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Sexualität
Welches Geschlecht hat unser Kind?
Gene und Hormone entscheiden über unser Geschlecht, aber so eindeutig ist es nicht immer.
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Ist es immer eindeutig, welches Geschlecht entsteht?
Je genauer die Forschung die vorgeburtliche Entwicklung der Geschlechter untersucht, desto mehr erkennt sie, wie komplex diese Vorgänge sind. Das biologische Geschlecht bestimmen Forschende heute deshalb nicht mehr nur allein anhand der Genkombination, sondern auf verschiedenen Ebenen:
- Chromosomen (XX gilt als weiblich, XY als männlich)
- Keimdrüsen (Eierstöcke gelten als weiblich, Hoden als männlich)
- Hormone (überwiegend Östrogen gilt als weiblich, überwiegend Testosteron als männlich)
- innere und äußere Geschlechtsmerkmale (Vulva und Vagina gelten als weiblich, Penis als männlich)
Auf all diesen Ebenen können während der Embryonalentwicklung Abzweigungen passieren. Es kann also vorkommen, dass das genetische, hormonelle und sichtbare Geschlecht nicht übereinstimmen – Menschen zum Beispiel genetisch weiblich sind, aber Hoden ausbilden. Es gibt auch Menschen, die genetisch männlich sind, ihr Körper aber nicht auf Testosteron reagiert und sie sich äußerlich als Frau entwickeln. In der Medizin heißt das "Androgenresistenzsyndrom".
In solchen Fällen spricht man von Intergeschlechtlichkeit (medizinisch auch Intersexualität genannt) – ein Mensch ist also biologisch nicht eindeutig weiblich oder männlich. Manche Fachleute sprechen deshalb auch vom Geschlechterspektrum.
Die Natur kennt keine Norm
Ob die Geschlechtsorgane später groß oder klein sind, im Farbton heller oder dunkler sind – die Natur kennt keine Norm. Sie arbeitet mit fließenden Übergängen. Wir kommen zwar meist klar erkennbar als Mann oder Frau zur Welt – dennoch fühlen sich manche Menschen männlicher oder weiblicher, andere haben einen eher männlichen oder weiblichen Körper und wieder andere fühlen sich zwischen den Geschlechtern. Alles ist natürlich. Wie wir unser Gender leben können – ist dann eine Frage von Erziehung und Kultur.
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Das soziale Geschlecht
Artikel Abschnitt: Biologische Entwicklung
Biologische Entwicklung
Die Rolle der Gene
Warum vermehren wir Menschen uns eigentlich durch Sex? Das erklären wir hier.
Die Eizellen einer Frau enthalten immer jeweils ein X-Chromosom, die Spermien eines Mannes entweder ein X- oder ein Y-Chromosom. Abhängig davon, welche der vielen Eizellen und Spermien also durch Zufall miteinander verschmelzen, wird die Basis für das biologische Geschlecht gelegt:
- Die Kombination XX legt die Basis für einen weiblichen Organismus.
- Die Kombination XY legt die Basis für einen männlichen Organismus.
Welches Geschlecht ein Mensch am Ende hat, hängt natürlich nicht nur von der Genkombination ab, aber das haben wir euch ja schon im ersten Abschnitt erklärt.
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Der Genpool des Menschen
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Hoden oder Eierstöcke?
Am äußeren Ende des Y-Chromosoms sitzt nämlich ein für die Geschlechtsentwicklung wichtiges Gen – das SRY-Gen. Es wird gemeinsam mit vielen anderen Genen im gesamten Erbgut aktiv. Als Ergebnis dieser komplexen Kooperation wandeln sich die geschlechtsneutralen Keimdrüsen des Embryos in Hoden um. Fehlt das Y-Chromosom und somit auch das SRY-Gen, was ja bei XX-Kombinationen der Fall ist, entstehen aus den Keimdrüsen Eierstöcke.
Wichtig: Neben dem SRY-Gen gibt es noch viele andere Gene, die für die Geschlechtlichkeit eines Ungeborenen sorgen. Sie sind in weiblichen und männlichen Embryonen aktiv, wirken aber unterschiedlich: Wird zum Beispiel ein bestimmtes Gen (WNT4) häufig abgelesen, bilden sich weibliche Organe. Wird es nur selten abgelesen, kommt das männliche Potenzial zum Zuge.
Artikel Abschnitt: Biologische Entwicklung
Biologische Entwicklung
Die Rolle der Hormone
- In den Hoden wird das Sexualhormon Testosteron produziert.
- In den Eierstöcken wird das Sexualhormon Östrogen produziert.
