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Pflanzenschutzmittel
Wie gefährlich ist Glyphosat?
Es ist das meistgenutzte Herbizid weltweit. Umweltschützer warnen vor Gefahren für Umwelt und Gesundheit. Was ist wirklich dran?
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Inhalt
- Worum geht es eigentlich in der Glyphosat-Debatte
- Was hat es mit dem neuen Urteil aus den USA auf sich?
- Was ist und was macht Glyphosat?
- Ist Glyphosat krebserregend?
- Wie glaubwürdig sind die Argumente beider Seiten?
- Wie sehr sind Nahrungsmittel mit Glyphosat belastet?
- Welche Folgen hat Glyphosat für die Umwelt?
- Sollte man auf Glyphosat verzichten?
- Worum geht es eigentlich in der Glyphosat-Debatte
- Was hat es mit dem neuen Urteil aus den USA auf sich?
- Was ist und was macht Glyphosat?
- Ist Glyphosat krebserregend?
- Wie glaubwürdig sind die Argumente beider Seiten?
- Wie sehr sind Nahrungsmittel mit Glyphosat belastet?
- Welche Folgen hat Glyphosat für die Umwelt?
- Sollte man auf Glyphosat verzichten?
Artikel Abschnitt: Worum geht es eigentlich in der Glyphosat-Debatte?
Worum geht es eigentlich in der Glyphosat-Debatte?
"Wahrscheinlich krebserregend"
Nachdem eine Untersuchung der internationalen Krebsforschungsagentur unter dem Schirm der Weltgesundheitsorganisation Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" einstufte, fühlten sich viele Umweltschützer und Kritiker bestätigt. Sie machen Glyphosat verantwortlich für viele Krebskranke und für langfristige Umweltfolgen wie den Rückgang der Insekten. Doch viele nachfolgende Einstufungen und Studien widersprechen einer Krebsgefahr für den Menschen.
Längst gleicht die Glyphosat-Debatte einer Glaubensfrage. Hier die Fakten.
Artikel Abschnitt: Was hat es mit den Urteilen aus den USA auf sich?
Was hat es mit den Urteilen aus den USA auf sich?
Der damals 70-Jährige Hardemann reichte im Februar 2016 Klage ein, nachdem bei ihm Lymphdrüsenkrebs festgestellt wurde. Hardeman hatte jahrzehntelang den Unkrautvernichter Roundup der Bayer-Tochter Monsanto eingesetzt.
Edwin Hardemann lebte mit seiner Frau in Sonoma County, Kalifornien auf 56 Hektar Land. Im Kampf gegen das Unkraut hatte er zwischen 1986 und 2012 das Herbizid Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat der Bayer-Tochter Monsanto eingesetzt. Im Februar 2015 wurde bei dem 70-Jährigen ein B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom festgestellt.
Laien-Jury mit einstimmigem Urteil
Im Prozess befand die Laien-Jury nach Präsentation der einzelnen Positionen durch Wissenschaftler einstimmig, dass Monsantos glyphosatbasiertes Roundup ein wesentlicher Faktor für die Krebserkrankung Hardemans ist. In einer zweiten Prozessphase soll geklärt werden, inwiefern Monsanto die Gefahren des Wirkstoffs verschleiert hat.
"Eine Aufteilung, wie in dem Verfahren in Amerika, in dem bisher nur darüber entschieden wurde, ob der Unkrautvernichter für die Krebserkrankung ursächlich gewesen ist und in einem zweiten Teil des Prozesses darüber befunden wird, ob Monsanto für die Krebserkrankung auch haftbar gemacht werden kann, ist in Deutschland nicht denkbar. Auch eine Beteiligung von Laien sieht das deutsche Verfahrensrecht nicht vor", so Ralf Herrenbrück, Pressesprecher des Ministeriums der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Ganz wichtig: Glyphosat wurde in dem US-Prozess von einer Laien-Jury als krebserregend eingestuft. Es handelt sich dabei nicht um eine auf Evidenz basierende Entscheidung. Die Wissenschaft tut sich mit einer abschließenden Bewertung weiterhin schwer.
Artikel Abschnitt: Was ist und was macht Glyphosat?
Was ist und was macht Glyphosat?
Das heißt, es tötet alle Unkräuter bzw. alle behandelten Pflanzen ab. Sowohl in der Landwirtschaft als auch im Gartenbau, der Industrie und im Privatbereich kam und kommt es zum Einsatz. Im Privatbereich, etwa zur Beseitigung von Unkräutern in Einfahrten, wirbt der Roundup-Hersteller auch mit einer präventiven Wirkung, die bis zu einem Jahr anhalten soll.
