Artikel Kopfzeile:
Todesfälle
Wie viele Menschen sterben an Corona?
Gibt es durch Corona wirklich mehr Tote als sonst? Manche behaupten: nein. Was die Daten zeigen – und was nicht.
Sprungmarken des Artikels:
Artikel Abschnitt: Wie viele Menschen sterben an Corona – und wie viele mit?
Wie viele Menschen sterben an Corona – und wie viele mit?
Über die Zahl der Todesfälle wird gestritten
Einige Menschen sind bereits sterbenskrank, das Immunsystem ist geschwächt und sie wären mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch ohne eine Infektion mit dem Coronavirus verstorben. Wichtig zu wissen ist aber, wie groß deren Anteil ist.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Der größte Teil stirbt "an" Covid-19
Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie hat im Jahr 2020 Untersuchungen an 154 Verstorbenen durchgeführt, die zuvor an Covid-19 erkrankt waren. Das Ergebnis:
- 86 Prozent dieser Todesfälle waren wesentlich oder alleinig auf die direkten Folgen der Infektion zurückzuführen
- Häufigste Ursache waren Schäden am Lungengewebe (37 Prozent), auch mit zusätzlichen Folgen für die Bronchien (15 Prozent)
- Wichtige Organbefunde waren Mikrothromben (20 Prozent) und Thrombosen (19 Prozent)
- Häufigste Vorerkrankungen waren kardiovaskuläre Probleme (43 Prozent) und Lungenerkrankungen (16 Prozent)
Die Schäden durch Covid-19 führen demnach zu Beschwerden, die tödlich sind. So sterben die Infizierten dann etwa an Infarkten, die durch die Infektion ausgelöst wurden – und zum Großteil nicht durch die Vorerkrankung. Das bestätigen auch vergleichbare Untersuchungen aus anderen Ländern.
Zuvor hieß es oftmals, die Covid-Toten seien Menschen, die "sowieso" bald verstorben wären. Dem widerspricht diese Analyse der pathologischen Gesellschaft klar. Die Pathologen sprechen im Schnitt von einer verlorenen Lebenszeit von zehn Jahren.
Auswertung der Totenscheine
Die Todesursachenstatistik des Bundesamtes für Statistik bestätigt diesen Befund: Bei den Corona-Todesfällen für das Jahr 2020 wurde bei 83 Prozent der Fälle Corona als hauptsächliche Ursache angegeben. Bei den restlichen 17 Prozent habe Corona demnach als "Begleiterkrankung zum Tod beigetragen".
Für diese amtliche Statistik werden die Totenscheine ausgewertet, die von den leichenschauenden Ärzten ausgestellt wurden.
Artikel Abschnitt: Was beeinflusst die Sterblichkeit?
Was beeinflusst die Sterblichkeit?
Unterschiedliche Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob die Krankheit mit höherer Wahrscheinlichkeit schwer verläuft oder sogar tödlich endet.
1. Alter
Das Risiko, an Covid-19 zu sterben, steigt mit dem Alter stark an. Das zeigt sich etwa in den Todeszahlen aller Personen in einer Altersgruppe, die positiv auf das Virus getestet wurden (CFR: Case Fatality Ratio).
Genauer ist der Wert, der die Sterblichkeit unter allen Infizierten angibt: die Infektionssterblichkeit, die Infection Fatality Rate (IFR). Da aber ja nicht alle Infizierten auch getestet werden, lässt sich die Dunkelziffer nur über repräsentative Antikörper-Studien erahnen. Die internationalen Berechnungen, die diese Sterblichkeit pro Altersgruppe errechnet haben, kommen auf ähnliche Größenordnungen wie die der Fallsterblichkeit.
Es zeigt sich: Alle 20 Lebensjahre verzehnfacht sich das Risiko, an einer Covid-Infektion zu sterben. Ein 60-Jähriger hat damit ein 100-fach höheres Risiko als ein 20-Jähriger.
