Artikel Kopfzeile:
Impfung gegen Covid-19
Corona: Wie sicher ist der Impfstoff?
Neue Impftechnik, im Rekordtempo zugelassen: Kann der Corona-Impfstoff sicher sein, wenn alles so schnell ging? Und wie verändert er die Pandemie? Die Fakten.
Sprungmarken des Artikels:
Inhalt
- Welche Impfstoffe gibt es?
- Wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?
- Wie funktionieren Vektorimpfstoffe?
- Wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe?
- Wie lange hält der Impfschutz?
- Kann der Impfstoff sicher sein, wenn er so schnell entwickelt wurde?
- Was bedeuten Notfall- oder bedingte Zulassung?
- Welche Nebenwirkungen kann es geben?
- Wie sind Todesfälle nach der Impfung zu bewerten?
- Sind mRNA-Impfungen für das Erbgut gefährlich?
- Was ist in den Impfungen enthalten?
- Wer sollte sich nicht impfen lassen?
- Können wir nach der Impfung auf Masken und Abstand verzichten?
- Welche Impfstoffe gibt es?
- Wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?
- Wie funktionieren Vektorimpfstoffe?
- Wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe?
- Wie lange hält der Impfschutz?
- Kann der Impfstoff sicher sein, wenn er so schnell entwickelt wurde?
- Was bedeuten Notfall- oder bedingte Zulassung?
- Welche Nebenwirkungen kann es geben?
- Wie sind Todesfälle nach der Impfung zu bewerten?
- Sind mRNA-Impfungen für das Erbgut gefährlich?
- Was ist in den Impfungen enthalten?
- Wer sollte sich nicht impfen lassen?
- Können wir nach der Impfung auf Masken und Abstand verzichten?
Artikel Abschnitt: Welche Impfstoffe gibt es?
Welche Impfstoffe gibt es?
Grundsätzlich gibt es zwei Impfstoffgruppen: Lebend- und Totimpfungen. Darunter gibt es aber weitere Unterscheidungen, zum Beispiel kann man abgeschwächte oder inaktivierte Viren verabreichen oder aber nur noch einzelne Virusreste oder Bestandteile.
Das Ziel bleibt dasselbe: Impfungen sollen das Immunsystem auf einen späteren Kontakt mit einem Krankheitserreger vorbereiten, damit er keine Infektion oder Erkrankung mehr auslöst. Auf ein Antigen, einen Teil des Erregers, werden dann etwa passende Antikörper vom Immunsystem hergestellt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet derzeit mehr als 200 verschiedene Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 auf – Tendenz weiterhin steigend. Bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs setzen Hersteller vor allem auf neue Methoden – wie die sogenannte mRNA-Impfung oder Vektorimpfstoffe.
Impfstoff: Diese Kandidaten gegen SARS-CoV-2 gibt es:
mRNA-Impfstoffe
- BNT162b2: BioNTech & Pfizer, Deutschland und USA
- mRNA-1273: Moderna, USA
- CVnCoV: CureVac, Deutschland
Vektorimpfstoffe
- Oxford ChAdOx1-S: AstraZeneca & Universität Oxford, England
- Ad26.COV2.S: Janssen/Johnson & Johnson, Belgien und USA
- Sputnik V: Gamaleya-Institut, Russland
- Vector: Vector-Forschungszentrum, Russland
- Ad5-nCoV: CanSino, China
- MVA-SARS-2-S: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung & IDT Biologika, Deutschland
- WIBP vaccine: Wuhan Institute of Biological Products & Sinopharm, China
- Sinovac CoronaVac: Sinovac, China
Herkömmliche und andere Impfstofftypen
- BBIBP-CorV: Beijing Institute of Biological Products & Sinopharm, China (inaktiviert)
- Covaxin: Bharat Biotech, Indien (inaktiviert)
- NVX-CoV2373: Novavax, USA (proteinbasiert)
Aber schauen wir uns diese Impfstofftypen und deren Besonderheiten mal genauer an.
Artikel Abschnitt: Wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?
Wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?
Bei mRNA-Impfstoffen wird lediglich der Bauplan für ein Merkmal des Virus verabreicht – eins, an dem unser Immunsystem das Virus gut erkennen kann: das Spike-Protein. Dieses Protein sitzt auf der Oberfläche des Coronavirus und dient dazu, in die menschliche Zelle einzudringen. Der Körper stellt also vor allem selbst seinen eigenen Impfstoff her, mit der er dann sein Immunsystem vorbereitet.
Ganz konkret: Als Bauplan dient die sogenannte virale messenger RNA (mRNA). Das ist im Grunde Viruserbgut, das die Informationen für die Bestandteile des tatsächlichen Virus trägt. Die mRNA dieses Virusbestandteils ist harmlos.
Mithilfe der mRNA stellt der Körper das auffällige Spike-Protein des Virus selbst her. Das Immunsystem erkennt das Protein und stellt Immunzellen her, die es bekämpfen können – auch später, wenn es bei einer tatsächlichen Virusinfektion in den Körper eindringt.
So funktioniert ein mRNA-Impfstoff im Detail
- Die Impfung wird – wie üblich – in den Oberarmmuskel injiziert.
- Der mRNA-Bauplan für das Spike-Protein ist in eine Schicht aus Fettsäuren eingehüllt, da die mRNA ansonsten schnell abgebaut oder zerstört würde. Dank der Fettsäureschicht (Lipidlayer) wird sie von den menschlichen Zellen aufgenommen.
- Dort entlässt sie die mRNA ins Zellplasma.
