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Bewusstlosigkeit
Was du über Ohnmacht wissen solltest
Einfach umgekippt. Wann ist eine Ohnmacht gefährlich – und was kannst du tun, wenn jemand ohnmächtig wird?
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Artikel Abschnitt: Was passiert in deinem Körper, wenn du ohnmächtig wirst?
Was passiert in deinem Körper, wenn du ohnmächtig wirst?
Das Blut sackt dir dabei oft aus dem Kopf in die Beine. Dein Gehirn wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Folge: Du kippst um. Liegst du am Boden, wird das Blut wieder gleichmäßig verteilt, dein Gehirn bekommt Sauerstoff und du erwachst in der Regel nach wenigen Sekunden wieder. Eine Ohnmacht kann aber auch mehrere Minuten dauern.
Es gibt unterschiedliche Auslöser für eine Ohnmacht. Drei häufige Formen sind:
Die orthostatische Ohnmacht
Das ist vermutlich jedem schon mal passiert: Man steht zu schnell auf und zack, ist einem schwindelig. Am besten setzt oder legt man sich kurz hin, bis der Schwindel weg ist.
Doch manchen wird so schnell schwarz vor Augen, dass sie eine orthostatische Ohnmacht erleiden. Heißt: Durch das zu schnelle Aufstehen ist das Blut in die Beine gesackt und fehlt nun im Kopf.
Einer der Gründe dafür kann ein zu geringes Blutvolumen sein. Das kann etwa durch einen Flüssigkeitsmangel oder Medikamente ausgelöst werden.
Auch langes Stehen kann zu einer orthostatischen Ohnmacht führen. Junge, schlanke, hochgewachsene Frauen sind für eine orthostatische Ohnmacht anfälliger, da sie öfter zu einem niedrigen Blutdruck neigen.
Die reflexvermittelte Ohnmacht
Eine reflexvermittelte Ohnmacht kann durch Angst, Stress oder auch Gerüche getriggert werden – ein Nervenreflex wird ausgelöst. Die Folge: Der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck fällt, die Gefäße weiten sich, das Blut sackt aus dem Kopf nach unten in die Beine.
Wird beispielsweise der werdende Vater bei der Geburt seines Kindes ohnmächtig, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine reflexvermittelte Ohnmacht. Das Gleiche gilt, wenn jemand, der Angst vor Nadeln hat, schon kurz vor seiner Impfung umkippt.
Psychoemotionale Reize wie eine sehr freudige oder eine sehr schlechte Nachricht können ebenfalls eine reflexvermittelte Ohnmacht auslösen. Diese Form der Ohnmacht ist also in gewisser Weise eine Art Schutzreflex, durch den du eine Art "Auszeit" von der aktuellen Situation nimmst.
Die kardiale Ohnmacht
Wenn das Herz die Ursache für das Umkippen ist, dann handelt es sich um eine kardiale Ohnmacht. Durch Herzrhythmusstörungen etwa schlägt das Herz nicht mehr im Takt und das Gehirn wird für kurze Zeit nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Das kann passieren, wenn das Herz zu langsam schlägt (das nennt man Bradykardie), aber auch, wenn es zu schnell schlägt (Tachykardie). Denn wenn das Herz zu schnell pocht, hat es zu wenig Zeit, um sich wieder ausreichend zu füllen. Im schlimmsten Fall führt eine kardiale Ohnmacht zu einem Herzstillstand und damit unter Umständen zum Tod.
Artikel Abschnitt: Wann ist eine Ohnmacht harmlos, wann nicht – und woran merkst du das?
Wann ist eine Ohnmacht harmlos, wann nicht – und woran merkst du das?
Bei einer längeren Bewusstlosigkeit können durch die Durchblutungsstörung des Gehirns Krampfanfälle auftreten. Hinzu kommt: Wer plötzlich zu Boden stürzt, kann sich ernsthafte Verletzungen zuziehen.
Die kardiale Ohnmacht kann tödlich enden
Die reflexbedingte Ohnmacht und die orthostatische Ohnmacht kündigen sich jedoch meistens kurz vorher durch Symptome wie Schwindel, Übelkeit, eingeschränktes Hör- und Sehvermögen, Hitzegefühl und allgemeine Schwäche an. Dadurch können Betroffene im besten Fall einen Sturz verhindern.
