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Ernährung
Darum werden Menschen übergewichtig
Die Weltbevölkerung wird immer dicker. Selbst- oder fremdverschuldet? Wir erklären, was die Wissenschaft dazu weiß.
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Artikel Abschnitt: Darum geht’s:
Darum geht’s:
Immer mehr Menschen haben Übergewicht
- Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 25 Prozent aller Menschen übergewichtig oder gar fettleibig sind.
- Bei den Erwachsenen ist es noch drastischer, hier sind fast 40 Prozent mindestens übergewichtig. Die WHO kommt zu einem klaren Urteil: "Übergewicht tötet mehr Menschen als Untergewicht".
- In Deutschland und anderen Industrienationen ist die Situation noch krasser. Hierzulande sind etwa 67 Prozent der erwachsenen Männer und mehr als 50 Prozent der Frauen bereits übergewichtig.
Grundsätzlich gilt: je älter, desto mehr Körpergewicht trägt der Durchschnittsdeutsche mit sich herum. Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist aber mit den Daten der KiGGS-Studie darauf hin, dass der Anteil der übergewichtigen Kinder seit Jahren zunimmt.
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Ab wann ist man übergewichtig?
Wichtig für die gesundheitliche Einordnung von Übergewicht über den BMI ist der Fettanteil am Körper. Gerade das sogenannte viszerale Fett am Bauch hängt mit Krankheiten zusammen.
Was der BMI aussagt und ob es ein optimales Gewicht gibt, erklären wir hier.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
Darum müssen wir drüber sprechen:
Übergewicht ist schlecht für uns
Und fast alle geläufigen Zivilisationskrankheiten heutzutage hängen wohl mit Übergewicht zusammen. Sie schränken ein, führen zu einem frühen Tod und ziehen meist noch andere Krankheitsbilder nach sich. Zu den häufigen Begleit- oder Folgekrankheiten von Übergewicht gehören unter anderem:
- Herz-Kreislauf-Beschwerden (zum Beispiel Herzinfarkt)
- Stoffwechselkrankheiten (zum Beispiel Diabetes)
- Psychische Störungen (Depression, etwa durch Fat-Shaming)
- Gelenk- und Muskelprobleme (zum Beispiel Gelenkverschleiß)
- Organschäden (zum Beispiel Fettleber)
Diese Drohungen allein halten allem Anschein nach die Mehrheit der Erwachsenen aber nicht davon ab, mit dem Alter noch mehr Gewicht zuzulegen – wie die Zahlen zeigen. Fettleibigkeit (fachlich: Adipositas) zählt als chronische Krankheit, das ist vielen Menschen nicht bewusst. Die gesundheitlichen Folgen und Einschränkungen entwickeln sich schleichend meist über Jahre und in der Zeit manifestieren sich Verhaltensweisen, die man auch nur noch schwer ablegen kann.
Warum die Menschen daran leiden, daran scheiden sich die Geister. Die einen halten es für selbstverschuldet, andere weisen alle Schuld von sich. Woran liegt es also, dass die Welt dicker und dadurch vermutlich kränker wird?
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Aber:
Nicht alle Menschen können etwas für ihr Übergewicht
Ja, da ist etwas dran, aber es vereinfacht und verfälscht die Diskussion um das Übergewicht. Übergewicht hat viele verschiedene und meist mehrere Ursachen. Sicher scheint: Jeder Mensch kann übergewichtig werden. Manche werden es schneller, andere können sich mehr erlauben. Welche Faktoren dafür eine Rolle spielen, erklären wir euch nun in drei Kapiteln:
1. Prägung vor und direkt nach der Geburt
- Evolution
- Genetik
- Schwangerschaft
- Stillphase
Fangen wir in der Tierwelt an. So sehr uns Menschenaffen ähneln – wir teilen 99 Prozent unserer Gene mit ihnen –, gibt es unter anderem einen ganz schlichten Unterschied: Menschenaffen werden nicht übergewichtig. Dieses "Recht" ist uns Menschen vorbehalten und Forscher können mittlerweile besser erklären, weshalb das so ist. Okay, sie sitzen weder auf der Couch noch stopfen sie sich Chips in den Hals und schütten zuckerhaltige Limonade hinterher – klar. Aber selbst wenn dem so wäre, würde ein Mensch daneben viel schneller zunehmen.