Die Sexualhormone wiederum steuern weitere Entwicklungsschritte: Testosteron beeinflusst, dass sich Penis und Samenleiter formen. Es werden auch andere Hormone gebildet, die den mutmaßlichen Uterus und die Eileiter zum Schrumpfen zwingen. Östrogen beeinflusst wiederum, dass sich Gebärmutter, Vagina und Eileiter bilden. Und der Mangel an Testosteron führt dazu, dass die männlichen Leitungen verdorren.
Wichtig: Sexualhormone wirken vielfältig und lassen sich nach dem Schema männlich oder weiblich kaum sortieren. Deshalb produzieren und brauchen alle Embryonen Östrogen und Testosteron, aber in unterschiedlichem Ausmaß.
Am Ende beeinflusst also ein komplexes Zusammenspiel aus Genen und Hormonen die Entwicklung des biologischen Geschlechts im Mutterleib.
Artikel Abschnitt: Wie entwickelt sich das biologische Geschlecht im Mutterleib?
Wie entwickelt sich das biologische Geschlecht im Mutterleib?
Erst in der sechsten oder siebten Woche, wenn der Embryo knapp einen Zentimeter groß ist, beginnen sich genetisch weibliche und männliche Embryos auch optisch auseinanderzuentwickeln.
Genetisch männliche Embryos
Bei einem gesunden genetisch männlichen Embryo (XY) entstehen aus den geschlechtsneutralen Keimdrüsen die Hoden. Sie schütten Testosteron aus, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Jungen. Denn das Hormon bewirkt zusammen mit anderen Faktoren, dass Samenleiter, Samenblasen und Prostata entstehen. Aus dem Geschlechtshöcker, einer Art Wölbung zwischen den Beinen, entstehen schließlich Eichel, Penis und Vorhaut – während sich die weiblichen Anlagen zurückbilden.
Genetisch weibliche Embryos
Bei einem gesunden genetisch weiblichen Embryo (XX) entstehen aus den geschlechtsneutralen Keimdrüsen die Eierstöcke. Diese Entwicklung läuft etwas langsamer ab als die der Hoden. Sind sie ausgebildet, beginnt hier die Produktion des Hormons Östrogen. Unter seinem Einfluss entstehen Eileiter, Gebärmutter und der obere Teil der Scheide. Der Geschlechtshöcker, die Wölbung zwischen den Beinen, reift nach und nach zu den äußeren Geschlechtsorganen heran, es bilden sich Klitoris, Schamlippen und die Harnröhrenöffnung – während sich die männlichen Anlagen zurückbilden.
Interessant ist: Dort, wo beim erwachsenen Mann die leicht gerötete Naht an der Unterseite des Penis entlangläuft, bleibt das Gewebe bei einem biologischen Mädchen offen. Die Haut des Hodensacks wird bei der Frau zu den großen Schamlippen. Die männliche Harnröhre wiederum entsteht aus demselben Gewebe wie die Schamlippen und der untere Teil der Vagina.
Nach etwa zwölf Wochen im Mutterleib ist der Embryo zumindest so weit ausdifferenziert, dass man von einem biologisch männlichen oder weiblichen Geschlecht sprechen kann. Das heißt: Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich die äußeren Geschlechtsorgane ausgebildet, man kann sie nun theoretisch auch sehen.
Wie es dann bei der Geburt weitergeht, liest du hier.
Artikel Abschnitt: Wie unterscheiden sich biologisch weibliche und männliche Körper?
Wie unterscheiden sich biologisch weibliche und männliche Körper?
Biologisch weibliche Körper
- haben in jeder Zelle zwei X-Chromosomen,
- bilden mehr vom Sexualhormon Östrogen,
- haben Eierstöcke, in denen Eizellen heranwachsen.
Biologisch männliche Körper
- haben in jeder Zelle XY-Chromosomen,
- bilden mehr Testosteron,
- haben Hoden, die Spermien bilden.
Eizellen und Spermien beeinflussen am Ende auch, ob und wie sich ein Mensch fortpflanzen kann. Hier gibt es übrigens noch einen entscheidenden Unterschied:
- Bei der Geburt eines biologisch weiblichen Körpers sind alle Eizellen bereits in den Eierstöcken angelegt, in der Regel sind es 400.000 Eizellen, in Ausnahmen können es mehrere Millionen sein.
- Biologisch männliche Körper produzieren hingegen täglich neue Spermien, wenn auch mit steigendem Alter weniger und weniger bewegliche Spermien. Welche Gründe es für Unfruchtbarkeit gibt, erklären wir hier.