Wirklich gefährlich ist die kardiale Ohnmacht, da sie potenziell tödlich enden kann. Die Abklärung jeder Ohnmacht ist vor allem wichtig, um beispielsweise einen Herzklappenfehler auszuschließen beziehungsweise ihn zu finden, damit er behandelt werden kann. Ein erstes Indiz für die Diagnose: Betroffene kippen häufig von einem Moment auf den anderen um – ohne vorherige Warnsignale.
Artikel Abschnitt: Was kannst du tun, wenn du merkst, du kippst gleich um?
Was kannst du tun, wenn du merkst, du kippst gleich um?
Durch das Hinlegen kannst du eine Ohnmacht unter Umständen verhindern, die Ohnmachtsdauer verkürzen oder zumindest einen Sturz vermeiden.
Gegendruckmanöver kann helfen
Falls du in einer Situation bist, in der du dich nicht hinlegen kannst, versuche das Gegendruck-Manöver (Physical Counterpressure Maneuvre) auszuführen: Verhake deine Hände und ziehe die Arme auseinander. Überkreuze außerdem deine Beine und spanne deine Bein-, Becken- und Bauchmuskeln an. Durch das Gegendruckmanöver steigert sich die Durchblutung des Herzmuskels.
Mache außerdem, wenn möglich, andere Menschen in deiner Umgebung auf deine Situation aufmerksam, damit sie dir helfen können.
Und präventiv: Achte generell darauf, dass du insbesondere an heißen Tagen ausreichend trinkst, damit du nicht wegen Flüssigkeitsmangel umkippst.
Artikel Abschnitt: Was kannst du tun, wenn andere ohnmächtig werden?
Was kannst du tun, wenn andere ohnmächtig werden?
Wacht die Person direkt wieder auf, sollte sie noch eine Weile liegen bleiben, bis sie sich wieder fit fühlt. Du kannst ihr helfen, die Beine hochzulegen und ihr etwas zu trinken geben.
Stabile Seitenlage ist wichtig
Wenn die Person weiterhin nicht ansprechbar ist, aber normal atmet, lege nicht die Beine hoch, sondern lege sie in die stabile Seitenlage und verständige dann den Notdienst unter der Nummer 112.
Hintergrund: Bei einer kardialen Ohnmacht, die von außen in der Regel nicht von anderen Arten der Ohnmacht unterschieden werden kann, sollte man die Beine nicht hochlegen. Kontrolliere weiterhin die Atmung der Person und warte auf den Rettungsdienst.
Wenn die Person nicht atmet, beginne – nach der Alarmierung des Rettungsdienstes! – mit einer Herzdruckmassage. Drücke dazu auf die Mitte des Brustkorbs mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 120 Stößen pro Minute. Nachdem du 30 Mal gedrückt hast, halte die Nase der betroffenen Person zu und atme zweimal in den Mund, sodass sich der Brustkorb hebt, dann drücke erneut 30 Mal auf den Brustkorb. Hör mit der Herzdruckmassage erst auf, wenn die betroffene Person eigenständig wieder atmet oder der Rettungsdienst übernimmt.
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Ein immer wichtiger werdendes Thema zur Zeit. Man hört und sieht es überall und immer mehr, plötzlich und unerwartet umgefallen. Viele sind so verunsichert, dass sie ohne Rollator gar nicht mehr vor die Tür wollen, zumindest die Alten. Jüngere kippen seltener, haben aber oft Schwindelanfälle und/oder Gehirnnebel. Diese Zustände treten… Weiterlesen »
Du schreibst „Diese Zustände treten seit knapp zwei jahren gehäuft auf“. Sprichst du da aus eigener Erfahrung? Aus deinem Bekanntenkreis?
Vielleicht zur klinischen Unterscheidung:
Der kardial rhythmusbedingte Patient fällt oft plötzlich um, steht dann rasch wieder auf, als sei nichts gewesen und sagt nur upps. Der cerebral Ohnmächtige ist danach oft müde und benommen, weil nicht jeder Krampfanfall geht mit beobachtbarem Zittern oder so einher.
Liebes Quarks-Team, ich möchte als Erste-Hilfe-Dozentin folgendes anmerken: Bei einer eintretenden Bewusstlosigkeit mit noch vorhandener Atmung wir die Person ERST in die „stabile Seitenlage“ gelegt und DANACH wird erst der Notruf abgesetzt. Würde man dies so machen, wie ihr es oben beschrieben habt, könnte die bewusstlose Person durch Absenken des… Weiterlesen »
Hi Michaela, vielen Dank! Wir prüfen unseren Text nochmal. Beste Grüße!