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Krebserkrankungen
Wie gefährlich ist Krebs bei jungen Menschen?
Krebs bei Kindern und Jugendlichen ist nicht das Gleiche wie Krebs bei Erwachsenen. Woran liegt das und was sind die Unterschiede?
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Inhalt
- Welche Krebsarten treten in welchem Alter auf?
- Wie erkennt man die Symptome?
- Wie wichtig ist die Krebsvorsorge?
- Welche Risikofaktoren für eine Krebsentstehung gibt es bei jungen Menschen?
- Wird Krebs bei jungen Menschen anders behandelt als bei älteren?
- Wie gut sind die Heilungschancen bei Kindern und Jugendlichen?
- Kann der Krebs zurückkommen?
- Krebsüberlebende: Was ist nach der Krankheit wichtig?
- Was, wenn eine Heilung nicht möglich ist?
- Welche Krebsarten treten in welchem Alter auf?
- Wie erkennt man die Symptome?
- Wie wichtig ist die Krebsvorsorge?
- Welche Risikofaktoren für eine Krebsentstehung gibt es bei jungen Menschen?
- Wird Krebs bei jungen Menschen anders behandelt als bei älteren?
- Wie gut sind die Heilungschancen bei Kindern und Jugendlichen?
- Kann der Krebs zurückkommen?
- Krebsüberlebende: Was ist nach der Krankheit wichtig?
- Was, wenn eine Heilung nicht möglich ist?
Artikel Abschnitt: Welche Krebsarten treten in welchem Alter auf?
Welche Krebsarten treten in welchem Alter auf?
Jährlich erkranken über 2000 Kinder und Jugendliche
Insgesamt erkranken in Deutschland jährlich etwa 2200 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an Krebs. Das ergibt eine jährliche Inzidenz für Mädchen von 15,7 pro 100.000 Einwohnern, für Jungen sind es 18,4 pro 100.000. Europaweit liegt Deutschland damit im Durchschnitt – wobei die Unterschiede ohnehin vor allem dadurch entstehen, dass die Erkrankungen in verschiedenen Ländern unterschiedlich erfasst werden.
Besonders häufig sind Leukämien
Besonders häufig kommen bei Kindern und Jugendlichen Leukämien (Blutkrebs) vor. Sie machen etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen in diesem Alter aus. Gefolgt wird der Blutkrebs von Tumoren des Zentralen Nervensystems (ZNS) mit etwa einem Viertel der Krebserkrankungen. Auf dem dritten Platz liegen Lymphome mit einem Anteil von 13 bis 17 Prozent.
Das Krebsrisiko verschiebt sich mit dem Alter
Natürlich ändert sich nicht genau mit dem 18. Geburtstag das Krebsrisiko. Die Gewichtung der Krebsarten verschiebt sich vom Kleinkind- bis zum Erwachsenenalter langsam. Eine Studie, die sich die Krebserkrankungen bei jungen Erwachsenen in den USA genauer anschaut, zeigt etwa, dass Brustkrebs bei 15- bis 19-Jährigen noch kaum vorkommt, zwischen 20 und 29 aber bereits auf Platz fünf liegt und zwischen 30 und 39 die häufigste Krebserkrankung darstellt.
Einige Krebsarten kommen heutzutage zudem häufiger vor als früher. Das zeigt sich vor allem bei Schilddrüsenkrebs bei Frauen und Mädchen. Das kann allerdings auch daran liegen, dass diese Krebsart mittlerweile besser diagnostiziert wird.
Artikel Abschnitt: Wie erkennt man die Symptome?
Wie erkennt man die Symptome?
Nicht gleich in Panik geraten
Nun brauchen Eltern nicht bei jedem kleinen Unwohlsein eine Krebserkrankung befürchten. Die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) empfiehlt, einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin aufzusuchen, wenn die Symptome länger anhalten oder zunehmen.
Allgemeine Krankheitsanzeichen
Daneben gibt es allgemeine Krankheitszeichen, die bei verschiedensten Krebsarten auftreten können: zum Beispiel ungeklärtes Fieber, Blässe, Mattigkeit, Entwicklungsverzögerungen oder Gewichtsverlust.
Lokale Symptome
Dazu kommen lokale Symptome, bei denen es darauf ankommt, wo im Körper der Krebs sich befindet. Leukämien äußern sich etwa durch Knochenschmerzen, wenn das Knochenmark angegriffen wird, Hirntumore können etwa zu Lähmungen führen, Retinoblastome zu Sehstörungen.
