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Quarks Daily Spezial
In Grün bitte - wie unsere Klamotten nachhaltig werden
Textil-Recycling soll Kleider nachhaltig machen. Doch so einfach ist es nicht. Umweltfreundlich Mode genießen heißt also: Weniger ist mehr.
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Aus T-Shirts werden Putzlappen
Recycling meint in der Textilbranche in der Regel Downcycling. Kleider werden geschreddert und aus den Textilresten werden minderwertige Produkte wie Putzlappen, Malervlies oder Füllmaterialien für Autositze und Matratzen hergestellt. Nicht einmal ein Prozent der Altkleider wird zu neuen Textilfasern recycelt.
Das liegt daran, dass die meisten Klamotten, die wir kaufen, sowohl natürliche Fasern wie Baumwolle als auch Chemiefasern wie Polyester enthalten. Die existierenden Recycling-Technologien können solche Mischfasern kaum handhaben. Überhaupt steckt das Textilrecycling noch in den Kinderschuhen.
Klamotten aus Plastikflaschen okay?
Recyceltes Polyester stammt größtenteils nicht aus alten Klamotten, sondern aus Plastikflaschen. Dafür werden PET-Flaschen gesammelt, zu Ballen gepresst und dann in kleine Stücke zerkleinert. Die sogenannte Flakes werden eingeschmolzen, eingefärbt und schließlich zu Fäden versponnen. Kritiker:innen bezweifeln, dass es sinnvoll ist, PET-Flaschen zu Textilfasern weiterzuverarbeiten. Während das Recycling von Flaschen nämlich gut funktioniert, können alte Kleider aus Plastikflaschen in der Regel nicht erneut recycelt werden. Wenn sie einmal zerschlissen sind, landen sie im Müll oder werden verbrannt. Außerdem stehen synthetische Textilfasern in der Kritik, weil sich bei jedem Waschgang winzige Fasern lösen, die als Mikroplastik auf Umwegen in die Flüsse und Meere gelangen.
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Recycling von Anfang an denken
Es gibt jedoch verschiedene Ansätze, das Textilrecycling effektiver zu machen. Designer:innen versuchen von Anfang an, das Recycling mitzudenken – etwa indem sie überlegen, wie sich Reißverschlüsse oder Nieten leicht lösen lassen. Vielversprechend sind auch biochemische Verfahren, die schon jetzt Naturfasern von synthetischen Fasern trennen können. Außerdem will die EU einen digitalen Produktpass einführen, der darüber aufklärt, welche Materialien in einem Kleidungsstück stecken und wie sie wo verarbeitet wurden. Das kann nicht nur aufseiten der Verbraucher:innen Transparenz schaffen, sondern auch im Handel und bei Sortierbetrieben, wo bislang nicht nach Kriterien des Recyclings, sondern des Weiterverkaufs sortiert wird.
Kleider als Kreislaufwirtschaft
Überhaupt sieht die EU eine Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien vor. Demnach sollen bis 2030 alle Textilerzeugnisse, die in der EU verkauft werden, größtenteils aus Recyclingfasern bestehen und selbst recyclingfähig, aber auch reparierbar und langlebig sein. Hinter der Idee der Kreislaufwirtschaft steckt die Vision, dass ein Kleidungsstück kein Einwegartikel mehr ist. Dass es am Ende seiner Nutzung nicht als Müll anfällt, sondern zu einem neuen gleichwertigen Produkt verarbeitet werden kann. Bislang ist die Herstellung von Klamotten extrem ressourcenintensiv. Abhilfe könnten neue kompostierbare Materialien schaffen – zum Beispiel aus Lebensmittelresten oder Cellulose.
Besser gut als viel
Doch der wichtigste Schritt auf dem Weg in Richtung nachhaltige Mode ist unser Konsumverhalten. In Deutschland werden 40 Prozent der Klamotten kaum oder nie getragen. Individuelle Entscheidungen haben einen Einfluss auf das System. Wenn wir weniger neue Klamotten shoppen, wird weniger produziert. Bis dahin hilft: Kleidung pflegen, secondhand kaufen oder auch mal ein Loch stopfen.
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Hi, wieso wird Wollbekleidung hier nicht betrachtet?
Dessen Umweltbilanz und Nachhaltigkeit würde mich schon sehr interessieren, da ich meine Wollbekleidung schon Jahrzehnte trage, diese sehr selten waschen muss und es sich nicht um eine Mischfaser handelt.
Danke für den Hinweis!
Sehr geehrte Frau Sonntag, sehr geehrte Frau Rau, mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel zum Recycling von Kleidung gelesen. Vieles war mir bisher nicht bekannt. Was ich aber beim besten Willen nicht verstehen kann: Sie bezeichnen „Kleidung“ in der Überschrift und im Artikel immer wieder als “ Klamotten“. Darunter… Weiterlesen »
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