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Quarks Daily Spezial
Zoos – können wir da noch hingehen?
In den Zoo gehen viele Menschen richtig gerne. Die Tiere müssen dort allerdings mit viel weniger Platz auskommen als in der Natur.
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Zoo ist nicht gleich Zoo
Der Begriff Zoo ist in Deutschland nicht geschützt. Schätzungen zufolge gibt es hierzulande etwa 800 Einrichtungen, die sich so nennen. Um Zoos und deren Ansätze vergleichen zu können, bietet sich ein Blick auf die Zoos des Verbandes der Zoologischen Gärten an. Sie sind wissenschaftlich geführte Einrichtungen, die die Tiere nach neusten wissenschaftlichen Standards halten sollten. In Deutschland zählen dazu 56 Zoos, die sich vor allem für Artenschutz, Forschung, Bildung und Erholung einsetzen sollen.
Artenschutz als Flaggschiff der Zoos
Die Zoos des Verbandes haben also einen gewissen Anspruch an den Umgang mit Tieren. Ein wichtiger Punkt ist der Artenschutz. Die Zoos wollen vom Aussterben bedrohte Tierarten erhalten und schützen. Dafür engagieren sie sich mit Artenschutzprojekten für den Erhalt der ursprünglichen Lebensräume der Tiere und versuchen bedrohte Tierarten mit gezielten Züchtungen in ihren Einrichtungen zu erhalten.
Die Zoos des Verbandes unterstützen Forschende auch bei der Auswilderung geeigneter Arten. Dieses sehr aufwendige Vorhaben ist schon mehrfach gelungen, so zum Beispiel beim Waldrapp-Vogel oder bei der Sumpfschildkröte.
Wissen vergrößern und Kinder bilden
Neben dem Artenschutz spielt auch die Forschung für die Zoos des Verbandes der Zoologischen Gärten eine wichtige Rolle. Etwa 230 Studien publizieren die Zoos gemeinsam mit Universitäten oder anderen wissenschaftlichen Einrichtungen pro Jahr. Viele Dinge, die wir heute über Tiere wissen, wissen wir nur, weil wir die Tiere in Zoos genauer untersuchen und beobachten konnten.
Den Bildungsauftrag, den die staatlich unterstützten Zoos haben, verfolgen sie zum Beispiel mit Angeboten wie Zooschulen für Schulklassen, Informationstafeln an den Gehegen und öffentlichen Fütterungen.
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Zu viele Tiere, zu wenig Platz
Kritiker:innen erheben allerdings besonders beim Punkt Artenschutz Einwände. Ihrer Meinung nach ist der Erhalt des Genpools bedrohter Tiere wenig sinnvoll, wenn der Lebensraum in der Natur nicht mehr existiert. Die Tiere würden letztlich nur zur Unterhaltung der Menschen in Käfigen gehalten.
Zudem steht der Umgang mit neugeborenen Tieren in Zoos in der Kritik. Zoos können wegen des begrenzten Platzes nicht alle Neugeborenen versorgen. Daher werden in einigen Ländern einzelne Jungtiere getötet.
Daneben ist auch der begrenzte Platz, den die Tiere zur Verfügung haben, ein Streitpunkt. Tiere wie Asiatische Elefanten durchstreifen in der Natur auf der Suche nach Futter und Wasser riesige Gebiete. In Zoos haben sie davon nur einen Bruchteil der Fläche zur Verfügung. Der Bewegungsdrang bleibt aber, sagt zum Beispiel der Deutsche Tierschutzbund. Zoos versuchen die Tiere deswegen gezielt auch geistig auszulasten. Ob das reicht, lässt sich jedoch nur schwer sagen.
Lernerfolg bei Kindern umstritten
Kritiker:innen bemängeln auch die Forschungsarbeit der Zoos. Ihrer Aussage nach bringen die meisten Studien nur etwas über Tiere in Gefangenschaft in Erfahrung, aber kaum neue Erkenntnisse über Tiere, die in der Wildnis leben. Auch die Bildung von Kindern in Zoos ist umstritten, da es noch keine Langzeitstudien zu langfristigen Lerneffekten gibt.
Können wir noch in den Zoo gehen?
Wer in den Zoo gehen möchte, der sollte im besten Fall einen wissenschaftlich geführten Zoo aussuchen. Bei diesen Zoos ist zum Beispiel klar, dass sie sich an den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich der Tierhaltung orientieren.
Wer nicht in den Zoo möchte, kann auch sogenannte Lebenshöfe besuchen. Da leben ehemalige Nutztiere wie Schweine oder Kühe, die dort ihr Gnadenbrot bekommen. Die Tiere können selbst entscheiden, ob man sich ihnen nähern kann. Auch das virtuelle Angebot wächst: Zirkusse halten zum Beispiel immer seltener Tiere und versuchen durch riesige Tier-Hologramme in der Manege die Zuschauer:innen zu begeistern.
DIE MACHER:INNEN
Anna Katharina Küsters arbeitet als freiberufliche Journalistin und führt besonders gerne ausgiebige Interviews mit Wissenschaftler:innen über aktuelle Forschungsergebnisse zu den Themen Umwelt und Gesellschaft.
Sebastian Sonntag ist leidenschaftlicher Radiomoderator und Quarks-Daily-Host.
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Nachdem ich eigentlich schon von Kindheit an ein großes Interesse an Tieren hatte, muss ich sagen, dass die ganzen Argumente, mit denen Zoos und Tierparks ankommen, wenig überzeugend sind. Mittlerweile vermeide ich Zoos. Ich kann den Drang verstehen, dass man sich exotische Tiere anschauen will, aber die meisten Tiere dienen… Weiterlesen »
Bemüht ausgewogen, aber schon durch die Kürze oberflächlich. Nur als Beispiele: Wenn der Lebensraum nicht mehr existiert, ist das ein Grund mehr, die Tierart im Zoo zu halten und zu vermehren, bis der Lebensraum wieder in Ordnung gebracht wurde bzw. die Bedrohungen abgestellt wurden – Beispiele dafür gibt es genug,… Weiterlesen »
Bei welchem Tier existiert der Lebensraum nicht mehr, was nach Ihrer Aussage die Haltung in einem Zoo rechtfertigen würde? Ein Beispiel würde mir schon reichen. Die Erhaltung und gerade Vermehrung ist ja, gerade bei großen Säugetieren in Zoos, ja auch total einfach. Die Auswilderung wird nach der problemlosen und erfolgreichen… Weiterlesen »
Ich bin grundsätzlich gegen Zoos. Die Argumente dafür sind meiner Meinung nach nicht überzeugend. Wenn 9 Mio € im Jahr von Zoos für Tierschutzprojekte gespendet werden, jeden Tag aber 150 Tier und Pflanzenarten aussterben und insgesamt aber nur 100 Arten durch diese Projekte „erhalten“ wurden ist das eine extrem schlechte… Weiterlesen »
Ich gebe dir sehr Recht. Wobei es dann keine „Zoos“ mehr wären, sondern Rettungsstationen für verletzte Tiere. Da geht es dann auch nicht mehr darum, wie die Menschen es im Zoo am schönsten haben, die Gehege möglichst hübsch aussehen und man die Tiere immer sehen kann. Da geht es dann… Weiterlesen »