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Quarks Daily Spezial
Body-Positivity – wann macht Übergewicht krank?
Aktivist:innen kämpfen für Akzeptanz von verschiedenen Körpern und gegen Diskriminierung. Aber es gibt auch Kritik – berechtigt?
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Der Hintergrund – was ist eigentlich Body-Positivity?
Es geht bei Body-Positivity um den Grundsatz, dass alle Menschen schön sind, wie sie sind – und dass eine Vielfalt an Körperformen gut ist. Die Bewegung hat ihre Ursprünge in den USA der 60er-Jahre. Damals wurde sie als "Fat Liberation Movement“ bezeichnet – heute ist sie als "Fat Acceptance“ bekannt. Es ging also ursprünglich um die Akzeptanz von dicken Körpern. Das Wort "dick“ gilt übrigens nicht als diskriminierend: Aktivist:innen haben es zurückerobert und von dem negativen Stigma befreit.
24/7 Selbstliebe?
Body-Positivity bedeutet nicht, dass man sich immer selbst schön finden muss, sondern dass die strukturelle Diskriminierung von Körpern, die nicht dem gesellschaftlichen Idealbild entsprechen, endet. Diese – oft unbewusste – Diskriminierung findet in verschiedenen Gesellschaftsbereichen statt: In der Arbeitswelt werden schlanke Menschen eher eingestellt als dicke Menschen, teilweise werden schlanke Menschen in ähnlichen Positionen wie dicke Menschen sogar besser bezahlt. In der Medizin werden Erkrankungen häufig nur auf das Übergewicht bezogen, dabei bleibt die Ursache für das Übergewicht oft unbeachtet. Auch sozial und vor allem in Sachen Sexualität und Partnerschaft werden dicke Menschen häufig stigmatisiert.
Die Kritik – was ist dran?
Kritiker:innen sehen in der Body-Positivity eine Gefahr: Sie verstehen die Bewegung als Aufruf zum Dicksein. Der Vorwurf: Mädchen und Jungs, die auf Social-Media-Plattformen unterwegs sind, nehmen sich dicke Menschen zum Vorbild und setzen sich damit gesundheitlichen Risiken aus. Deshalb rücken Skeptiker:innen die gesundheitlichen Risiken, die Adipositas mit sich bringen kann, in den Vordergrund. Richtig ist: Ein hoher Fettanteil – gerade im Bauchraum – kann Folgeerkrankungen mit sich bringen wie Diabetes Typ II, Bluthochdruck oder Gelenkprobleme. Allerdings geht es Aktivist:innen gar nicht darum, junge Menschen zum Dicksein zu animieren, sondern sich und andere so zu akzeptieren, wie man ist.
Es geht nicht nur ums Körpergewicht
Der Fokus der Bewegung liegt zwar immer noch auf dem Körpergewicht beziehungsweise der Figur, aber es geht auch um andere Dinge, wie die Haut in all ihren Erscheinungsformen: Akne, Pigmentierungen, helle oder dunkle Hautfarbe, Dellen, Streifen oder Narben – all das soll gleichwertig als schön betrachtet werden. Auch Körperbehaarung, die wachsen gelassen oder entfernt wird, soll nicht bewertet werden. Genauso sollen auch dünne Menschen ohne Kurven oder sichtbare Muskeln als schön gelten.
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Body-Positivity bietet Chancen …
Menschen, die dick sind, Pickel haben oder sonst nicht dem allgemeinen Schönheitsideal entsprechen, leiden vor allem unter der Stigmatisierung, die ihnen anhaftet. Studien zeigen, dass die psychische Belastung durch die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und die Diskriminierung der Gesellschaft mit das größte Gesundheitsrisiko darstellt. Häufig treibt gerade diese Unzufriedenheit Betroffene in ungesundes (Ess-)verhalten. Deshalb kann Body-Positivity hilfreich für dicke Menschen sein – und für die ganze Gesellschaft.
… und hat Schwächen
Einigen geht das noch nicht weit genug, denn Body-Positivity betont immer noch den Körper. Psycholog:innen fordern, dass es schon vor der Nutzung von Social Media beginnen muss: Kinder müssten beispielsweise darüber aufgeklärt werden, wie die Algorithmen funktionieren, dass es Filter gibt und das Gezeigte nicht die Realität widerspiegelt. Gleichzeitig seien andere Werte in den Familien wichtig wie gemeinsame Mahlzeiten oder Betreuung bei den Hausaufgaben.
Lösung Body-Neutrality?
Als Weiterentwicklung der Body-Positivity wird Body-Neutrality vorgeschlagen. Dabei geht es gar nicht mehr um das Aussehen des Körpers, sondern um die körperliche Wahrnehmung von Bewegung, von Körperkontakt und auch von Gefühlen. So soll die Frage "Sehe ich gut aus?“ in den Hintergrund und die Frage "Was fühlt sich für mich gut an?“ in den Vordergrund rücken. Einige Aktivist:innen sehen darin aber keine Alternative zur Body-Positivity, sondern eine Ergänzung.
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Der Teil mit „Die Kritik – was ist dran?“ ist bis auf einen Satz vollkommen falsch dargestellt. Kritiker:innen sehen in der Body-Positivity eine Gefahr: Sie verstehen die Bewegung als Aufruf zum Dicksein. Der Vorwurf: Mädchen und Jungs, die auf Social-Media-Plattformen unterwegs sind, nehmen sich dicke Menschen zum Vorbild und setzen… Weiterlesen »
„Deshalb rücken Skeptiker:innen die gesundheitlichen Risiken, die Adipositas mit sich bringen kann, in den Vordergrund. Richtig ist: Ein hoher Fettanteil – gerade im Bauchraum – kann Folgeerkrankungen mit sich bringen wie Diabetes Typ II, Bluthochdruck oder Gelenkprobleme.“ Ich finde diese beiden Sätze sehr irreführend formuliert. Der erste Teil suggeriert, dass… Weiterlesen »