Im Vergleich mit Bonobos etwa macht das menschliche Körperfett einen neunmal größeren Anteil am Körper aus. Evolutionär könnte sich das mit der Ausbreitung des Menschen erklären und mit den Durst- und Hungerstrecken, die er während der Eroberung aller Kontinente überbrücken musste. Fett ist aus biochemischer Sicht ein exzellenter Energiespeicher und deshalb verfällt unser Körper standardmäßig sehr schnell in den Modus, überschüssige Kalorien für schwere Zeiten (leider gut sichtbar) in Fettreserven einzulagern.
Menschen nehmen schneller zu als Menschenaffen
Übrigens: Gorillas und Orang-Utans pflegen ebenfalls einen ziemlich langweiligen, sitzenden Lebensstil, wenn auch Orang-Utans eher in den Baumkronen hocken und nicht auf dem Boden. Während Gorilla und Mensch also viele Stunden pro Tag sitzend verbringen, wird auch hier wieder nur der Mensch übergewichtig und fettleibig. Allein durch die Ernährung ist das nicht zu erklären, sagen Forscher.
Vielmehr unterscheidet sich der Stoffwechsel zwischen Menschaffe und Mensch. Unsere Spezies gilt in den Augen vieler Forscher als prädestiniert dafür, dauerhaft aktiv zu sein. Kein anderes Säugetier kann eine Marathonstrecke so effektiv und schnell bewältigen wie wir. Doch so sehr uns die Evolution über die letzten zwei Jahrmillionen verbessert hat, so sehr kommt uns all das heute im 21. Jahrhundert in die Quere. Heute sitzen wir mehr als je zuvor, verbrennen weniger Kalorien und das führt mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, dass wir öfter mehr Kalorien aufnehmen, als wir verbrennen.
Übergewicht ist eine Zivilisationskrankheit
Im 21. Jahrhundert steigt die Zahl der Übergewichtigen weiter, insbesondere in Industrieländern und unter Jugendlichen. Es ist ein gefährliches Zusammenspiel aus unserer Prägung und körperlicher Konzeption und dem heutigen Lifestyle, der dazu führt. In unseren Genen ist nämlich schon sehr viel festgelegt und manch einer kommt mit einem höheren Risiko für Übergewicht auf die Welt. Das liegt etwa vor, wenn …
- … die Eltern übergewichtig sind.
- … die Mutter an Diabetes erkrankt (ist).
- … das Geburtsgewicht besonders hoch ist.
Selbstverständlich ist das kein unwiderrufliches Schicksal. Allerdings sind die ersten Monate (und hier zählen wir die Schwangerschaft dazu) besonders wichtig dafür, jedes Lebewesen auf die Welt da draußen vorzubereiten. Neben unserem Erbgut und der schlichten Abfolge von Basenpaaren erlaubt die Epigenetik nämlich, sich zügig auf unterschiedliche Umweltbedingungen einzustellen.
Allerdings können auch mangelernährte Kinder übergewichtig werden. Das beobachten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Ländern wie Indien seit Jahrzehnten. Sie vermuten, dass schlechte Ernährung der Mütter dazu führt, dass die Kinder epigenetisch auf eine Art Dürreperiode vorbereitet werden. Kommt es dann aber anders, legen diese Kinder besonders schnell an Gewicht zu und entwickeln überdurchschnittlich häufig Zivilisationskrankheiten wie Diabetes.