- Sie wird von Ribosomen abgelesen – genauso wie auch unsere eigene mRNA, die unser Körper jederzeit nutzt, um Proteine herzustellen. Anhand der RNA-Sequenz bauen die Ribosomen dann das Spike-Protein zusammen.
- Die Spike-Proteine werden aus der Zelle geschleust.
- Dort stoßen sie auf sogenannte Dendritische Zellen. Das sind Immunzellen, die darauf spezialisiert sind, Antigene wie das Spike-Protein anderen Immunzellen zu präsentieren.
- Die Spike-Proteine werden präsentiert und das Immunsystem entwickelt Abwehrzellen, die sie unschädlich machen.
Impfstoffe auf mRNA-Basis bieten mehrere Vorteile, insbesondere während einer Pandemie. Sie lassen sich relativ schnell herstellen und es wird nur eine geringe Dosis gebraucht. Grippeimpfstoffe werden jedes Jahr noch in 450–500 Millionen Hühnereiern aufwendig angezüchtet. Darüber gelangen auch mehr Inhaltsstoffe in die Impfung.
Vorteile einer mRNA-Impfung
- lässt sich schnell produzieren
- kein Erkrankungsrisiko, weil nur der Bauplan verabreicht wird
- wenig andere Inhaltsstoffe nötig
Die häufigsten Fragen zu mRNA-Impfstoffen erklären wir weiter unten, nämlich:
Artikel Abschnitt: Wie funktionieren Vektorimpfstoffe?
Wie funktionieren Vektorimpfstoffe?
Die meisten der derzeitigen Impfstoffkandidaten setzen auf Adenoviren (Ad26 oder Ad5). Das sind Erkältungsviren aus Schimpansen, die beim Menschen keine Erkrankung auslösen. Projekte aus Deutschland setzen darüber hinaus auch auf ungefährliche und entschärfte Masern- oder Pockenviren.
Im Grunde übernehmen sie die Funktion, die die Lipidschicht bei mRNA-Impfungen hat: Sie dienen als Träger, um den Impfstoff in die Zelle zu bringen. Das kann dann entweder das Spike-Protein als Ganzes oder aber wieder eine Art Bauplan sein.
So funktioniert eine Vektorimpfung im Detail
Der Vektorimpfstoff ChAdOx1-S der Firma AstraZeneca etwa enthält DNA im Gegensatz zu mRNA. Der Ablauf ist im Grunde ähnlich, benötigt aber weitere Schritte:
- Die Impfung wird – wie üblich – in den Oberarmmuskel injiziert.
- Der DNA-Bauplan für das Spike-Protein ist im Transporter-Virus (Vektor) eingeschlossen. Das Vektorvirus dringt in die menschliche Zelle ein.
- Dort entlässt sie die DNA ins Zellplasma.
- Die DNA wandert in den Zellkern.
- Dort wird die DNA in mRNA umgeschrieben und wieder ins Zellplasma entlassen.
- Sie wird von Ribosomen abgelesen – genauso wie auch unsere eigene mRNA, die unser Körper jederzeit nutzt, um Proteine herzustellen. Anhand der RNA-Sequenz bauen die Ribosomen dann das Spike-Protein zusammen.
- Die Spike-Proteine werden aus der Zelle geschleust.
- Dort stoßen sie auf sogenannte Dendritische Zellen. Das sind Immunzellen, die darauf spezialisiert sind, Antigene wie das Spike-Protein anderen Immunzellen zu präsentieren.
- Die Spike-Proteine werden präsentiert – und das Immunsystem produziert Abwehrzellen, um sie unschädlich zu machen.
Vorteile und Nachteile von Vektorimpfstoffen
Vektorimpfstoffe sind schon länger im Einsatz, etwa gegen das Ebola- oder Denguevirus. Beide Krankheiten sind mit SARS-CoV-2 nicht vergleichbar, aber über die grundsätzlichen Wirkprinzipien der Impftechnik wissen Forschende schon mehr und können das Wissen übertragen.
Beispielsweise gibt es bei Vektorimpfstoffen das Hindernis, dass der Körper sein Immunsystem vor allem gegen das Adenovirus als Fremdling trainiert, das ja eigentlich nur der Transporter für den Impfstoff ist. So aber wird es bei einer weiteren Impfung bekämpft, noch ehe es das Antigen oder den Bauplan in die menschliche Zelle schleusen konnte. Die Immunantwort auf den eigentlichen Erreger wie SARS-CoV-2 fiele dann womöglich geringer aus.
Weitere Angaben zum Artikel:
Was ist mit russischen oder chinesischen Impfstoffen?
Der russische Impfstoff namens Sputnik-V wurde als erster verfügbarer und sicherer Impfstoff angegeben. Zu diesem Zeitpunkt im Sommer lagen jedoch noch keine Phase-III-Daten vor. Diese Studie läuft derzeit. Es widerspricht der gängigen Praxis, ohne die Daten von tausenden Probanden finale Aussagen über die Wirksamkeit oder Sicherheit zu treffen.
Daten zur Wirksamkeit liegen bislang nicht vor oder sind nicht aussagekräftig
Nach den Pressemitteilungen der Pharmaunternehmen BioNTech und Moderna zu ihren mRNA-Impfstoffen, die nach vorläufigen Analysen von einer Schutzwirkung von mehr als 90 Prozent berichteten, wurden ähnlich gute Werte auch für Sputnik-V vermeldet. Da diese aber auf vorläufigen Daten nach nur 20 Infektionen unter 16.000 geimpften Probanden beruhen, sind sie statistisch nicht aussagekräftig. Die Ergebnisse könnten rein zufällig aufgetreten sein.