Glyphosat natürlichem Enzym sehr ähnlich
Das Mittel kommt als Säure oder Salz vor und greift den so genannten Shikimat-Weg in Pflanzen an. Der Wirkstoff ist dem Phosphoenolpyruvat (PEP) ähnlich und blockiert ein Enzym (SPSPS), das Stoffwechselvorgänge in Pflanzen reguliert. Ohne das Enzym können Pflanzen und viele Mikroorganismen wichtige Aminosäuren anschließend nicht mehr bilden, stellen das Wachstum ein und sterben ab.
Insbesondere für die Landwirtschaft, wo die größten Mengen an Glyphosat verwendet wurden und werden, hat das Mittel gewünschte Eigenschaften. Es ist kaum flüchtig und bleibt damit, je nachdem wie es versprüht wird, sehr nah am Feld. In Europa werden die üblichen Pestizide in der Regel mit Traktoren auf die Felder gesprüht:
In anderen Ländern kommen auch Flugzeuge zum Einsatz. Dadurch kann das Mittel auch weiter entfernt, über den Feldrand hinaus, nachgewiesen werden. Die Aussagen über einen ungefährlichen oder sicheren Abstand gehen dabei von wenigen Metern, in denen nur noch wenige Prozent nachweisbar sind und bis zu 1200 Metern für eine sichere Pufferzone auseinander.
Landwirte bringen das Mittel vor der Aussaat an. Sie töten mit Glyphosat erst alle Unkräuter und können dann die gewünschten Kulturpflanzen anbauen. Ansonsten würden auch die Anbaupflanzen absterben. Neu oder just keimende Unkräuter werden eventuell auch kurz nach der Saat behandelt. ,
Zusatzstoffe wie Netzmittel führen dazu, dass die zu behandelnden Pflanzen gleichermaßen mit dem Herbizid in Kontakt kommen, denn nur über grüne Pflanzenteile gelangt der Glyphosat an den Wirkort.
Beschränkungen in Deutschland
In Deutschland ist der Einsatz gesetzlich auf zwei Mal pro Jahr beschränkt und für Privatleute nicht mehr zugelassen. Diese zweimalige Anwendung darf nicht binnen 90 Tagen erfolgen. In Deutschland gilt darüber hinaus eine Höchstmenge pro Jahr und Hektar von 3,6 kg.
In anderen Ländern darf Glyphosat mehrfach im Jahr eingesetzt werden und erfolgt auch in der Praxis so. Die Mehrheit der Landwirte setzt das Totalherbizid einmal pro Jahr oder seltener ein, das zeigen Zahlen von 2015. Insgesamt geht der Verbrauch mittlerweile zurück.
Artikel Abschnitt: Ist Glyphosat krebserregend?
Ist Glyphosat krebserregend?
Dort wurde das Mittel mit auftretenden Fehlbildungen bei Kindern, chronischen Erkrankungen und Krebs in Verbindung gebracht. Argentinien und andere lateinamerikanische Länder hatten nach dem ersten Einsatz von Glyphosat vielerorts steigende Fallzahlen zu verzeichnen. Die Sprecher vor dem "Monsanto Tribunal" machten dafür Glyphosat verantwortlich.
Wissenschaftliche Studien haben jedoch unterschiedliche Ergebnisse gezeigt. Vielfach handelt es sich dabei um Laborversuche, bei denen Kleintiere mit dem Wirkstoff oder Glyphosat-Produkten in Kontakt kamen.
Dabei ist es teilweise zu häufigeren Krebserkrankungen, kürzeren Schwangerschaftszeiten, Wirkungen auf das Hormonsystem oder Fehlbildungen gekommen. Grundsätzlich besteht bei den Studien entweder das Problem, dass Tierversuche nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind oder Beobachtungsstudien am Menschen viele Faktoren die Ergebnisse und deren Interpretation verzerren können.
"Wahrscheinlich krebserregend" oder doch nicht?
2015 veröffentlichte die internationale Krebsforschungsagentur (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, nach der umfangreichen Untersuchung vieler öffentlicher Studien zu Glyphosat eine abschließende Gefahrenanalyse. Sie urteilte, dass Glyophsat für den Menschen "wahrscheinlich krebserregend" sei. Die Beweise dafür seien "begrenzt". Für die Toxizität in Tier- und Zellversuchen lägen jedoch "ausreichend Beweise" vor.