Genauso scheint auch das erste Lebensjahr noch einige Grundsteine für die weitere Entwicklung und den Gesundheitszustand im weiteren Leben zu legen. Kinder nur kurze Zeit zu stillen etwa korreliert später mit übergewichtigen Kindern und Erwachsenen. Möglicherweise nehmen die Kinder bei künstlicher Nahrung mehr Kalorien und eine leicht andere Zusammensetzung zu sich, was noch Jahre nachwirken und den Stoffwechsel beeinflussen könnte.
Fest steht: Evolution, Genetik und die Wochen vor und nach der Geburt programmieren unseren Stoffwechsel als Kind teils fürs ganze Leben – und haben somit Einfluss darauf, wie der Mensch täglich seine Kalorien verarbeitet. Einige setzen damit eher Fett an als andere und werden es schwieriger los.
2. Gehirn, Psyche und Gesundheit
- Stress
- Psychische Störungen
- Krankheiten
Übergewicht ist nicht nur eine Sache des Magens. Für viele Menschen liegt die Ursache viel höher im Körper, nämlich im Gehirn. Das ist zwar auch unser energieintensivstes Organ, aber für unser Thema vor allem eine wichtige und leider oft fatale Steuereinheit. Das Problem, nicht mal eben abnehmen zu können und schnell wieder in alte Muster zu verfallen, ist genau hier verankert.
Gewohnheiten sind für den Menschen überlebenswichtig. Da sie aber unterbewusst gesteuert werden, machen sie uns bei ambitionierten Diät- und Sportplänen schnell wieder einen Strich durch die Rechnung. Zu sehr sind alltägliche Entspannungsroutinen und der Hang zum Naschen einprogrammiert. Vernünftiges Denken hat gegen diese unterbewussten Entscheidungen häufig das Nachsehen.
Essen kann Glück und Rausch bedeuten
Ebenso sitzen im Gehirn bestimmte Areale, die alles andere tun, als uns beim Abnehmen zu helfen. Forscher konnten etwa bei Mäusen bestimmte Hirnkreise und Prozesse identifizieren, die uns in eine Art Rauschzustand versetzen, wenn wir kalorienreiche Nahrung zu uns nehmen – Schokolade macht unter anderem genau deshalb glücklich, wie es so schön heißt.
Tierversuche deuten auch darauf hin, wie krass unser Körper nach immer mehr Kalorien lechzt: Nagetiere etwa haben in Versuchen auch kurze elektrische Stöße in Kauf genommen, um an eine zuckerhaltige Lösung zu kommen. Das wäre so, als würde der Mensch bei jedem Griff zur Limonade einen leicht schmerzhaften Schlag versetzt bekommen – und dennoch nicht aufhören.
Menschen essen bei Stress mehr
Auch während der Mahlzeit verspüren manche Menschen kein Sättigungsgefühl. Lange nahmen Wissenschaftler an, dass das "Sättigungshormon" Leptin dafür verantwortlich sei. Man dachte, es käme bei übergewichtigen Menschen gar nicht in ausreichender Konzentration im Gehirn an. Mittlerweile konnte man jedoch zeigen, dass es hier keinerlei Unterschiede zwischen schlanken und dickeren Menschen gibt. Die Ursache für das fehlende Sättigungsgefühl muss demnach in den Nervenzellen liegen.
Gerade in Stresssituationen greifen viele Menschen zum Schokoriegel oder anderen Süßwaren – und es wirkt tatsächlich. Das Problem: In der heutigen Arbeitswelt gehört Stress zum Alltag. Der Griff zum Süßkram geschieht dann regelmäßig und unterbewusst speichert unser Gehirn ab, wie sehr diese beiden Dinge immer mehr zusammengehören.
Beim Essen führt man uns hinters Licht
In der Hektik essen wir oft auch schneller. Das Problem: Das Sättigungsgefühl schaltet sich dann nur zögerlich ein – und auch so haben wir mehr Kalorien zu uns genommen. Ein einfacher, aber häufiger Praxistipp ist daher: Wir sollten uns mehr Zeit zum Essen nehmen, in Ruhe kauen und den Körper auf die Nährstoffe reagieren lassen. Proteinreiche Mahlzeiten sättigen sogar mehr, damit ließe sich der Effekt nochmals verstärken, ohne zu hungern.