Je weiter fortgeschritten die Erkrankung, desto mehr Hinweise gibt es auf den Ort und die Art des Tumors. "Die Diagnose ist dann meist leicht zu stellen", so Thorsten Simon, "aber für die Behandlung ist es natürlich besser, wenn es gar nicht erst in ein solches Stadium kommt."
Artikel Abschnitt: Wie wichtig ist die Krebsvorsorge?
Wie wichtig ist die Krebsvorsorge?
"In Deutschland haben wir aber beispielsweise mit den U-Untersuchungen eine recht gute allgemeine Vorsorgestruktur für Kinder", sagt Thorsten Simon. "Da werden auch mal Auffälligkeiten bemerkt, bevor das Kind deutliche Symptome hat." Außerdem seien die Eltern in der heutigen Zeit sehr sensibel dafür, wie es ihren Kindern geht. In manchen Fällen dagegen schreitet die Krankheit so schnell voran, dass eine Vorsorge gar keine Chance hätte.
Die HPV-Impfung ist zur Vorsorge empfohlen
Eine Ausnahme bei der Vorsorge schon im Kindesalter ist die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV), die meist beim Sex von Mensch zu Mensch übertragen werden und die Entstehung verschiedener Krebsarten begünstigen – vor allem, aber nicht nur, Gebärmutterhalskrebs.
Zur Vorsorge empfehlen die Ständige Impfkommission (STIKO) der Bundesregierung und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), sowohl Mädchen als auch Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren zu impfen.
Mehr zum Thema HPV-Impfungen findet ihr hier.
Regelmäßige ärztliche Untersuchungen
Junge Frauen ab 20 Jahren sollten außerdem jährlich zur Untersuchung zu einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt, um Krebserkrankungen der Geschlechtsorgane vorzubeugen. Ab 30 sollte auch die Brust jährlich untersucht und zwischendurch selbstständig abgetastet werden.
Erst ab 35 Jahren geht es um die Früherkennung von Hautkrebs für Frauen und Männer, weitere Untersuchungen kommen dann ab 45–50 Jahren dazu, wie etwa bei Männern die Prostatakrebsvorsorge ab 45 Jahren.
Wie gut die Früherkennung bei Hautkrebs ist, liest du hier.
Und wie die Früherkennung bei Darmkrebs funktioniert, liest du hier.
Artikel Abschnitt: Welche Risikofaktoren für eine Krebsentstehung gibt es bei jungen Menschen?
Welche Risikofaktoren für eine Krebsentstehung gibt es bei jungen Menschen?
Es kommt auch auf den Lebensstil an
All das spielt erst eine Rolle, wenn diese Risikofaktoren Zeit hatten, die Zellen zu verändern und in Krebszellen zu verwandeln. Dabei ist der Übergang von Kindern zu Jugendlichen zu jungen und dann älteren Erwachsenen wieder fließend und es kommt sehr auf den individuellen Lebensstil an. Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, dass es sinnvoll ist, schon im jungen Alter die Risikofaktoren zu meiden - damit das Risiko einer Krebserkrankung später kleiner ist.
Teilweise genetische Vorbelastungen
Was bei Kindern und Jugendlichen die Erkrankung auslöst, ist in den meisten Fällen noch unbekannt. Zum Teil sind es wohl genetische Vorbelastungen. Das bedeutet etwa, dass es Mutationen in bestimmten Genen gibt, vor allem in solchen, die eine Tumorentwicklung eigentlich unterdrücken sollten (Tumorsuppressorgene).
Es gibt nicht die eine Mutation
Dabei gibt es nicht die eine Mutation oder das eine Gen: Vermutlich wirken bei der Entstehung von Krebs mehrere genetische Veränderungen zusammen. Möglicherweise bilden sich einige Krebsarten auch aus, wenn das Immunsystem nicht ausreichend ausgereift ist – das ist allerdings bisher eher Theorie als nachgewiesene Tatsache.
Umweltfaktoren spielen bei Kindern eine geringere Rolle
Von außen kommende Ursachen erklären wahrscheinlich weniger als ein Zehntel der Kinderkrebserkrankungen. Das kann etwa eine vorangegangene Chemotherapie sein oder auch ionisierende Strahlungen. Als Faktoren kommen zudem Luftverschmutzung, Pestizide oder andere Chemikalien infrage, jedoch gibt es dafür bisher keine handfesten Beweise.
Manche Kinder haben ein höheres Krebsrisiko
Beobachtungen zeigen zudem, dass manche Kinder ein höheres Krebsrisiko haben, auch wenn die Risikofaktoren nicht die Ursache erklären. So sind Jungen insgesamt offenbar gefährdeter als Mädchen – der Grund ist bisher unklar.