Zwei der chinesischen Impfstoffe wurden nach dem Sommer bereits mit einer Notfallzulassung für den Einsatz im Militär oder im Gesundheitswesen zugelassen. Die eigentlich notwendigen und üblichen Phase-III-Studien wurden ebenfalls erst danach gestartet. Verlässliche Daten zur Wirksamkeit oder zu Nebenwirkungen liegen noch nicht vor. Dabei wurden laut Aussagen des chinesischen Unternehmens Sinopharm etwa bereits mehr als eine Million Menschen geimpft.
Artikel Abschnitt: Wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe?
Wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe?
- Der Impfstoff von BioNTech und Pfizer schützt demnach zu rund 95 Prozent.
- Der Impfstoff von Moderna schützt zu rund 92 Prozent.
- Der Impfstoff von AstraZeneca soll einen Schutz von rund 70 Prozent bieten. Die Studie ist allerdings noch nicht abgeschlossen.
Weitere Angaben zum Artikel:
Wie der Impfschutz ermittelt wird
Anschließend wartet man ab und vergleicht anschließend, wie viele Menschen sich in der jeweiligen Gruppe angesteckt haben: Wie viele sind trotz Impfung krank geworden, wie viele ohne Impfung? Daraus berechnet man die Effektivität oder den Schutz des Impfstoffs. Für die Zulassung und die Impfempfehlungen ist noch wichtig, dass man auch die Wirkung in unterschiedlichen Altersgruppen und nach Menschen mit unterschiedlichen Vorerkrankungen vergleicht.
Artikel Abschnitt:
Das US-Unternehmen Moderna dagegen hat in seiner Studie untersucht, ob die Impfung die Verbreitung reduziert. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA schreibt in ihrem Abschlussbericht, dass sie davon ausgeht, dass die Verbreitung um mehr als 70 Prozent sinkt. Allerdings ist dieser Wert stark davon abhängig, wie wir uns verhalten. Vermutlich unterscheiden sich Alltag und Verhalten unter Pandemiebedingungen stark von dem vor der Pandemie. Daher bedarf es weiterer Studien.
Die ersten FDA-Analysen zeigen auch, dass der Impfschutz über die Altersgruppen für beide mRNA-Impfstoffe hinweg sehr ähnlich ist.
Artikel Abschnitt: Wie lange hält der Impfschutz?
Wie lange hält der Impfschutz?
Die WHO fordert von einem Impfstoff, dass er mindestens sechs Monate, optimal ein Jahr und länger vor Covid-19 schützt. Tatsächlich beantworten lässt sich das erst nach exakt diesem Beobachtungszeitraum. Die meisten Menschen wurden allerdings erst im Sommer geimpft.
Antikörper alleine scheinen nicht zu reichen
Hinzu kommt, dass es bei Menschen ohne Symptome nicht die neutralisierenden und spezifischen Antikörper waren, die einen schweren Krankheitsverlauf verhindert haben, sondern vermutlich die sogenannten T-Zellen. Sie können schon früher reagieren, denn Antikörper bildet das Immunsystem erst nach längerer Zeit aus.
Erste veröffentlichte Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige Impfstoffkandidaten sowohl die Antikörper- als auch eine T-Zell-Antwort verstärken können. Bislang ist allerdings unklar, wie lange diese Abwehrbarriere effektiv ist. Davon wäre abhängig, wie lange ein Schutz besteht – und ob man sich, ähnlich wie bei der Grippe, häufiger impfen lassen müsste.
Ob man nach einer Infektion immun wird, das erklären wir hier.
Artikel Abschnitt: Kann der Impfstoff sicher sein, wenn er so schnell entwickelt wurde?
Kann der Impfstoff sicher sein, wenn er so schnell entwickelt wurde?
Allerdings gibt es gute Gründe dafür, dass trotz Rekordtempo keine Sicherheitsabstriche gemacht werden mussten – das könnte Hoffnung machen, dass es auch in Zukunft schneller gelingt.
So wird ein Impfstoff entwickelt
Bevor ein Impfstoff auf den Markt kommt, muss er eine mehrstufige Testphase durchlaufen. Die Forschenden müssen nachweisen können, ob die Impfstoffkandidaten sicher und wirksam sind. In der Vergangenheit hat dieser Vorgang viele Jahre gedauert.

Der Vergleich mit den bisherigen Impfprojekten wird zwar häufig herangezogen, hinkt aber. Die notwendigen Phasen der Impfstoffentwicklung gelten auch während einer Pandemie – und trotzdem war vieles anders. Man könnte die Frage auch andersrum stellen: Warum dauert es denn sonst immer so verdammt lange?
Was Impfstoffprojekte normalerweise am meisten aufhält:
- Startschwierigkeiten
- Finanzierungsprobleme
- bürokratische Hürden
- einzelne klinische Studien
- wenig Probanden und wenig Infektionen
- mutationsfreudige Viren
Bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs ist die Situation aber eine andere:
Weniger Startschwierigkeiten
Bei neu auftretenden Infektionskrankheiten müssen Forschende erst einmal das ursächliche Virus untersuchen. Sie suchen nach der Angriffsstelle für das Immunsystem und damit dem Antigen, mit dem man den Körper auf die Virusabwehr trainieren kann. Anschließend (immerhin nach durchschnittlich zwei bis fünf Jahren) geht man damit in erste Tests. Diese Suche konnte man sich dieses Mal komplett sparen.
