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Wachmacher
Wie gesund ist Kaffee?
Kaffee macht fit und wach. Früher hatte er ein ziemlich schlechtes Image. Inzwischen zeigt sich: Kaffee kann sogar förderlich für die Gesundheit sein.
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Artikel Abschnitt: Was ist Koffein?
Was ist Koffein?
Schon seit Jahrhunderten trinken Menschen Getränke mit Koffein. Es ist nicht nur ein natürlicher Bestandteil in Kaffee-, sondern auch in Kakaobohnen. Er befindet sich in
Teeblättern, Guarana-Beeren und Kolanüssen. Außerdem wird Koffein zum Teil auch Arzneimitteln, Kosmetikprodukten und Lebensmitteln (zum Beispiel Eis, Süßigkeiten, Getränken) künstlich zugesetzt.
Artikel Abschnitt: Wie wirkt Koffein?
Wie wirkt Koffein?
Und jetzt konkret: Koffein funktioniert als Wachmacher, weil es ein Molekül blockiert, das müde macht – das Adenosin. Weil sich die beiden Moleküle ähneln, kann Koffein im Gehirn die Adenosin-Rezeptoren besetzen. Und so verhindern, dass der Körper Müdigkeitssignale erhält. Dieser Effekt kann ein bis zwei Stunden anhalten.
Gleichzeitig stimuliert Koffein das zentrale Nervensystem. Es sorgt dafür, dass auch die Hormone Adrenalin und Cortisol vermehrt ausgeschüttet werden – Stresshormone, die den Körper zum Beispiel bei Gefahr schützen. Sie aktivieren Schutzmechanismen des Körpers: Verengen die Blutgefäße, lassen den Blutdruck steigen, auch die Sauerstoffversorgung der Zellen verbessert sich. Das gesamte Herzkreislaufsystem wird angeregt.
Die Konsequenz: Der Körper wird wachsamer und leistungsfähiger, wir können uns besser konzentrieren und fühlen uns fitter.
Artikel Abschnitt: Was passiert bei Koffein-Entzug?
Was passiert bei Koffein-Entzug?
Setzt man das Koffein ab, so tritt eine Art Rebound-Effekt auf, die Sauerstoffversorgung der Zellen verschlechtert sich. Nach ein bis zwei Tagen hat sich der Körper vom Kaffee-Entzug erholt. Denn Koffein kann zwar abhängig machen, aber längst nicht so stark wie Alkohol, Nikotin oder harte Drogen.
Ab und zu auf Kaffee zu verzichten, kann sinnvoll sein. Denn der Körper reagiert auf die regelmäßige Zufuhr von Koffein und bildet sogar mehr Adenosin-Rezeptoren aus. Heißt: Je mehr Koffein wir regelmäßig zu uns nehmen, desto schlechter wirkt es. Oder andersrum gesagt: Wer seltener Kaffee trinkt, profitiert stärker vom Wachmacher-Effekt als Dauer-Kaffeetrinker.
Artikel Abschnitt: Erhöht Kaffee das Krebsrisiko?
Erhöht Kaffee das Krebsrisiko?
Nachdem aber eine Arbeitsgruppe der Internationalen Agentur für Krebsforschung mehr als 1000 Ernährungs- und Krebsstudien ausgewertet hatte, gab sie in diesem Punkt Entwarnung. Frühere Studien hatten unter anderem ein großes Manko: Es wurde nicht strikt zwischen Kaffee- und Tabakkonsum getrennt.
Deswegen kam die Arbeitsgruppe zu dem Fazit: Es gäbe keine ausreichenden Beweise dafür, dass der gererelle Konsum von Kaffee zu Krebs führe.
Aber es gibt einen Sonderfall.
Artikel Abschnitt: Ist heißer Kaffee gefährlicher?
Ist heißer Kaffee gefährlicher?
Denn die Internationale Agentur für Krebsforschung erkannte bei ihrer Metanalyse tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko – bei einer hohen Trinktemperatur. Konkret: Wer Kaffee mit einer Temperatur von 65 Grad Celsius und höher trinke, erhöhe laut der Wissenschaftler die Gefahr, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Denn heißer Kaffee gilt als Auslöser dafür, dass Zellen geschädigt werden.
Dieses Risiko gibt es aber nicht nur bei Kaffee, sondern bei allen heißen Getränken.
Artikel Abschnitt: Leben Kaffeetrinker sogar länger?
Leben Kaffeetrinker sogar länger?
Klingt toll, nur: Es ist unklar, ob es tatsächlich der Kaffee ist, der zu einem längeren Leben verhilft. Denn aus einer statistischen Häufung lässt sich nicht automatisch ein kausaler Zusammenhang ziehen – immer wieder ein Problem in der Wissenschaft. Möglicherweise haben die Menschen, die ohnehin schon ein höheres Krankheitsrisiko hatten, generell weniger Kaffee getrunken.
Ähnlich schwierig zu bewerten sind übrigens Studienergebnisse, die untersuchen, ob Kaffee vor Krebs schützen könnte.
Artikel Abschnitt: Wie viel Kaffee ist eigentlich okay?
Wie viel Kaffee ist eigentlich okay?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, kurz EFSA, hat 2015 eine Risikobewertung für Koffein durchgeführt. Das Resultat: Eine Einzeldosis von 3 mg pro Kilogramm Körpergewicht sei unbedenklich. Das bedeutet, dass eine Frau mit einem Gewicht von 60 Kilo 180 Milligramm Koffein als Einzeldosis zu sich nehmen könnte. Davon ist eine Tasse Kaffee aber weit entfernt: Sie enthält je nach Stärke zwischen 30 und 100 Milligramm Koffein.
Frauen, die stillen, sollten am Tag laut EFSA maximal 200 mg Koffein zu sich nehmen. Das gilt auch für Schwangere, wichtig hier: Die Koffeinmenge sollte sich auch über den Tag verteilen. Sonst besteht die Gefahr, dass der Fötus schlechter wächst.
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Das passiert bei zu viel Koffein
Wer über einen längeren Zeitraum zu viel Koffein zu sich nimmt, kann Bluthochdruck bekommen. Ab welcher Koffeinmenge es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt, ist individuell. Es hängt zum Beispiel davon ab, wie sehr der Körper an Koffein gewöhnt ist oder wie empfindlich jemand generell auf den Stoff reagiert.
Artikel Abschnitt: Warum reagieren wir unterschiedlich auf Kaffee?
Warum reagieren wir unterschiedlich auf Kaffee?
Offenbar trinken demnach vor allem die Menschen mehr Kaffee, die Bitterstoffe im Koffein stärker schmecken als der Durchschnitt. Ein Ergebnis, das erst einmal paradox klingt – und auch die Forscher überrascht hat: „Man würde erwarten, dass Menschen, die besonders empfindlich auf den bitteren Geschmack von Koffein reagieren, weniger Kaffee trinken würden“, sagt Marilyn Cornelis, die an der Studie mitgewirkt hat.
Für Cornelis und ihre Kollegen zeigen die Ergebnisse, dass gerade die Menschen, die Bitterstoffe von Koffein besonders intensiv wahrnehmen, die positiven Eigenschaften von Koffein mehr zu schätzen wissen. Sie haben offenbar gelernt, dass Kaffee gut tut – so wie man zum Beispiel auch ein bitteres Medikament akzeptiert. Denn eigentlich sind Bitterstoffe für den Körper ein Warnsignal.
Autorin: Alexandra Rank
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