2. Unterbringung
Ein Großteil der Todesfälle geht in Deutschland und den meisten anderen Ländern auf Menschen in Altersheimen zurück. Dort haben Ausbrüche zu überdurchschnittlich vielen Todesfällen geführt. In Deutschland sind in den ersten beiden Wellen mehr als ein Drittel der Todesfälle auf Personen aus Altersheimen zurückzuführen.
Wie viele Menschen in Altersheimen an Corona gestorben sind, erfährst du hier.
3. Vorerkrankungen
Gewisse Vorerkrankungen erhöhen das Risiko, einen schweren Verlauf zu erleiden und im Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Diabetes und Übergewicht können das Risiko einer Hospitalisierung etwa verdoppeln, bei einer Herzschwäche ist es 2,5-fach erhöht.
Das Sterberisiko steigt bei den meisten Vorerkrankungen um bis zu 87 Prozent. Bei Demenz und Organtransplantationen ist das Sterberisiko noch deutlich höher: Bei Demenz doppelt so hoch, bei Organtransplantationen vierfach erhöht.
4. Geschlecht
Männer haben statistisch ein höheres Risiko, an Covid-19 zu sterben – im Vergleich zu Frauen auch schon in jüngeren Altersgruppen. Dafür gibt es mehrere (potentielle) Gründe: Männer sind etwa häufiger berufstätig und arbeiten häufiger in Berufen mit Präsenzpflicht, wo eine Ansteckung wahrscheinlicher ist. Auch gelten Männer meist als risikobereiter, sie halten sich demnach womöglich weniger als Hygienemaßnahmen und seltener an Kontaktbeschränkungen.
Doch es gibt auch medizinische oder immunologische Gründe, die für mehr schwere und tödliche Krankheitsverläufe bei Männern sprechen.
- Männer haben womöglich mehr von den speziellen Zellrezeptoren ACE-2, über die das Coronavirus in die menschlichen Zellen eindringt.
- Schwer erkrankte Männer zeigen häufiger Antikörper gegen Interferone, also körpereigene Proteine, die eine antivirale Wirkung haben und so eigentlich bei der Bekämpfung des Coronavirus helfen könnten.
- Auch der Hormonhaushalt könnte eine Rolle zu spielen. In einer bislang nicht begutachteten Studie hat man männlichen Krankenhauspatienten das weibliche Hormon Östrogen verabreicht. Die Patienten hatten anschließend einen besseren Krankheitsverlauf. Eine mögliche Erklärung liegt darin, dass das Östrogen Östradiol die Bildung bestimmter Immunzellen verringert, die bei Covid-19 zu einer Überreaktion der Immunabwehr führen.
5. Sozialer Status
Menschen mit geringem sozialem Status haben ein höheres Risiko, sich zu infizieren und sind nach bisherigen Analysen auch häufiger an Covid-19 gestorben. Im Dezember und Januar lag die Sterblichkeit für Menschen in sozial benachteiligten Gebieten um 50 bis 70 Prozent höher, schreibt das Robert Koch-Institut.
Die Gründe? Geringerer Verdienst, Berufe mit mehr Arbeitskontakt und Virusexposition und beengte Wohnverhältnisse oder größere Familien mit mehreren Generationen. Diese Korrelation kann aber auch mit einigen der anderen Risikofaktoren einhergehen, weil geringes Einkommen mit einer ungesünderen Lebensweise und Übergewicht korreliert.
Artikel Abschnitt: Sterben wirklich mehr Menschen als sonst?
Sterben wirklich mehr Menschen als sonst?
Weitere Angaben zum Artikel:
Übersterblichkeit
Sterben beispielsweise durch eine heftige Grippesaison oder aber auch durch Katastrophen oder Kriege in diesem Zeitraum besonders viele Menschen, lässt sich das dort ablesen.
Artikel Abschnitt:
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Klarer Zusammenhang mit Infektionswellen
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Zeitweise auch Untersterblichkeit
Schon während der ersten zwei Infektionswellen sind in Deutschland überdurchschnittlich viele Menschen gestorben. Viele davon lassen sich auf Todesfälle in Altersheimen zurückführen.