Im Fall von SARS-CoV-2 mussten die Forschenden nämlich nicht bei null anfangen. Schon früh war klar, dass das Virus ein SARS-ähnliches Coronavirus ist. Eine vollständige Gensequenzierung, die heute Standard ist, brachte über Nacht das Ergebnis: Das jetzige Virus stimmt in rund 80 Prozent und in vielen Eigenschaften mit den bekannten SARS- und MERS-Viren überein.
An diesen Viren, und damit auch am Spike-Protein, forschten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen schon seit 2002 und 2012. Auch Impfstoffe dagegen wurden getestet, doch die Forschung gerieten in eine Sackgasse, schließlich waren die beiden Ausbrüche schon Jahre vorbei – und damit auch kein Geld mehr in Sicht. Trotzdem: Das Spike-Protein sowie eine Bindungsdomäne des Virus waren sofort als mögliche Impfstoff-Kandidaten ausgemacht.
Keine Finanzierungsprobleme
Üblicherweise sind Forschungsprojekte für Pharmaunternehmen ein großes finanzielles Risiko. Nur die wenigsten Kandidaten werden am Ende erfolgreich zugelassen. In jeder Studienphase könnte der Kandidat scheitern.
Aus diesen Gründen wird nach jeder Testphase ganz nüchtern geschaut, wie viel Geld investiert werden muss – und ob sich das für die Unternehmen finanziell noch lohnt. Insbesondere wenn der Impfstoff angepasst und Studien wiederholt werden müssten.
Jetzt aber haben die Staaten finanzielle Hilfen geleistet, in Deutschland etwa 750 Millionen Euro für die Unternehmen BioNTech, CureVac oder IDT Biologika in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Andere Hersteller haben angesichts der Pandemie alle finanziellen Risiken in Kauf genommen und der Forschung absolute Priorität zugeordnet.
Die Unternehmen hatten so auch die finanzielle Möglichkeit, mehrere Studien parallel durchzuführen.
Weniger bürokratische Hürden
Die Unternehmen und Forschenden müssen ausführliche Studienprotokolle für die Tests erstellen, die Beobachtung und medizinische Betreuung der Probanden garantieren und festlegen, wie sie Sicherheit und Wirksamkeit nachweisen wollen.
Die WHO hat sowohl mit unabhängigen Gremien und in Zusammenarbeit mit führenden Herstellern geeignete Studienprotokolle entwickelt, um Verzögerungen oder Nachbesserungen zu vermeiden.
In diesem Jahr wurden verschiedene Studienphasen auch kombiniert, sodass von einer Phase-I- direkt in eine Phase-II-Studie übergegangen werden kann. Auch dieser Vorgang spart Zeit im Vergleich zu separaten Studien.
Die Studienergebnisse werden von den Zulassungsbehörden erst im Nachhinein kontrolliert und freigegeben. Während dieser Prüfung vergeht Zeit – zum Teil bis zu zwei Jahre.
In Europa haben die Unternehmen bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) in diesem Jahr schon von Beginn an ständig Ergebnisse übermittelt. Die Prüfung lief parallel. Tatsächlich konnten die Unternehmen so schnell von einer Studienphase in die nächste übergehen, während sonst mehrere Monate Leerlauf herrschte.
Hohes Infektionsgeschehen führt zu schnelleren Ergebnissen
Die Wirksamkeit eines Impfstoffs misst sich daran, wie viele Menschen sich in den unterschiedlichen Testgruppen infizieren. Eine Gruppe bekommt den Impfstoff, die Kontrollgruppe ein Placebo (meist eine Kochsalzlösung). Infizieren sich viel mehr Menschen in der Placebo-Gruppe als in der Impfgruppe, spricht das für die Wirksamkeit des Impfstoffs.
Wie viele Menschen sich aber während der Studie infizieren, das hat etwas mit der Verbreitung der Krankheit zu tun. Für Impfstoff-Studien ist es also optimal, wenn sich das Virus stark ausbreitet – so stecken sich schnell mehr Menschen an, man hat schneller Ergebnisse. Während der Pandemie haben die Hersteller ihre Probanden daher aus vielen Ländern rekrutiert, in denen viele Fälle auftreten – etwa in Brasilien, wo sich während der Sommermonate deutlich mehr Menschen infizierten als in Deutschland.
Geringe Mutation von Sars-CoV-2
Es gibt Viren, die so schnell mutieren, dass es trotz jahrzehntelanger Forschung nicht gelungen ist, eine Impfung gegen sie zu entwickeln. Das prominenteste Beispiel ist das AIDS-Virus.
Gegen die jährlichen Influenza-Viren braucht es ebenfalls ständig neu angepasste Impfstoffe. Für SARS-CoV-2 nimmt man derzeit weiterhin an, dass es nicht derart schnell und auch nicht zwangsläufig an den relevanten Stellen im Erbgut mutiert, als dass es die derzeitigen Impfstoffkandidaten umgehen kann.
Trotzdem: Mutationen gehören dazu. Mehrere Tausend Varianten sind bereits bekannt. Relevant werden sie vor allem dann, wenn sie die biochemische Struktur und damit auch die Funktion des Spike-Proteins verändern.
Antikörper können jedoch mehrere Stellen des Spike-Proteins erkennen und somit geht man derzeit davon aus, dass die Impfung auch vor anderen oder zukünftigen SARS-CoV-2-Varianten schützt. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass in Zukunft auch angepasste Impfungen nötig sein können.