Gene und Hormone beeinflussen mehr als das Geschlecht
Körpergröße, Stoffwechsel, Muskelmasse: Gene und Hormone beeinflussen viele Prozesse im Körper.
Die unterschiedliche Genkombination sorgt beispielsweise dafür, dass Frauen Gene, die auf dem Y-Chromosom liegen, meist gar nicht haben. Gene, die auf dem X-Chromosom liegen, dagegen doppelt. Zwar wird das doppelte X in jeder Zelle durch einen speziellen Prozess inaktiviert, aber nur teilweise: So kommt es, dass Frauen von manchen Genen mehr haben als Männer.
Das kann konkrete Folgen haben: Manche Enzyme, die in der Leber Medikamente abbauen, gibt es bei Frauen deshalb häufiger. Mehr Enzyme können auch mehr arbeiten. So kommt es, dass manche Medikamente, wie etwa spezielle Immunsuppressiva, von Frauen schneller abgebaut werden. Sie bräuchten davon eigentlich eine höhere Dosis.
Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: Andere Enzyme, deren Produktion durch das Y-Chromosom stimuliert wird, gibt es bei Frauen weniger. Manche Medikamente, wie spezielle Blutdrucksenker, bleiben dann länger im Blut, wirken stärker und können sogar mehr Nebenwirkungen verursachen als bei Männern.
Hormone formen unseren Körper
Ein meist sichtbarer Einfluss der Sexualhormone ist die Verteilung von Muskel- und Fettgewebe: Während Testosteron für mehr Muskelaufbau sorgt, fördert Östrogen die Fettproduktion. Biologisch betrachtet hat der höhere Fettanteil der Frau den Zweck, ihren Körper permanent für eine Schwangerschaft bereitzuhalten. Denn Fett ist ein optimaler Energiespeicher und versorgt die Mutter und das heranwachsende Kind.
Östrogen und Testosteron wirken auch darauf, wie die Geschlechter erkranken: Während Östrogen viele Frauen bis zur Menopause vor Krankheiten wie Schlaganfall oder Herzinfarkt zu schützen scheint oder das Immunsystem stärker gegen Erreger aktiviert, macht man Testosteron bei Männern für stärkere Knochen verantwortlich. Und es steht damit in Zusammenhang, dass sie Schmerzen weniger wahrnehmen.
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Kind? Wir sind Kinderfrei mega glücklich ohne Verantwortung.
Ein Mensch hat entweder Hoden oder Eierstöcke. Beides gleichzeitig gibt es nicht. Deswegen gibt es nur 2 Geschlechter.
Hättest du dich vielleicht etwas länger mit dem Thema (oder auch Menschen, die intersexuell sind oder seltene besonderen chromosomalen Kombinationen aufweisen usw.) befasst, würdest du nicht so stark vereinfachend darüber schreiben. Die Realität ist komplexer, als ein Grundkurs Biologie/Geschlechtskunde. Wir zitieren: „Intersexualität, zu Deutsch am besten mit „Zwischengeschlechtlichkeit“ übersetzt, bezeichnet… Weiterlesen »
Was ist mit biologischen Männern, die XXY Chomosomal sind? „Die Eizellen einer Frau enthalten immer jeweils ein X-Chromosom, die Spermien eines Mannes entweder ein X- oder ein Y-Chromosom.“ Ihre absoluten Formulierungen und Verallgemeinerungen von Typisierungen sind hochgradig gefährlich und widersprüchlich. Bitte ändern Sie dies, bevor Sie die Gesellschaft mit diesem… Weiterlesen »
Der Artikel vermischt schon wieder dezent aber tendenziös Sex und Gender. Leute, das ist Pseudowissenschaft.
Ein Kontinuum bedeutet einen einigermaßen gleichmäßigen Übergang zwischen zwei Zuständen, Die Geschlechtsanomalien sind seltene Ausnahmen und daher kein Kontinuum.
Das rechtfertigt aus meiner Sicht aber nicht die Aussagen, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt oder sogar geben kann. Es ist in Ordnung, sich im täglichen Umgang weitgehend auf die statistisch viel häufigeren Ausprägungen „in allen Parametern klar Mann oder Frau“ zu konzentrieren so lange man sich dessen bewusst… Weiterlesen »
Doch das tut es und genau hier irren Sie sich. Die Existenz von (seltenen) Ausnahmen ist kein Gegenbeweis für die eine grundlegende Wahrheit bzw. ein Prinzip. Ein Beispiel: Nicht alle Menschen werden mit 10 Zehen und Fingern geboren, dadurch ist das Merkmal „Anzahl Zehen und Finger“ aber auch noch kein… Weiterlesen »