Die Agentur, die sich häufiger schon entgegen andere offizielle Einschätzungen gestellt hat, war damit für viele Kritiker die Legitimation, weiter gegen Glyphosat vorzugehen. Im Folgenden haben viele weitere Institute eine Analyse anhand verfügbarer Studien und Daten durchgeführt. Für den Menschen halten unter anderem folgende Institute und Behörden Glyphosat für nicht krebserregend:
- das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
- die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
- die europäische Chemikalienagentur (ECHA)
- das Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR) der WHO
- die US-amerikanische Umweltbehörde (EPA)
- die kanadische Bewertungsbehörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA)
- die australische Bewertungsbehörde (APVMA)
- die neuseeländische Umweltbehörde (EPA)
- die japanische Food Safety Commission
Die auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnisse beruhen auf grundsätzlich unterschiedliche Methoden und Zielen. Die IARC untersucht, ob Stoffe ganz generell toxisch sind. Die Klassifizierung von Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" bedeutet lediglich, dass eine Krebsgefahr grundsätzlich möglich ist.
In dieser Kategorie sind darüber hinaus auch rohes und verarbeitetes Fleisch oder heiße Getränke gelistet. Die IARC beurteilt das Krebsrisiko jedoch nicht anhand der tatsächlichen Dosis, mit der Menschen in Kontakt kommen.
Darüber hinaus untersuchte die IARC sowohl Studien, bei denen der reine Wirkstoff Glyphosat eingesetzt wurde, als auch Glyphosat in den Verbraucherprodukten wie Roundup, in denen auch weitere Zusätze enthalten sind.
Widersprüchliche Schlussfolgerungen zu Glyphosat
Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat mit seiner anschließenden Beurteilung von ebenfalls mehreren hunderten Studien und originalen Versuchsdaten des Herstellers die tatsächliche Gefahr untersucht, die von praxisnahen Konzentrationen aus dem Alltag ausgeht. Man könnte daher sagen: Das IARC stellt fest, ob eine Gefahr generell vorliegen kann. Das BfR und andere wollen herausfinden, ab wann die Gesundheit tatsächlich in Gefahr ist.
Das BfR bewerte einige der Tierstudien als nicht aussagekräftig, weil die eingesetzten Konzentrationen zu hoch gewesen seien. Das galt zum Beispiel für solche Studien, in denen bereits die Muttertiere unter hohen Glyphosat-Dosen Vergiftungserscheinungen zeigten und bei Neugeborenen Fehlbildungen auftraten. BfR und IARC haben die Tierstudien also unterschiedlich eingeordnet und gewichtet. Für beides gibt es Gründe.
Praxisnahe Studien zeigen geringere Risiken
Krebserregende Effekte sind laut BfR dann möglich, wenn sich Wechselwirkungen zwischen Glyphosat und/oder anderen Stoffen der Herbizide ergeben, genauso könnten auch einzelne Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sein. Das spricht zwar augenscheinlich nicht für den Einsatz des Totalherbizids, könnte aber ein Problem der Mixtur und nicht des Ausgangsstoffes Glyphosat selbst sein. Hierfür bräuchte es weitere Studien.
Insgesamt wurden etwa laut BfR mehr als 1000 wissenschaftliche Studien zusammen untersucht.
Man könnte sagen: Über Statistik lässt sich aus vorhandenen Daten in einigen Fällen der ein oder andere Schluss ziehen. Letztlich sagen das BfR und viele andere Institute: Glyphosat ist für den Menschen nicht krebserregend, wenn es über die Nahrung aufgenommen wird. Dafür seien die Konzentrationen oder Mengen zu gering. Gleichzeitig kann die Aussage des IARC stimmen, spielt für den Endverbraucher aber möglicherweise keine Rolle, weil dafür wichtiger ist, was in der Praxis und im Alltag tatsächlich passiert.
Landwirte: Besonders gefährdet oder doch nicht?
Darüber hinaus gibt es auch Studien an Landwirten und anderen Menschen, die mit dem Herbizid selbst in Kontakt gekommen sind. Das JMPR zitiert in seiner Einschätzung einzelne Studien, die etwa einen Zusammenhang zwischen dem so genannten Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) und Glyphosat untersucht haben. Dabei zeigte sich in mehreren Studien eine zum Teil statistisch signifikante häufigere Krebserkrankung bei solchen Probanden, die Glyphosat genutzt haben im Vergleich zu solchen, die es nie genutzt haben. Das Risiko für NHL war dabei etwa doppelt so hoch.