Das Alter spielt eine Rolle
Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle. Das Risiko ist bei Säuglingen am höchsten, da es hier zu embryonalen Tumoren kommen kann. Danach sinkt die Inzidenz, ist etwa zwischen sieben und zehn Jahren am niedrigsten und steigt in der Pubertät wieder an.
Artikel Abschnitt: Wird Krebs bei jungen Menschen anders behandelt als bei älteren?
Wird Krebs bei jungen Menschen anders behandelt als bei älteren?
Kinder werden anders behandelt als Erwachsene
Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen, erklärt Thorsten Simon: "Kinder sind meist vom Tumor abgesehen sehr gesund, haben keine Herzerkrankungen oder Typ-2-Diabetes. Sie vertragen die Therapien häufig mit weniger Komplikationen und heilen schneller." Das bedeutet, dass die Krebstherapien bei Kindern oft intensiver sein können als bei Erwachsenen – natürlich mit einer Dosierung entsprechend der Körpergröße.
Verschiedene Behandlungsoptionen werden kombiniert
"Unsere Therapieschemata sind komplexer als bei der Erwachsenentherapie", so Simon, "mit bis zu fünf Medikamenten über den Tag verteilt." Bei diesen multimodalen Therapien kombinieren die Ärzte und Ärztinnen (oft im Team) verschiedene Behandlungsoptionen, damit für jedes Kind und jede:n Jugendliche:n die beste Therapie herauskommt – mit dem Ziel, eine möglichst schnelle Heilung mit möglichst wenigen Nebenwirkungen zu erreichen.
Mit dem Alter sinkt die Heilungsfähigkeit
Schon bei älteren Jugendlichen machen sich eine geringere Heilungsfähigkeit und ein schwerfälligerer Stoffwechsel bemerkbar, sagt Thorsten Simon. Dann muss die Therapie entsprechend an die Bedürfnisse angepasst werden.
Um die Behandlungen immer weiter zu verbessern, gibt es außerdem sogenannte Therapieoptimierungsstudien, an denen die jungen Patient:innen oft teilnehmen. Dabei werden keine neuen Medikamente ausprobiert, dafür sind andere klinische Studien zuständig. Bei der Therapieoptimierung geht es vielmehr darum, bereits anerkannte Methoden zu verbessern, etwa Dosierungen oder die Häufigkeit einer Behandlung anzupassen.
Wie teuer dürfen Krebsmedikamente sein? Dazu liest du hier mehr.
Artikel Abschnitt: Wie gut sind die Heilungschancen bei Kindern und Jugendlichen?
Wie gut sind die Heilungschancen bei Kindern und Jugendlichen?
Mittlerweile gelingt das bei 87 Prozent der Mädchen und 86 Prozent der Jungen, wobei die genauen Zahlen von der Art der Krebserkrankung abhängen.
Etwa 80 Prozent werden geheilt
Besonders hoch sind die Chancen etwa bei einem sogenannten Hodgkin-Lymphom (Lymphdrüsenkrebs), mit einer Überlebensrate von 97 bis 98 Prozent nach 15 Jahren.
Vollständig geheilt werden heutzutage ungefähr 80 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit einer bösartigen Krebserkrankung.
Auch junge Erwachsene haben gute Überlebenschancen
Bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 39 Jahren sind nicht ganz so handfeste Daten verfügbar wie bei Kindern und Jugendlichen. Sicher ist aber, dass auch hier die Überlebenschancen sehr gut stehen. Insgesamt betrachtet leben fünf Jahre nach der Diagnose noch 94 Prozent der Patient:innen, für verschiedene Krebsarten variieren die Zahlen leicht.
Selbst viele Jahre später bleiben die Überlebensraten ähnlich, das heißt, ältere Menschen, die früher Krebs hatten, sterben in der Regel mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie ältere Menschen, die bisher keinen Krebs hatten.
Allerdings steigt bei Leukämien, Hodgkin-Lymphomen und Tumoren des zentralen Nervensystems (also den drei häufigsten Krebserkrankungen im Kindesalter) die Sterblichkeit nach 20 bis 25 Jahren leicht an. Menschen, die als Kinder diese Krebsarten hatten, haben also, anders als bei den meisten Krebsarten, nach 20 bis 25 Jahren durchaus eine höhere Sterbewahrscheinlichkeit als Gleichaltrige ohne frühere Krebserkrankung.
Wann wir endlich keinen Menschen mehr an Krebs verlieren, liest du hier.
Artikel Abschnitt: Kann der Krebs zurückkommen?
Kann der Krebs zurückkommen?