Aber: Es gab auch gegensätzliche Effekte. In Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gab es zu Beginn der Pandemie sogar weniger Tote als sonst. Experten vermuten, dass durch Einschränkungen des öffentlichen Lebens weniger Menschen durch Verkehrsunfälle, Morde und Gewaltverbrechen ums Leben gekommen sind.
Im Februar und März 2021 sind ebenfalls weniger Menschen gestorben als in den Vorjahren. Das kann zum einen daran liegen, dass die Infektionszahlen nach und nach gesunken sind und dass immer mehr Menschen aus den Risikogruppen geimpft sind. Ein weiterer Grund sind die ausgebliebenen Grippewellen, die normalerweise in dieser Jahreszeit für viele Tote sorgen. Wegen der Hygienemaßnamen und Kontaktbeschränkungen blieben sie weitestgehend aus.
Demografie und Hitzewelle
Insgesamt liegt die Sterblichkeit 2021 aber deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre, vor allem im April während der dritten Welle. Laut statistischem Bundesamt sei die Übersterblichkeit, die fast das gesamte Jahr über zu beobachten war, aber nur teilweise auf Corona zurückzuführen – ein Grund seien beispielsweise auch Hitzewellen.
Ein weiterer Grund ist die zunehmende Alterung der Gesellschaft. Die Codag-Arbeitsgruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München rechnet deshalb mit einer Steigerung der Gesamtsterblichkeit von ungefähr zwei Prozent in Deutschland – unabhängig von Corona.
Wie der Klimawandel unsere Gesundheit gefährdet, erfährst du hier.
Starke Unterschiede in den Bundesländern
Innerhalb Deutschlands gibt es große Unterschiede. Bundesländer mit hohen Fallzahlen hatten zeitweise eine deutliche Übersterblichkeit zu verzeichnen.
In der ersten Welle im Frühjahr 2020 etwa sind besonders viele Menschen in Bayern und Baden-Württemberg gestorben. In der zweiten Welle im Winter 20/21 hat es vor allem in Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine stark ausgeprägte Übersterblichkeit gegeben.
Im November 2021 zeigen sich in Sachsen, Thüringen und Bayern bereits die Auswirkungen der vierten Welle. Die Zahl der Toten steigt in diesen Bundesländern deutlich, ist aber niedriger als im Vorjahr während der zweiten Welle.
iframe embed
Artikel Abschnitt:
Die Fallzahlen allein erklären den starken Anstieg nicht
In Peru können laut einer Analyse im Fachmagazin Nature beispielsweise 74 Prozent der überschüssigen Todesfälle nicht durch gemeldete Covid-19-Todesfälle erklärt werden, in den USA sind es 25 Prozent, in Spanien 35 Prozent – eine große Lücke, für die es eine Erklärung braucht. Folgende Thesen gibt es:
- Angst: Die Maßnahmen haben dazu geführt, dass immer weniger gesundheitlich angeschlagene Personen zur Ärztin oder zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen. Sie sterben zu Hause etwa an Herzinfarkten, weil sie medizinisch nicht mehr ausreichend versorgt werden.
- Isolation: Die Maßnahmen führen dazu, dass sich der gesundheitliche Zustand der Menschen derart verschlechtert, dass sie früher sterben.
- Überlastung: Vor allem während der ersten Infektionswelle waren die Gesundheitssysteme vieler Länder überlastet, die Testkapazitäten nicht ausreichend. Infolgedessen sind vermutlich viele Menschen auch außerhalb der Krankenhäuser gestorben und wurden auch nie auf das Coronavirus getestet.
Diese Punkte können auch für Deutschland zutreffen. Das RKI geht davon aus, dass es noch weit mehr Covid-Tote gibt, die allerdings nicht als solche erkannt werden. Die Codag-Arbeitsgruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München geht ebenfalls davon aus und rechnet immer dann mit vielen nicht erfassten Corona-Toten, wenn viele Fälle auftreten.
Artikel Abschnitt: Wieso steigen die Todeszahlen immer erst verzögert?
Wieso steigen die Todeszahlen immer erst verzögert?