Die umfangreichste Kohortenstudie zu Gesundheitsfolgen in der Landwirtschaft wurden 2015 publiziert. Die Untersuchung an insgesamt fast 60.000 Landwirten in Iowa und North Carolina zeigte keine statistisch signifikanten Zusammenhänge für die Krebserkrankung NHL oder andere. Das würde demnach auch gegen krebserzeugende Wechselwirkungen oder Effekte aufgrund der Zusätze in den Glyphosat-Produkten sprechen.
Häufiger Krebs bei Landwirten: Aber nicht überall
Die erhöhten Fallzahlen in Argentinien lassen sich mit diesem Ergebnis und weiteren Studien nicht eindeutig mit Glyphosat in Zusammenhang bringen. Eine mögliche Ursache könnte auch sein, dass die Mittel nicht ordnungsgemäß ausgebracht wurden. So könnten Bauern beispielsweise die Sicherheitshinweise ignoriert und das Mittel zu nah an Wasserquellen ausgebracht haben oder ständig mit dem Mittel in höheren Konzentrationen in Kontakt gekommen sein. Ein zu häufiger Einsatz steht auch im Verdacht, das Auftreten von Krankheiten zu fördern.
Denkbar ist auch, dass das Ausbringen von Herbiziden mit Flugzeugen, die die Mittel noch etwas weiter in die Nachbarschaft der Felder verteilen, die Zivilbevölkerung betroffen hat. Dies findet sich in diversen Berichten und Dokumentationen.
Artikel Abschnitt: Wie glaubwürdig sind die Argumente beider Seiten?
Wie glaubwürdig sind die Argumente beider Seiten?
Vorwürfe liegen auch für die Untersuchungen des BfR und der EFSA vor. Beispielsweise soll das BfR Passagen aus Monsanto-eigenen Berichten übernommen haben, ohne darauf hinzuweisen. Bei inhaltlich korrekten Aussagen ist das letztlich nicht unüblich, aufgrund mangelnder Transparenz und angesichts der sowieso hitzigen Debatte mehr als ungünstig. Die Methodik und die Aussagen wurden anschließend von NGOs kritisiert. Das BfR erachtet die Vorwürfe für haltlos und wies daraufhin, dass die methodologischen Kritikpunkte nicht in so genannten peer-review journals, also wissenschaftlich unabhängig geprüften und anerkannten Zeitschriften, erschienen sind.
Monsanto finanziert Studien
Darüber hinaus sollen nach Aussagen einer NGO einige Mitarbeiter der EFSA vor dessen Bewertung zu Glyphosat in womöglich zweifelhaftem Kontakt zu Industrievertretern gestanden haben. Gleiches gilt auch für die US-Umweltbehörde EPA.
Generell soll Monsanto auch mehrfach die Arbeit von Wissenschaftlern finanziert oder über deren Namen eigene Studien publiziert haben. Insofern steht Monsanto in der Kritik, eigene Belege für die Wirksamkeit oder zumindest die Wahrnehmung darüber manipuliert zu haben. Tatsächlich sind intransparent Gelder an Forscher und Institute überwiesen worden, mit dem vermeintlichen Ziel, positive Ergebnisse für Glyphosat zu produzieren.
Auf beiden Seiten gibt es auch Hinweise und Kritik an Interessenskonflikten. Beispielsweise ist einerseits ein Wissenschaftler als Sachverständiger beteiligt gewesen, der über Anwälte und Umweltverbände finanziert wurde, die gegen Monsanto klagten. Der Forscher initiierte auch einen offenen Brief von Wissenschaftlern bezüglich der BfR-Bewertung zu Glyphosat.
Es liegt daher ein enormer Interessenskonflikt vor, von dem Wissenschaftler und Behörden nicht ausgenommen waren – und die beiderseits zu Vorwürfen und Demonstrationen geführt haben, wie hier in Berlin vor dem Bundesumweltministerium:
Die Methoden von Monsanto waren in hohem Maße dubios und haben viel Ansehen und Vertrauen nicht nur in das Unternehmen, sondern auch andere Organisationen und die Wissenschaftscommunity zerstört. Das macht eine Beurteilung der Sachlage nochmals schwieriger.
Artikel Abschnitt: Wie sehr sind Nahrungsmittel mit Glyphosat belastet?