Artikel Abschnitt: Was bedeuten Notfall- oder bedingte Zulassung?
Was bedeuten Notfall- oder bedingte Zulassung?
Die Staaten verzichten dabei auf bestimmte Daten, die zu diesem Zeitpunkt nicht vorliegen können. Der Schutz für Menschen älter als 75 Jahre etwa ging aus den bisherigen FDA-Unterlagen noch nicht eindeutig hervor, dafür waren zu wenige Personen in dieser Altersgruppe in Impf- und Placebo-Gruppe betroffen.
Ohne Zulassung keine Impfempfehlung
Eine Impfempfehlung konnte man trotzdem treffen, so etwa in Großbritannien – indem man auf Daten aus anderen klinischen Studienphasen zurückgegriffen hat: So hatte man in anderen klinischen Studien schon die Immunantwort von älteren Personen auf den Impfstoff gemessen, also die Antikörper-Konzentration oder die sogenannte T-Zellantwort.
Im Zusammenspiel dieser Daten konnten die Behörden annehmen, dass die Schutzwirkung auch für ältere Menschen gilt. Ob sie die vorläufig verlautbarten 90 Prozent halten können, werden wir sehen. Vermutlich wird die Wirksamkeit in dieser Altersgruppe etwas darunter liegen.
Grundsätzlich haben alle Länder in der EU die rechtliche Grundlage, die Option einer Notfallzulassung zu ziehen – dafür müssen die Unternehmen aber entsprechende Anträge einreichen. Das ist außer im Fall von Großbritannien nicht geschehen.
Bedingte Zulassungen haben ein Ablaufdatum
Die bedingte Zulassung der EMA ist auf ein Jahr beschränkt. Danach kann sie unter Voraussetzungen verlängert werden – oder aber die Impfung wird ordentlich zugelassen. So oder so: Die EMA verlangt von den Pharmaunternehmen, dass sie weiterhin Daten zu den Probanden liefern, mehr Daten zu anderen Altersgruppen und solchen Personengruppen sammeln, die bislang noch nicht geimpft und untersucht wurden.
Bei der bedingten Zulassung werden folgende Punkte überprüft:
- Sicherheit und Wirksamkeit in der Gruppe aller Personen, die den Impfstoff bekommen
- die Immunreaktionen
- die Nebenwirkungen etwa bei älteren Menschen oder Schwangeren
- die pharmazeutische Qualität und die Reinheit des Impfstoffs
- die Herstellung und Kontrolle von Chargen
- die Einhaltung der internationalen Anforderungen für Laboruntersuchungen und die Durchführung klinischer Prüfungen
- die Etikettierung und Packungsbeilage
- die Art und Weise, wie Risiken gehandhabt und überwacht werden, sobald der Impfstoff zugelassen ist
Auch eine Frage der Haftung
Eine Notfallzulassung hat auch noch einen weiteren Unterschied, nämlich den der Haftung. Bei einer Notfallzulassung übernimmt die Haftung teilweise der Staat. Denn, so das Argument: Im Falle einer Notfallzulassung entscheidet er sich angesichts der Situation für eine Zulassung, selbst wenn wichtige Daten fehlen oder nur Indizienhinweise vorliegen – oder wenn klinische Daten zur Wirksamkeit nicht ausreichen.
Artikel Abschnitt: Welche Nebenwirkungen kann es geben?
Welche Nebenwirkungen kann es geben?
Impfreaktionen nach der Impfung
Das waren die häufigsten Impfreaktionen auf den BioNTech-Impfstoff:
- Schmerzen an der Einstichstelle (84,1 Prozent)
- Müdigkeit (62,9 Prozent)
- Kopfschmerzen (55,1 Prozent)
- Muskelschmerzen (38,3 Prozent)
- Schüttelfrost (31,9 Prozent)
- Gelenkschmerzen (23,6 Prozent)
- Fieber (14,2 Prozent)
Damit sind die Impfreaktionen etwas stärker als beispielsweise nach einer Grippeimpfung.
Unerwünschte Nebenwirkungen der Impfung
In den allermeisten Fällen gab es bislang: keine. Bei einigen Menschen gab es eine Schwellung der Lymphknoten (64 von 22.000), bei vier Menschen eine vorübergehende Gesichtslähmung.
Man kann allerdings noch nicht eindeutig sagen: Ist das eine direkte Folge der Impfung – oder wäre das auch ohne die Impfung passiert? Die Gesichtslähmung etwa trat genauso häufig auf, wie es auch so in der Bevölkerung passiert.
Direkt am ersten Tag der Impfungen in England haben zwei Leute allergisch reagiert. Beide waren allerdings starke Allergiker und hatten Notfall-Pens mit Adrenalin dabei. Sie hätten also eigentlich gar nicht geimpft werden dürfen. Auch in den USA und in Kanada gab es eine Handvoll Fälle. In den Studien haben 0,6 Prozent der Geimpften allergisch reagiert – allerdings auch ähnlich viele in der Placebo-Gruppe.
Laut Angabe des in Deutschland zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) fallen die meisten Nebenwirkungen binnen weniger Monate auf.
Gibt es gefährliche Nebenwirkungen?
Die Studienphasen I bis III sollen die Sicherheit der Impfstoffe gewährleisten. In den Phase-III-Studien sind zehntausende Menschen geimpft worden: Bei BioNTech und Pfizer 22.000, bei Moderna 15.000. Es ist zwischen zwei und sechs Monate her, dass diese Leute geimpft wurden. Bisher konnten also nur die Nebenwirkungen erfasst werden, die in dieser Zeit und bei diesen Menschen aufgetreten sind.