Das Risiko für einzelne Patient:innen kann variieren
Das Risiko für den einzelnen Patienten oder die einzelne Patientin genau zu bestimmen, ist sehr schwierig, denn es hängt von vielen Faktoren ab. Beispielsweise von der Krebsart der ersten Erkrankung, wie weit fortgeschritten der erste Krebs war und wann und wie er behandelt wurde.
Das Alter scheint entscheidend zu sein
Eine amerikanische Studie errechnete, dass bei 18,4 Prozent der Krebsdiagnosen bereits vorher schon mindestens einmal eine Krebserkrankung vorlag. Das Alter war dabei allerdings entscheidend: Bei Menschen über 65 Jahren waren etwa ein Viertel der neuen Krebsdiagnosen Rezidive, bei jungen Erwachsenen etwa elf Prozent.
Schlüsselten die Forschenden das Rezidiv-Vorkommen nach Krebsarten und Alter auf, ergab sich eine sehr breite Wahrscheinlichkeitsspanne: Je nach Art bekamen 3,5 bis 36,9 Prozent der Krebsüberlebenden ein Rezidiv. Um das eigene Risiko einschätzen zu können, muss man also möglichst alle Faktoren einbeziehen.
Mit Zeit wird ein Rückfall unwahrscheinlicher
Zwar wird ein Rückfall mit der Zeit unwahrscheinlicher, dennoch gibt es auch späte Rezidive. Gerade deshalb ist es wichtig, nach der ursprünglichen Therapie regelmäßig zu Nachsorgeuntersuchungen zu gehen.
Artikel Abschnitt: Krebsüberlebende: Was ist nach der Krankheit wichtig?
Krebsüberlebende: Was ist nach der Krankheit wichtig?
Viele haben auch nach Heilung Gesundheitsprobleme
Vollständig gesund fühlen sich viele nach der Heilung tatsächlich nicht. Mehr als die Hälfte hat weiterhin Gesundheitsprobleme, nur etwas weniger auch nichtmedizinische Probleme.
Zu körperlichen Langzeitfolgen gehören etwa Fatigue (körperliche, emotionale und/oder geistige Erschöpfung), Schlafstörungen, Schwerhörigkeit, Hormonausfälle, Nerven- und verschiedene andere Schmerzen.
Auf die Psyche wirken große Umstellungen im Alltag oder die Angst vor einer erneuten Erkrankung. Selbst die Nachsorgeuntersuchungen können daher für manche Krebsüberlebenden viel Stress bedeuten – denn möglicherweise findet sich doch wieder etwas?
Bei Kindern kann die Pubertät verzögert sein
Bei Kindern kommen zudem noch andere Aspekte hinzu: Das Größenwachstum kann verändert, die Pubertät verzögert sein. Teils kommt es zu Einschränkungen von verschiedenen Organen oder Unfruchtbarkeit.
Unterstützung suchen
Um mit all diesen Möglichkeiten umzugehen und wieder in ein relativ normales Leben zu finden, gibt es viele Angebote. Bereits während der Behandlung in der Klinik unterstützen psychosoziale Teams die Familien, begleiten sie psychologisch und mit Therapieangeboten (wie Kunst- und Sporttherapie).
Genauso bieten sie Hilfe bei sozialen Fragen, wie etwa, ob Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis besteht und welche Art von finanzieller Unterstützung die Familien beantragen können. So sind die Familien auch für eine Zeit nach der Therapie möglichst gut aufgestellt.
Reha- und ähnliche Angebote
Der Schritt aus der Klinik in den Alltag ist oft nicht einfach, schließlich haben die Familien eine lange Zeit in einer Ausnahmesituation verbracht. "Ein ganz wichtiger Bestandteil nach Ende der onkologischen Behandlung ist deshalb das Angebot einer vierwöchigen Familien-Reha", sagt Kim Alice Schouten, Psychologin des psychosozialen Teams am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) und am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).
Dabei werden auch die Geschwister einbezogen. Ältere Jugendliche und junge Erwachsene können ohne die restliche Familie eine Reha machen, bei der sie sich mit Gleichaltrigen austauschen.
Dazu kommen Angebote der Deutschen Kinderkrebsstiftung – wie das Waldpiraten-Camp in Heidelberg, wo viele Aktivitäten für betroffene Kinder und für Geschwister, die häufig während der Therapie zurückstecken müssen, stattfinden. Hier gibt es zudem Seminare, etwa für Familien oder auch für "junge Leute", ehemalige Krebspatient:innen über 27 Jahre.