Was passieren muss, damit wir wirklich satt sind, erklärt dieser Artikel.
Überhaupt müssten wir beim Essen mehr auf uns selbst hören, denn was Lebensmittelindustrie und Fast-Food-Gastronomie uns vorsetzen, befriedigt unsere urmenschlichen Gelüste, hat aber selten etwas mit gesunder, natürlicher Ernährung zu tun. Bei Zusatzstoffen und Zusammensetzung wird getrickst – Hauptsache man isst mehr und will es beim nächsten Mal wieder.
Wie sehr eiweißhaltiges Essen und Sättigung zusammenhängen, erklären wir hier
Psychische Belastung kann einen Teufelskreis in Gang setzen
Übergewicht entsteht und verstärkt sich nicht nur im eigenen Körper, sondern auch im Zusammenleben mit der Umwelt. Wer mit der Zeit übergewichtig wird, der hat in der heutigen Gesellschaft einen schweren Stand. Das Schönheitsideal in Zeiten von Instagram und Co. nagt am Selbstbewusstsein und steigert die Scham. Das ist belastend für Menschen mit Übergewicht, von denen sich manche immer mehr isolieren oder an vielen Aktivitäten des sozialen Lebens nicht mehr teilnehmen wollen – das sind bei Sport und Freizeit aber gerade die, die ihnen (gesundheitlich) guttun würden. Für Betroffene kann ein abfälliger Blick genügen. Ein gewisser Ekel vor Fett(leibigkeit) ist besonders tückisch. Er macht Gesunden zwar die gesundheitlichen Effekte bewusst, aber gleichzeitig hemmt er die Betroffenen darin, aktiv zu werden.
In depressiven, gestressten Phasen aber kann wieder das Unterbewusstsein signalisieren: zuckerhaltige Nahrung macht, dass du dich besser fühlst — und der Teufelskreis dreht sich weiter.
Warum Fat-Shaming krank machen kann, erklären wir in diesem Artikel
Auch andere Krankheiten können dazu führen, dass sich unweigerlich Körpergewicht anhäuft. Ein ausreichend langer Schlaf ist mit eine der Voraussetzungen dafür, schlank zu bleiben. Menschen mit chronischen Schlafproblemen sind überdurchschnittlich häufig übergewichtig. Wer davon betroffen ist, dessen Übergewicht ist nicht selbstverschuldet. Genauso, aber selten, sind Schilddrüsenunterfunktionen dafür verantwortlich, dass der Stoffwechsel nicht so arbeitet, wie er es bei den meisten anderen Menschen tut.
Fest steht: Stress, psychische Störungen, Krankheiten: Nicht nur unser Körper beeinflusst, ob Menschen an Gewicht zulegen, auch die Psyche trägt ihren Teil dazu bei – und verschlimmert die Situation von Betroffenen meist.
3. Umfeld und Verhalten
- Soziales Umfeld
- Ernährung
- Aktivität und Sport
- Bildung und Arbeitsplatz
Neben Körper und Geist spielt insbesondere das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle dabei, wie wahrscheinlich es ist, übergewichtig zu werden. Die Umgebung, in der ein Mensch aufwächst, ist ein Trigger-down-Faktor, er beeinflusst also auch die übrigen Punkte, die wir aufgezählt haben: Ernährung, Aktivität und Bildung hängen meist unweigerlich davon ab, wie und wo man aufwächst.
Bis ins Erwachsenenalter sind diese Faktoren größtenteils fremdbeeinflusst. Die Person hat keinen Einfluss darauf, ob sie in einer Akademiker- oder einer bildungsfernen Familie aufwächst beziehungsweise wie viel Wert die Eltern auf Bildung legen. Am Bildungsgrad der Eltern und dem Umfeld lassen sich in der Regel Tendenzen beim Einkommen und der Freizeitgestaltung festmachen.