Ob es nicht doch seltene Langzeitfolgen durch die Impfstoffe geben kann, weiß man noch nicht. Niemand kann garantieren, dass nicht vereinzelt doch Menschen durch die Impfung krank werden. Aber so ist es bei jeder Impfung und auch bei jedem Medikament: Es bleibt immer ein Restrisiko. Denn um sehr seltene Nebenwirkungen zu entdecken, muss man sehr, sehr viele Menschen impfen.
Ein Beispiel: Will man sehr seltene Nebenwirkungen nachweisen, die in einem von 100.000 Fällen auftreten, braucht es mindestens 300.000 geimpfte Personen. Also deutlich mehr Menschen, als in den bisherigen Studien mit mRNA-Stoffen geimpft wurden.
Sehr seltene Nebenwirkungen erst nach Markteinführung messbar
Solche seltenen Nebenwirkungen fallen also in der Regel erst auf, wenn der Impfstoff oder das Medikament auf den Markt kommt. Denn grundsätzlich gilt: Je mehr Menschen einen Impfstoff bekommen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sehr seltene Nebenwirkungen auffallen.
Als selten gelten Nebenwirkungen oder Komplikationen, die höchstens einen von 10.000 Menschen betreffen, oft sind sie noch seltener. Und solche Nebenwirkungen würde man auch dann vermutlich nicht entdecken, wenn man die Phase-III-Studien zu den mRNA-Impfstoffen noch viele Jahre weitergeführt hätte.
Autoimmunkrankheiten als Nebenwirkung?
Autoimmunreaktionen zählen zu den seltenen Reaktionen, die durch eine Impfung angestoßen werden können. Denn Antikörper, die wir gegen ein Virus bilden, können unter speziellen Bedingungen auch gesunde Strukturen angreifen. Und zwar dann, wenn Virusproteine oder Bestandteile einer Impfung zufällig eine sehr ähnliche molekulare Struktur haben wie ein Rezeptor in unserem Körper. Die Antikörper passen dann auf beides: das Virus, aber auch auf den Rezeptor. Unser Immunsystem will dann auch diese körpereigenen Zellen bekämpfen.
Aber: Nicht jede Autoimmunreaktion führt tatsächlich zu einer Krankheit, also einer Autoimmunerkrankung. Dafür müssen viele Faktoren zusammenkommen: unter anderem ein spezielles genetisches Profil. Autoimmunerkrankungen als Nebenwirkungen einer Impfung sind, wenn überhaupt, also sehr selten. Deshalb entdeckt man sie meist erst nach der Einführung eines Impfstoffes, wenn sie massenhaft eingesetzt werden.
Weitere Angaben zum Artikel:
Seltene Nebenwirkung: Narkolepsie nach Schweinegrippe-Impfung
Allerdings ist bis heute nicht eindeutig geklärt, wodurch die Narkolepsie damals ausgelöst wurde. Lange stand das Adjuvans AS03 in Verdacht, ein Booster, der die Impfreaktion beschleunigen sollte. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Auslöser ein bestimmtes Virusprotein gewesen ist, das auch in der Impfung war und einer Andockstelle im Gehirn ähnelt. Aber nur bei Menschen mit bestimmten Erbgutmerkmalen.
Artikel Abschnitt: Wie sind Todesfälle nach der Impfung zu bewerten?
Wie sind Todesfälle nach der Impfung zu bewerten?
Fast überall weltweit bekommen am Anfang vorranging ältere Menschen den Impfstoff. Also genau jene, die wegen ihres Alters und damit oft verbundenen Vorerkrankungen bereits ein erhöhtes Sterberisiko haben. Es war von vornherein abzusehen, dass in der Zeit nach den Impfungen Todesfälle unter diesen Geimpften auftreten werden.
In Norwegen sind 23 ältere Menschen nach der Impfung gestorben. Für 13 von ihnen wurde eine Obduktion durchgeführt. Es ist nicht auszuschließen, dass Fieber oder Durchfall, also erwartbare Nebenwirkungen, den sowieso schwierigen Gesundheitszustand dieser Personen verschlimmert hat. Ausreichend Belege dafür gibt es allerdings ebenfalls nicht.
Die norwegischen Behörden haben entgegen vieler Berichte jedoch ihre Empfehlungen nicht verändert. Sie haben allerdings erneut darauf hingewiesen, dass Ärzte insbesondere bei alten und geschwächten Menschen sehr gut abwägen sollen, welchen Nutzen oder Schaden die Impfung für die jeweilige Person hat.
Tod durch Impfung: In Deutschland bisher keine Hinweise
In Deutschland erfasst das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die aufgetreten unerwünschten Nebenwirkungen und Todesfälle. Es wurden bis zum 10. Januar etwas mehr als 50 schwerwiegende Impfreaktionen gemeldet und sieben Todesfälle von Menschen zwischen 79 und 93 Jahren. Bisher liegt laut PEI jedoch nur ein zeitlicher, kein kausaler Zusammenhang vor. Bessere Ergebnisse zeigen sich jedoch nach noch mehr Impfungen und zu einem späteren Zeitpunkt.
Sollten bei älteren Menschen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten, könnten sich die Ärzte bei der Impfung darauf einstellen und geschwächten Personen im Voraus Medikamente dagegen verabreichen.
Artikel Abschnitt: Sind mRNA-Impfungen für das Erbgut gefährlich?