Wie sehr sind Nahrungsmittel mit Glyphosat belastet?
Über Nahrungsmittel gelangt Glyphosat wie auch andere Pestizide grundsätzlich in den menschlichen Körper, da der Darm bis zu 20 Prozent absorbiert. Eine Untersuchung an 2000 freiwilligen Probanden konnte im Rahmen einer Fachmesse Rückstände bei 99,6 Prozent der Teilnehmer nachweisen.
Glyphosat auch im Urin nachweisbar
Der Wert im Urin lag laut Untersuchung im Auftrag einer Bürgerinitiative fünf bis 42 Mal höher als der zulässige Rückstandsgrenzwert im Trinkwasser. Zudem gibt es mehrere Hinweise darauf, dass die Rückstände im Urin seit Jahrzehnten zunehmen, darauf weist etwa die Studie im Journal der American Medical Association hin. Eine langfristige UBA-Untersuchung zeigte, dass die nachweisbaren Mengen gestiegen sind. Dort konnte man den Stoff 2001 nur bei 10 Prozent der 400 Probanden nachweisen, 2013 waren es 60, 2015 hingegen nur 40 Prozent. Der Wert sei dennoch um den Faktor tausend Mal niedriger als von der EU-Lebensmittelbehörde als unschädlich eingestuft ist.
Eine Gesundheitsgefahr gehe durch Lebensmittel daher weiterhin nicht aus, teilte das BfR in einer Mitteilung mit. Einerseits liegt der in erlaubte Grenzwert in Deutschland unter dem vieler anderer Länder wie den USA. Andererseits beträgt der täglich erlaubte Grenzwert (ADI) 0,5 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Körpergewicht. Dementsprechend, so rechnet das BfR vor, müsste man beispielsweise 1000 Liter Bier trinken, um die gesundheitlich gefährliche Menge zu erreichen — und das täglich. Alternativ kann sich die Gesamtmenge an Glyphosat auch durch andere Lebensmittel anreichern.
Schadet Glyphosat auch in geringen Mengen der Leber?
Kleine Mengen können, so neuere Studien, aber gesundheitliche Schäden verursachen. Dabei geht es weniger um Krebsrisiken, sondern um Leberschäden. Demnach habe zuerst bei Experimenten mit Nagetieren eine sehr geringe Dosis über einen Zeitraum von zwei Jahren zu erhöhten Raten an Fett-Lebern geführt.
Das deckt sich mit Beobachtungen z.B. aus den USA, wo bei Jugendlichen eine Häufung von Fett-Leber-Diagnosen festgestellt wurde. Allerdings ist es auch möglich, dass hier weitere Faktoren eine Rolle spielen und Glyphosat nicht die alleine Rolle spielt.
Artikel Abschnitt: Welche Folgen hat Glyphosat für die Umwelt?
Welche Folgen hat Glyphosat für die Umwelt?
Durch den Einsatz des Totalherbizids sterben die Unkräuter und Wildblumen ab. Für Insekten können diese beispielsweise als Nahrungsgrundlage dienen. Ohne die Unkräuter geht anschließend die Zahl der Insekten zurück, die für andere Tiere wiederum Beutetiere und Nahrungsgrundlage sind.
Warum Insektensterben ein echtes Problem ist, erklären wir hier.
Umweltverbände und auch das Umweltbundesamt sehen in dem steigenden Einsatz der Pestizide daher auch einen der möglichen Faktoren für ein Rückgang und Sterben der Arten und Populationen.
Warum wir Artenvielfalt brauchen, erklären wir hier.
Glyphosat und genveränderte Pflanzen
Ein weiterer Punkt, für den Monsanto massiv kritisiert wird, ist die Kombination seines Mittels Roundup mit genveränderten Pflanzen. Diese Pflanzen überleben das Herbizid und sind so ein doppeltes Geschäftsmodell. Ein Unternehmen kann so sowohl Saatgut als auch Herbizid verkaufen. Kritiker sehen darin die Gefahr, dass die Landwirte abhängig gemacht werden.
Ein anderes Problem, das im Zusammenhang mit Glyphosat auftaucht, sind resistente Unkräuter. Der konsequente Einsatz des Herbizids hat beispielsweise in Nord- und Südamerika über die Jahrzehnte dazu geführt, dass immer mehr Unkräuter auch unter Einsatz von Glyphosat weiterwachsen. Mehr als 20 resistente Unkrautarten sind allein bis 2012 gemeldet worden. Gründe dafür waren etwa, dass die Landwirte nicht auf andere Fruchtfolgen oder zumindest phasenweise auf andere Herbizide ausgewichen sind.