Die groben Regeln lauten hier: Sozial schwache Menschen sind möglicherweise häufiger übergewichtig, weil …
- … häufiger verarbeitete, kalorienreiche und zuckerhaltige Lebensmittel verzehrt werden, Obst und Gemüse hingegen seltener.
- … sie sich in der Freizeit weniger bewegen, mehr Zeit vor dem Fernsehen oder Smartphone und damit meist sitzend verbringen.
Das ist auch ein Grund, weshalb wir im Alter tendenziell zunehmen. Ab dem 30. Lebensjahr etwa schwindet ohne ausreichend Betätigung und Training die Muskelmasse. Sie zählt aber zu den treuesten Energieverbrauchern in unserem Körper. Wer abbaut, baut mit hoher Wahrscheinlichkeit aber Fettmasse auf.
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Was die Daten zu Übergewicht bislang aussagen
In den meisten Studien stellen die Forscher lediglich eine statistische Verknüpfung her. Wer viel sitzt, der ist häufig dick. Wer dick ist, sitzt häufig. Ein Beispiel: Ist der Mann dick geworden, weil er auf einmal immer mehr gesessen hat, oder sitzt er heute so viel, weil er zuvor immer dicker geworden ist? Wer die persönliche Geschichte nicht haargenau erfragt, der erfährt nichts über die wirkliche Ursache. Es ist häufig das Henne-Ei-Prinzip, dass man bei diesen statistischen Zusammenhängen nicht sicher sagen kann, was zuerst und damit die Ursache war.
Und wenige bis keine Studien erfragen die persönliche Lebensgeschichte, die Kalorien der Mahlzeiten über Jahrzehnte sowie Sitzzeit und Sportanteil im Alltag über Jahrzehnte. Hier endet meist die Suche danach, was Kausalität ist und wo wir lediglich Zusammenhänge erkennen.
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Dazu gibt es mehrere Thesen:
- Der Energieverbrauch während der körperlichen Arbeit wird durch zu kalorienreiche Kost überkompensiert.
- Menschen mit Bürojobs haben im Schnitt einen höheren Bildungsgrad und weisen ein höheres Körperbewusstsein auf. Sie achten daher selbstständig mehr auf Ernährung und Bewegung in der Freizeit.
- Möglicherweise hat die Ernährung einen stärkeren Einfluss auf die Gewichtszunahme als mangelnde Bewegung.
Alle Thesen klingen irgendwie plausibel, doch eine eindeutige, pauschale Antwort hat die Wissenschaft noch nicht gefunden. Vermutlich ist es wie so häufig: Mehrere Faktoren treten gleichzeitig auf und bei jedem sind ihre Anteile anders verteilt.
Fest steht: Die Art der Ernährung, unsere Aktivität und Sportverhalten bestimmen unsere Kalorienzufuhr und unser theoretisches Risiko, zuzunehmen – aber unweigerlich tragen auch unser soziales Umfeld und das Bildungsniveau dazu bei, ob wir übergewichtig werden oder nicht.
Artikel Abschnitt: Und jetzt?
Und jetzt?
Es gibt Wege, die Kilos loszuwerden
Wichtig für Betroffene ist, sich so früh wie möglich professionell beraten zu lassen. Schlechter als spät ist nur, es nicht zu tun. So können gemeinsam Pläne erarbeitet werden, die im Einklang mit dem Alltag, den Anforderungen und dem persönlichen Hintergrund stehen. Hierbei wird kombiniert:
- Ernährung
- Bewegung
- Verhalten
Besonders wichtig ist, dass diese Pläne langfristig funktionieren müssen. Hunderte Kilokalorien bei extremer Anstrengung kann ein jeder für ein paar Tage hintereinander verbrennen, auf Dauer ist das aber zum Scheitern verurteilt. Vielleicht lässt sich der Vorschlag einfacher in den Alltag integrieren, die Alltagsaktivität zu steigern, also ohne Ausnahme die Treppen zu nehmen, häufiger zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs zu sein. So kommen viele Betroffene täglich auf die empfohlenen 8000 bis 10.000 Schritte und damit rund 350 Kilokalorien. Allein das würde erst nach 28 Tagen ein Kilo Fett verbrennen, aber es ist mit die einfachste Umstellung.