Sind mRNA-Impfungen für das Erbgut gefährlich?
Die mRNA gelangt lediglich in die Zelle und wird dort abgelesen. Danach wird sie abgebaut.
Wenn mRNA in DNA in menschlichen Zellen umgebaut werden könnte, müsste das häufig passieren. Denn mRNA befindet sich ständig in jeder Zelle, und zwar zahlreich. Das Erbgut wäre ziemlich schnell kaputt, würde sich mRNA ständig in den Zellkern und das Erbgut einschleichen.
Für bestimmte Fälle gibt es eine Ausnahme
Um RNA in das menschliche Erbgut einzubauen, müsste man einen wesentlich höheren Aufwand betreiben – unter anderem müsste man sie erst mal in DNA umwandeln, denn ein wichtiger Baustein unterscheidet sich. Das können unsere Zellen aber nicht. Denn die entscheidenden Enzyme haben nur manche Viren: Retroviren, wie HIV – die haben ein besonderes Enzym, die reverse Transkriptase. Und die kann tatsächlich RNA in DNA umwandeln.
Aber Achtung, jetzt wird’s kompliziert: Selbst, wenn bei einem Menschen mit HIV rein zufällig das HI-Virus und der Impfstoff in derselben Zelle sind, ist die Antwort: Nein, mRNA kann trotzdem nicht in DNA umgewandelt werden.
Zwei Gründe:
- Das liegt daran, dass das Enzym der reversen Transkriptase bestimmte Startsequenzen auf einem RNA-Strang braucht, um seine Arbeit zu verrichten. Diese ist in der Impfstoff-mRNA aber nicht enthalten.
- Es gibt unterschiedliche Formen von RNA. mRNA ist für die sogenannte Translation gedacht, die Übersetzung zu Proteinen – ausschließlich durch das Ribosom.
Artikel Abschnitt: Was ist in den Impfungen enthalten?
Was ist in den Impfungen enthalten?
- RNA (in Form von messengerRNA)
- vier Fettsäuren (Lipide)
- vier Salze (Kochsalz, Kaliumchlorid, Kaliumdihydrogenphosphat, Dinatriumhydrogenphosphat)
- ein Zucker-Polymer (Sucrose)
- PEG (Polyethylenglykol)
Die Fettsäuren dienen als Hülle für das fragile mRNA-Molekül. Die Salze gleichen das Milieu der Impfung an das des Körpers an, das ebenfalls durch Salze auf natürliche Weise beeinflusst und aufrechterhalten wird.
PEG und Sucrose dienen dazu, die Impfung temperaturstabil zu halten. Polyethylenglykol kommt ebenfalls durch den Herstellungsprozess in die Impfung. Die Dosis ist sehr gering, deutlich geringer als etwa in Kosmetika wie Cremes und Salben, wo es üblicherweise eingesetzt wird.
Einige Studien deuten darauf hin, dass PEG Auslöser für allergische Reaktionen und allergische Schocks sein kann. Das trifft allerdings selten zu, wäre für eine großflächige Impfkampagne aber mehr als nur einen Blick wert.
Artikel Abschnitt: Wer sollte sich nicht impfen lassen?
Wer sollte sich nicht impfen lassen?
- Kinder: Es wurden zwar Daten für 12- bis 15-Jährige erhoben, diese lassen aber keine konkreten Aussagen zu. Die Impfempfehlungen gelten daher nur für Menschen ab 16 Jahren.
- Schwangere: Schwangere wurden vorsichtshalber von den klinischen Studien ausgeschlossen, sie sollen aber nachgeholt werden. Für sie gibt es bisher keine Daten. Diejenigen geimpften weiblichen Teilnehmer, die trotzdem schwanger wurden, reichen für eine Beurteilung nicht aus. Bislang gibt es aber auch keine Belege dafür, dass Schäden auftreten.
- Allergiker und Immunschwache: Menschen, die bereits Kenntnis über eine vorherige Impfallergie oder andere starke Allergien hatten, wurden von der Studie sicherheitshalber ausgeschlossen.
Personen mit HIV wurden (wenige) im späteren Verlauf der klinischen Studien eingeschlossen. In der Impfgruppe zeigten sich keine Besonderheiten.
Artikel Abschnitt: Können wir nach der Impfung auf Masken und Abstand verzichten?
Können wir nach der Impfung auf Masken und Abstand verzichten?
- Die Impfung muss vor schweren Verläufen schützen.
- Die Immunität sollte möglichst lange anhalten.
- Die Impfung sollte die Verbreitung des Virus reduzieren.
Drei Bedingungen und nichts, was man nicht auch von anderen Impfungen kennt. Das neue Coronavirus ist allerdings nicht einmal ein Jahr bekannt und daher wissen wir etwa noch nicht, ob die Impfung auch so lange oder sogar länger schützt. Es gibt aber einige Hinweise, die darauf hindeuten. Das ist insofern wichtig, als es natürlich eine gewisse Zeit dauert, Millionen Menschen zu impfen. Sollte bei den ersten die Immunität wieder versagen, würde alles wieder von vorne beginnen.
So oder so wird sich aber durch die groß angelegte Impfkampagne etwas tun. Die bisherigen Daten zeigen, dass schwere Verläufe durch eine Impfung sehr selten werden. Das entlastet die Intensivstationen und Krankenhäuser im Allgemeinen. Bis dieser Effekt eintritt, werden vermutlich einige Monate vergehen. Was ab dann passiert, ist jedoch offen.
