.000 Patienten einer deutschen Krankenkasse jedoch herausgefunden: Die Kosten liegen bei homöopathischen Mitteln im Durchschnitt sogar höher.
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Placebo-Effekt kann helfen
In einer Großzahl an Studien schreiben die Wissenschaftler einen möglichen Therapieerfolg dem Placebo-Effekt zu. Es könnte aber auch ein weiterer Faktor verantwortlich sein. Beispielsweise können einige leichte Erkrankungen auch durch das Immunsystem allein geheilt werden. Insofern würde allein die zeitliche Komponente zu einer Heilung beitragen. In diesem Fall wäre es vollkommen egal, welche Tinktur, welches Kraut oder welches Placebo man eingenommen hätte.
Weitreichend akzeptiert ist darüber hinaus, dass allein schon das Erstgespräch von homöopathischen Ärzten einen positiven Effekt auf den Therapieerfolg hat. So nehmen sich die Ärzte hier zwischen 60 und 90 Minuten Zeit für den Patienten. Die meisten fühlen sich so ernster genommen mit ihren Leiden und auch besser beraten, als wenn der Arzt nach kurzer Zeit schnell ein Antibiotikum verschreibt.
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Krankenkassen sollten es nicht bezahlen
Seit Jahren wird gefordert, diese Ausnahmeregelung aufzuheben und so alle Therapien auf ihre Wirkung hin zu überprüfen. Die Beweislast liege dann bei den Herstellern. Mittel, deren Wirkung nicht nachgewiesen werden kann, sollten dann von der Krankenkasse nicht bezahlt werden. Insofern gilt vor allem, dass Schwerkranke eine sinnvolle und klassische Therapie nicht einfach durch verdünnte Tröpfchen und Kügelchen ersetzen sollten. Im Zweifelsfall schadet das mehr als es hilft.
In dieser Hinsicht sollten Krankenkassen überdenken, inwiefern die finanzielle Unterstützung für wirkungsfreie Arzneimittel eine sinnvolle Maßnahme ist. Schließlich zahlt die Allgemeinheit dafür.
Besser auf Patienten eingehen
Trotzdem weisen Erfahrungen aus dem Bereich der Alternativmedizin darauf hin, dass auch die klassische Medizin sich mehr auf den einzelnen Patienten beziehen sollte. Ein kompetentes wie einfühlsames Gespräch kann helfen, das Vertrauen in Ärzte und bewiesenermaßen effektive Medizin zu stärken. Nicht immer muss es allein um die Gesprächsdauer gehen, sondern vor allem auf die Art und Weise der Kommunikation. Wie Studien zeigen, profitieren davon auch die Patienten dank besserer Therapieerfolge.
Wissenschaftliche Grundlagen sind wichtig und absolut unerlässlich! Und es gibt sicher 10000 Medizinische Bereiche die die Finger davon lassen sollten, bei denen das einzig Wahre die Schulmedizin ist! Das Homöopathie eine Wirkung hat und auch im gewissen Krankheitsbildern hilft ist ja wohl mittlerweile klar. Lächerlich zu glauben, dass es nichts… Weiterlesen »
Deborah ihnen scheinen die Grundlagen zu fehlen wenn sie nicht mal erkennen das der Virus SARS Cov2 heißt und die Krankheit / Infektion Covid 19
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/homoeopathie-wieso-es-einen-placeboeffekt-bei-tieren-gibt-a-974333.html @Deborah mit einer winzigen Recherche lässt sich Ihr Argument sehr einfach wiederlegen. Es ist in diesen Fällen quasi ein übergreifender Effekt, weil sich die Eltern entspannen und das Kind dies spürt. Bei Tieren ist dies oft noch stärker ausgeprägt, weil deren Sinne oft stärker als bei uns sind
Die richtige Art der Kommunikation ist wirklich ein Faktor, der im Alltag der Medizin oft leider zu kurz kommt. Ein mir bekannter Psychoneurologe nannte es dabei, selbstkritisch, die Maschinenmedizin. Wenn man sich vom Arzt nicht ernst genommen fühlt, oder aber von oben herab behandelt, kann das durchaus auch beängstigend wirken… Weiterlesen »
Sicher kann ich mir vorstellen ,dass die Hahnemannsche Methode in ihre Zeit eingebettet eine gewisse Berechtigung hatte. Sehnsucht nach Heilung, Befreiung von Qualen u.va. mehr ist zu allen Zeiten und Kulturen für Menschen vorhanden. Doch gelang es Herrn Hahnemann die Lebenserwartung der Menschen in seiner Zeit im Vergleich zur Heutigen… Weiterlesen »
Naja, wirklich wissenschaftlich ist der Text nicht. Homöopathie ist kein Millionengeschäft! Krankenkasse zahlen auch nicht viel in Homöopathie ein. Tabletten und moderne Medizin ist ein Millionengeschäft, in dem das meiste Geld gesteckt wird und das mehr Nebenwirkungen hat, als Heilung. Ob Homöopathie wirklich heilt oder nicht, weiß die Wissenschaft bis… Weiterlesen »
Natürlich ist die Homöopathie ein Millionengeschäft. Umsatz etwa im Bereich von 650 Millionen Euro. Natürlich steckt in der Medizin noch deutlich mehr Geld, da sind die Forschungs- und Herstellungskosten aber auch deutlich höher. Die Wissenschaft hat außerdem nachgewiesen, dass Homöopathie nicht besser wirkt als Placebo. Einen Wirkmechanismus konnten Homöopathen bislang… Weiterlesen »
Du kannst noch so lange erklären solche Typen werden es nie akzeptieren.
Homeophatie ist Betrug und -nachgewiesen- Budenzauber. Hanemann glaubte auch noch an die Heiligkeit des Papstes, hätte er „PILLENPAUL“ erlebt, wäre er auch davon befreit gewesen.Die Unwirksamkeit hätte sich ihm , hätte er länger gelebt-sowieso gezeigt. Schickt dieses Thema dahin wo es passt, nach :ASTRO TV, dem größten Blödsinn im tv:… Weiterlesen »
Also schauen Sie viel Astro TV 🙂 sonst könnten Sie ja kaum so eine präzise Statistik zum Anrufverhalten der ZuschauerInnen abliefern.
Sie haben offensichtlich mehr Meinung als Ahnung und ein interessantes Frauen/Menschenbild obendrein.
Sehr guter Artikel! Sehr wichtige Aufklärungsarbeit! Dringender Handlungsbedarf für den Gesetzgeber! Eine Kleinigkeit im Artikel ist mir allerdings aufgefallen. Ihr schreibt: „Mehr als 600 Millionen Euro geben Menschen in Deutschland jedes Jahr für homöopathische Mittel wie Arnika-Salbe und Globuli aus.“ Die Arnika (arnica montana) wird zwar auch in homöopathischen Mitteln… Weiterlesen »