Kritiker argumentierten zu Beginn einer Infektionswelle oft, ohne Übersterblichkeit und mit wenigen Patienten auf den Intensivstationen gäbe es doch noch keinen Grund für Kontaktbeschränkungen. Was sie nicht berücksichtigten: Patienten mit einem schweren Verlauf sterben im Schnitt erst etwa drei Wochen nach Beginn der Symptome, wie verschiedene Studien belegen konnten. Daher steigen erst nach einigen Wochen die Todeszahlen.
Andersherum steigt die Zahl der Intensivpatienten und der Toten aber auch weiter, wenn die Infektionszahlen durch Interventionen schon wieder sinken. Daher ist es wichtig, früh gegenzusteuern, bevor Intensivpatienten und Todeszahlen stark steigen.
Wie die Situation auf den Intensivstationen ist, erfährst du hier.
Meldeverzug
In den täglichen Meldungen des RKI wird die Zahl der Corona-Toten nach Meldedatum erfasst, also erst dann, wenn der Tod einer Person gemeldet worden ist. Das geschieht manchmal erst einige Tage nach dem Tod – also dem Sterbedatum.
Das Resultat: Wie bei positiven Tests ist auch bei den Todesfällen ein Meldeverzug erkennbar.
Über den/die AutorIn:
Über den/die AutorIn:
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Studie von 2020, anderer Corona-Variante und daher nicht aussagekräftig für heutige „Coronatote“. Augenwischerei!
Hallo Philipp, der Artikel ist im April 2021 entstanden – da ist eine Studie aus 2020 sehr aktuell. Aber wir verstehen das mal als Wunsch, den Artikel zu aktualisieren – ist notiert!
Danke, einfach danke!
Allgemeine Kritik an der zu unkritischen Haltung der Quarksautoren und Präsentanten! Es ist immer toll, wenn man Berichte, Veröffentlichungen von anderen zitieren kann. Sie sind nicht auf dem eigenen Mist gewachsen. Durch Zitieren erhalten sie einen Hauch von Seriösität, möglicherweise schon Wissenschaftlichkeit. Aus der Vielzahl der Veröffentlichungen, die alle in… Weiterlesen »
Wodurch wird denn ausgeschlossen, dass die Übesterblichkeit 2021 nicht durch Impffolgen begründet ist? Gibt es Untersuchungen über die Sterbeursachen? Als Folgen der Impfungen werden von Kriitkern immer wieder Mykoarditis, Thrombosen oder ADE postuliert. Wenn diese häufiger auftraten, dann könnte das ein Hinweis sein, dass es sich um Folgen der Impfung… Weiterlesen »
Das wird durch die Sicherheitsanalysen der Gesundheitsbehörden ausgeschlossen. Es gibt weder laut RKI/PEI (Deutschland) noch laut EMA (EU) noch laut CDC (USA), drei der größten und meistbeachteten Gesundheitsbehörden weltweit, Hinweise darauf, dass es durch die Impfung überhaupt bzw. zu ähnlich vielen Todesfällen käme, wie durch die Krankheit Covid-19! Die Impfungen… Weiterlesen »
Hier Infos zu den Impfstoffen und deren Sicherheit/Wirksamkeit, Quellen in der Liste darunter, wie immer: https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/wie-gut-schuetzen-die-corona-impfstoffe/
was für eine merkwürdige vermutung wohl ein Imfgegner?
Ein Durchschnittswert von mehreren Jahren fällt immer glatter und meist niedriger aus. Ein Auszug aus einem Jahr wird immer zackiger und ausgeprägter aussehen und kann stärkere Schwankungen sowohl nach unten als auch nach oben aufweisen. Das kann man auch sehr gut in diesen Diagrammen erkennen. Hier müsste jedes Jahr gesondert… Weiterlesen »
„Hier müsste jedes Jahr gesondert in einer Kurve dargestellt werden. Sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen.“ „Könnte man das bitte der Übersichtlichkeit halber noch korrigieren? Ich Danke Ihnen.“ Diese Bitte ist ein nutzloses Unterfangen. Quarks wird bereits seit anderthalb Jahren darauf hingewiesen, dass die Darstellung der Zahlen ungenügend und damit… Weiterlesen »