Bewegung als Medizin
Es gibt Hinweise darauf, dass Sport den Krebsüberlebenden guttun kann, sagt Jan-Henning Klusmann. Studien dazu legen den Fokus allerdings bisher eher auf die Machbarkeit: Setzen die ehemaligen Patient:innen Sportprogramme auch um? Lassen sie sich in den Alltag integrieren?
Seltener geht es um die Frage, ob und wie sehr die körperliche Aktivität das Wohlbefinden wirklich beeinflusst. Je nach Studiendesign können die Methoden zudem variieren und entsprechend lassen sich verschiedene Ergebnisse nicht gut vergleichen.
So verglichen Forschende 2022 neun Untersuchungen zu Sportinterventionen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die eine Krebserkrankung überstanden hatten. Nur zwei dieser Studien befassten sich mit jungen Erwachsenen, und die sportlichen Aktivitäten gingen teils nur eine Woche, andere dauerten sechs Monate.
Insgesamt hatte Sport meist positive Effekte
Da ist es nicht erstaunlich, dass nicht alle das gleiche Bild zeigen. Insgesamt hatte der Sport aber meist dennoch positive Effekte und niemals negative. Wer allerdings nach einer Krebserkrankung über körperliche Betätigung nachdenkt, sollte das auf jeden Fall mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen.
Artikel Abschnitt: Was, wenn eine Heilung nicht möglich ist?
Was, wenn eine Heilung nicht möglich ist?
Dazu kommen die körperlichen Leiden. "Bis zur letzten Minute müssen wir dafür sorgen, dass die Symptome so gut wie möglich beherrscht sind." Da gibt es verschiedenste Beschwerden, wie etwa Erschöpfung, Schmerzen, verminderte Mobilität und Appetitlosigkeit.
Palliativversorgung
Kann die Therapie nichts mehr gegen den Krebs ausrichten, geht es um die Palliativversorgung – wobei das nicht unbedingt bedeutet, dass die Patient:innen bald sterben werden. Das Ziel ist es, körperliche und seelische Beschwerden so gut wie möglich zu versorgen und damit die Lebensqualität der Kinder zu optimieren.
Die Behandlung der Erkrankung steht in der Regel dann nicht mehr im Fokus. Bei der Palliativversorgung geht es zudem um eine umfassende Versorgung der ganzen Familie, in der besonders auf die Wünsche der Patient:innen eingegangen wird. Das schließt auch etwa soziale und spirituelle Fragen ein.
Wie lange so eine palliative Behandlung dauert, ist sehr unterschiedlich. Bluttransfusionen, Chemotherapie, Bestrahlung oder Operationen können manchmal das Leben verlängern, auch wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist. Es kann auch sinnvoll sein, bereits dieses Behandlungsstadium palliativ zu begleiten, um die Lebensqualität zu verbessern und teils die Überlebenszeit zu verlängern.
Je nach Therapie und den Umständen in der Familie kann die Palliativversorgung zu Hause oder in der Klinik stattfinden. Auch Hospize können das richtige Umfeld für die Sterbebegleitung bieten und kümmern sich ebenfalls um die betroffenen Familien.
Psychosoziale Begleitung ist wichtig
Auch psychosoziale Begleitung ist für die Familien in diesen Momenten eine Unterstützung. Schon für organisatorische Fragen – Krankschreibungen für die Eltern, der Einbau eines Treppenlifts, die Organisation der Pflege. Ganz wichtig, sagt Thorsten Simon: "Wir lassen niemanden allein, auch wenn es emotional schwer ist."
Dabei wachsen die Familien und vor allem die Patient:innen in Simons Erfahrung oft in diesen Situationen über sich hinaus und gehen unglaublich souverän mit ihrer Lage um.
Kulturelle Werte berücksichtigen
Wichtig ist es auch, die kulturellen Werte der Familien einzubeziehen, betont eine Übersichtsstudie zur Sterbebegleitung bei 16- bis 24-Jährigen. Das ist wichtig, da sich die Überzeugungen und Einstellungen im Hinblick auf medizinische Behandlungen und auf den Tod kulturell stark unterscheiden können.
Manche Familien möchten beispielsweise nicht, dass das Kind von seiner Prognose erfährt, oder es soll keine Medizin verabreicht werden, welche die Wahrnehmung beeinflusst. Solche Fragen einzubeziehen, ist eine Voraussetzung für eine sensible und individuelle Begleitung.
Außerdem müssen die Prognose sowie die Behandlungsziele den Familien verständlich erklärt werden, um etwa falsche Erwartungen zu vermeiden. Multidisziplinäre Teams sind am besten darauf ausgelegt, die Patient:innen auf dem Weg zu begleiten und auf die Wünsche der Betroffenen und ihrer Familien einzugehen.
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