Wunder gibt es nicht, Abnehmen ist mehr Marathon als Sprint
Am Ende zahlt sich Disziplin aus. Selbst die verschiedenen Programme lassen nicht von einem auf den anderen Moment dutzende Kilo oder mehr schmelzen. Eine Leitlinie der Deutschen Adipositas-Gesellschaft benennt die durchschnittliche Reduktion von offiziellen Programmen mit meist zwei bis zehn Kilo in einem Jahr – aber eben nachhaltig.
Wer mehr verlieren will, kann und sollte noch mehr Optionen nutzen. Belege für die Wirksamkeit gibt es vielfach für chirurgische Maßnahmen, etwa Magenverkleinerungen oder Bypässe. Damit wird verhindert, dass zu große Nahrungsmengen aufgenommen werden. So verlieren die Patienten und Patientinnen zwischen 40 und 80 Prozent ihres Übergewichts. Außer bei extremer Fettleibigkeit (BMI über 50) kommen solche Maßnahmen jedoch erst in Betracht, wenn alle übrigen bereits gescheitert sind.
Weniger Übergewicht sorgt für Lebensqualität – und mehr Lebensjahre
Ansonsten hilft es vor allem, die Ursachen des chronischen Übergewichts zu bekämpfen – und das fängt sehr früh an. Gewicht zu verlieren hilft nicht nur einem selbst, sondern wirkt noch auf die nachfolgende Generation. Kleinigkeiten wie gesundes Schulessen, weniger Fastfood und Süßes, Beratung und Hilfsangebote für übergewichtige Kinder und Jugendliche können Gesundheitsprobleme im Alter verhindern. Das spart dem Staat Millionen und Milliarden für die Gesundheitsversorgung und – als kleine Motivation zum Schluss – sichert jedem einzelnen Betroffenen vermutlich einige Lebensjahre mit mehr Gesundheit.
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Mein Vater, Jahrgang 31, hat immer gesagt, das Dicksein kommt vom zuviel essen, nach dem Krieg gab es keine dicken Leute, weil da alle gehungert haben. Alte Fotoaufnahmen aus dieser Zeit geben ihm recht !
Der Artikel fasst gut zusammen, was Stand allgemeinen und speziell auch ärztlichen Wissens ist. Die Grundregeln von Ernährung sind bekannt; beim Ankreuzen auf einem Fragebogen würden alle die richtige Zuordnung für eine ausgewogene Nährstoffzufuhr treffen. Konkret im Wahrnehmungsmoment entscheiden aber die Ausgangslage (Trainingszustand/embodiment), die Einbettung in die soziale Gruppe und… Weiterlesen »
Hallo, könnt ihr bei solch wichtigen Themen bitte zwischen Typ 1 und Typ 2 Diabetes unterscheiden? Danke!
Der Artikel geht leider nicht auf die durch Medikamente verursachten Stoffwechselveränderungen ein. Psychische Erkrankungen wie Depressionen nehmen zu, und Antidepressiva werden häufiger denn je verschrieben. Langfristig eingenommene Medikamente beeinflussen den Körper und den Stoffwechsel erheblich. Auch nach dem Absetzen kämpfen viele Menschen weiterhin mit diesen Veränderungen und müssen sich zunächst… Weiterlesen »
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Wir haben leider nicht direkt einen Artikel zu Untergewicht, aber thematisch verwandte Beiträge zu Essstörungen:
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