Mit der weitreichenden Impfung kommen gesellschaftliche Debatten
Gerade jetzt ist die dritte Bedingung wichtig: Man geht davon aus, dass sich das Virus schlechter verbreitet, wenn es weniger schwere und symptomatische Verläufe gibt. Es wird jedoch nicht angenommen, dass die Impfung die Infektion und damit die Verbreitung vollständig verhindern kann. Heißt also: Es ist noch offen, wie gut die Impfung auch die Verbreitung des Virus abschwächt. Erste Ergebnisse dazu gibt es, weitere Studien laufen oder sind geplant.
Solange es keine guten Erkenntnisse gibt, werden auch Geimpfte Maske tragen müssen. Aus praktischer Sicht auch deshalb, weil man den Impfstatus nicht überall und jederzeit kontrollieren kann.
In einigen Monaten ist dann ein relevanter Teil der Risikogruppen geimpft und damit vermutlich vor Covid-19 geschützt. Was passiert dann? Und hier beginnt die Spekulation. Sobald die Todeszahlen sinken, die Intensivstationen wieder in einen Normalbetrieb übergehen könnten – was entscheidet dann die Gesellschaft?
Szenario A: Maßnahmen beibehalten
Man will die Infektionen weiterhin möglichst niedrig halten, um die nicht geimpften Risikopatienten weiterhin zu schützen (denn: Risikogruppen alleine schützen funktioniert nicht). Und auch, um eventuelle Langzeitschäden in der restlichen Bevölkerung zu verhindern. Dann sind Abstand, Maske und Hygiene weiterhin notwendig. Je nach Fallzahlen könnte gelockert werden.
Welche Langzeitschäden bei schweren und milden Verläufen auftreten, erklären wir hier.
Szenario B: Maßnahmen rasch lockern
Da das Gesundheitssystem womöglich nicht mehr so belastet ist wie im Winter, drängt man auf möglichst rasche Lockerung aller Maßnahmen. Die Impfquote in der übrigen Bevölkerung, die nicht zu den besonders Gefährdeten gehört, ist sehr gering. Die geringere Sterblichkeitsrate in jüngeren Gesellschaftsgruppen wird angesichts der sonstigen Schäden toleriert. Es findet eine Durchseuchung der jungen, ungeimpften Bevölkerung statt.
Im allerschlimmsten Fall könnten auch die sehr niedrigen schweren Verläufe unter der jungen Bevölkerung zu einer steigenden Belastung auf den Intensivstationen führen.
Gerade im Hinblick auf den Winter 2021 wird diese gesellschaftliche Entscheidung wichtig sein, denn ansonsten gelten dieselben Bedingungen wie in diesem Winter: Der Großteil der Bevölkerung ist immunologisch naiv und daher empfänglich für das Virus. Ob die Pandemie abebbt, ob der Status eher aus sozialen und gesellschaftlichen Gründen als aufgehoben gilt, das wird sich in den kommenden Monaten zeigen – eine zuverlässige Prognose gibt es dafür nicht.
AutorInnen: Mathias Tertilt und Lara Schwenner
Quellenangaben zum Artikel:
Social Sharing:
Artikel Überschrift:
Die „Wirksamkeit“ ist nicht diejenige, welche wir glauben, das sie ist. Es handelt sich bei der sogenannten auch in diesem Quarks-Artikel erwähnten Wirksamkeit z.B. vom Biontech-Impfstoff von 95% eigentlich um die sogenannte „relative Risikoreduktion“, bei „Moderna“ entsprechend 94%. Bei der Biontech-Studie gab es in der Impfgruppe 8 Fälle von Covid-19… Weiterlesen »
Es handelt sich bei der sogenannten auch in diesem Artikel erwähnten Wirksamkeit z.B. vom Biontech-Impfstoff von 95% eigentlich um die sogenannte „relative Risikoreduktion“, bei „Moderna“ entsprechend 94%. Bei der Biontech-Studie gab es in der Impfgruppe 8 Fälle von Covid-19 und in der Placebogruppe 162 Covid-19 Fälle (im Beipackzettel von Biotech… Weiterlesen »
Das Leben ist geprägt von Abschätzen von Risiken:
Auf der einen Seite steht das Risiko, mich mit Corona zu infizieren, und das Risiko der Spätfolgen, siehe:
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-01/corona-in-wuhan-url-coronavirus-wuhan-spaetfolgen-statistik-forschung?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Auf der anderen Seite stehen die Risiken der Impung, siehe:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/31123-corona-und-allergien-impf-experten-reden-klartext
Für mich ist dabei die Impfung der klare Gewinner.
@administrator : Gibt es eine Möglichkeit, die ich jetzt leider nicht erkenne, einzelne Beiträge auszudrucken ( außer copy/ paste ) ? Danke für eine Antwort.
Strg / Befehl + P im Browser Deiner Wahl sollte zum Erfolg führen 🙂
Hallo, das es bei Impfungen Nebenwirkungen geben kann, ist klar. Aber angesichts keiner Erfahrung bezüglich Spätfolgen ( in 2,3,5 Jahren ), werde ich erstmal abwarten und , falls es so kommt, persönliche Einschränkungen akzeptieren. Niemand wird bei diesem Impfstoff garantieren, daß ich nicht durch ihn, in späteren Jahren an Spätfolgen… Weiterlesen »
Hallo Ralf, die mRNA Impfung kann keine Krankheit auslösen, da kein Virus enthalten ist. Es ist nicht wie bei den klassischen Impfungen.