Das verringert den Ertrag und steigert gleichzeitig die Einsatzmenge an Pestiziden. Sie müssen nun zusätzlich auch andere Pestizide zusätzlich ausbringen. Dieser Punkt war über Jahre immer ein Verkaufsargument für Glyphosat.
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Artikel Abschnitt: Sollte man auf Glyphosat verzichten?
Sollte man auf Glyphosat verzichten?
Es gibt Alternativen, die noch weniger erforscht sind
Als Alternativen kommen – neben mehr mechanischer Unkrautbekämpfung – selbstverständlich andere Herbizide in Frage. Allerdings ist über diese weitaus weniger Wissen verfügbar. Glyphosat gilt als eines, wenn nicht sogar das, am intensivsten erforschte Herbizid weltweit.
Insofern wäre ein Verbot und ein Ersatz durch andere Pestizide womöglich genauso folgenreich oder aber sogar schwerwiegender. Hersteller wie Bayer sagen aber ebenso, dass z.B. Glufosinat unter sachgerechter Handhabung nicht gesundheitsschädlich ist —wie auch Monsanto bei Glyphosat.
Letztlich können nur langfristige und gut durchgeführte Studien helfen, die letzten Zweifel zu belegen oder zu widerlegen. Die wiederholten Vorwürfe an beide Seiten haben nicht zu einer Versachlichung beigetragen, sondern die Debatte nachhaltig beschädigt und den ideologischen Graben zwischen Politik und Industrie und Umweltverbänden vergrößert.
Ein anderer Punkt hat unter dieser jahrzehntelangen Diskussion gelitten, nämlich der konstruktive Diskurs über eine vermutlich andere und nachhaltigere Form der Landwirtschaft in Zukunft, bei der Böden und Artenvielfalt auf Dauer möglichst lange erhalten bleiben.
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Diese irrsinnigen Unkrautvernichtungsmittel müssten meiner Meinung nach schon längst verboten sein. Der Erneertrag ist zwar höher, somit ebenfalls Gewinn bringender. Für mich stellt sich jedoch noch eine ganz andere Frage dazu: Wieviel Nährstoffe haben die Lebensmittel (Getreide usw.) noch bei den ständig behandelten Flächen mit diesen Unkrautvernichtern? Zu dieser Frage… Weiterlesen »
Anders gefragt, wieso wird davon ausgegangen, dass Lebensmittel, dessen Felder mit Pestiziden behandelt wurden keine Nährstoffe mehr haben. Wenn es einen Argument in diese Richtung zeigen würde, sollte es erforscht werden. Nur kenne ich keine Studien, die ein solcher Zusammenhang belegen.
Wenn Chemie Krankheiten verursacht, wird in erster Linie Krebs genannt. Dabei ist es bei Glyphosat so, dass es möglicherweise Parkinson verursacht. Forschungen laufen dazu. Sollte sich das bestätigen, dann könnte Glyphosat noch vor dem derzeitigen Zulassungsende verboten werden.
RoundUp wird jetzt seit 50 Jahren verwendet und veerursacht Krebs.Genau aus diesem Grund sind wir alle tot….
Was bitte hat „Ein Verbot von PKW und LKW ist jedoch derzeit ebenso undenkbar.“ mit Glyphosat zu tun? Derartige Vergleiche nützen niemandem.
Wollen Sie uns für dumm verkaufen? Warum ist ein Verbot von Glyphosat undenkbar? Der Vergleich mit einem PKW/LKW Verbot ist kein Totschlagargument. Das ist eine Frechheit und dient der Volksverdummung. Bayer hat eine mächtige Lobby. Was ist denn mit der erhöhten Sterberate in Mexico und Brasilien in den Gebieten wo… Weiterlesen »
@Albert Matthias, gerne weiter diskutieren, aber bitte dabei respektvoll und freundlich bleiben!
Wissenschaftliche Studien zeigen unterschiedliche Ergebnise, kein Wunder wenn Bayer/Monsanto an den Studien mitmachen dürfen. 20.000 Menschen erkranken jährlich an Bierkonsum an Krebs, und das ist nicht wegen 5% Alkohol zurück zuführen sondern der Hohe Einsatz von Glyphosaat und Pestizide. #Labertnichtausdemmundanderer #